Kommentar:Auf den Felsen gesteuert

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"Ich darf Sie bitten, diese Personalien auf Ihrer Mitgliederversammlung zu bestätigen." Mit einem knappen Brief will DOSB-Chef Hörmann die Trainerakademie-Führung loswerden. Das lässt beunruhigende Schlüsse zu.

Von Claudio Catuogno

Führung und Steuerung sind gefragt im deutschen Sport, darauf hat soeben Michael Vesper hingewiesen, der Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes. Der Leistungssport stellt sich ja gerade ganz neu auf, man will mehr Medaillen, und vom DOSB werde da "allenthalben mehr sportfachliche Führung und klare Steuerung erwartet", sagte Vesper der FAZ - weshalb es aus seiner Sicht nur konsequent ist, dass der DOSB jetzt auch einen eigenen Mann an der Spitze der Trainerakademie in Köln sehen will. Dirk Schimmelpfennig, der für Leistungssport zuständige DOSB-Vorstand, soll den Vorsitz des Trägervereins übernehmen.

Warum auch nicht: Das Institut heißt "Trainerakademie des DOSB", wer dort den Abschluss macht, ist "Diplom-Trainer des DOSB". Wer zahlt, schafft eben an - doch schon da beginnt jetzt der Widerspruch. Zum Führungsanspruch des DOSB passt nämlich nicht recht, dass vor allem der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen den Etat der Akademie tragen - der DOSB wiederum hat seine eh nicht üppigen Zuwendungen gerade von 37 000 Euro um 5000 Euro jährlich gekürzt. Ohne jede Vorwarnung.

Und die Personalie Schimmelpfennig hat der DOSB-Präsident Alfons Hörmann folgendermaßen gesteuert: Er hat Thomas Weikert, dem bisherigen Trägerverein-Vorstand, einen knappen Brief mit den neuen Personalien geschrieben: "Ich darf Sie bitten, diese Personalien auf Ihrer Mitgliederversammlung am 24. November zu bestätigen." Ungeschickter geht es kaum. Weikert ist als Präsident des Tischtennis-Weltverbands ITTF einer der letzten international profilierten deutschen Sportfunktionäre. Weist man so einen schriftlich an, gefälligst seine eigene Abwahl zu organisieren? Weikert wehrt sich nun. Nicht, weil er an dem Stuhl klebt, den er 2008 erst auf Drängen des damaligen DOSB-Chefs Thomas Bach übernahm. Sondern, weil er die Vorgehensweise als "des DOSB nicht würdig" empfindet.

Der Vorgang hat Signalwirkung über die Kölner Trainerakademie hinaus. Wer, wie Alfons Hörmann, den Steuerknüppel beansprucht im deutschen Sport, sollte das Schiff halt auch am Felsen vorbei steuern statt frontal darauf zu.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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