Kommentar:Ärger über die DOSB-Spitze

Lesezeit: 1 min

Das Unbehagen über das Führungsduo des Olympischen Spitzensports in Deutschland wird lauter, nicht nur der Streit um die Reform der Förderung rückt DOSB-Chef Hörmann in kein gutes Licht.

Von Johannes Aumüller

Seit Monaten rumort es kräftig im deutschen Sport, jetzt dringen die Spannungen nach außen. Es geht aktuell um die Frage, wer bei und nach der Reform des Spitzensports wie viel Einfluss hat. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beansprucht die klare Führungsrolle, manche Spitzenverbände und das Innenministerium als Geldgeber sehen das etwas anders. Als Thema ist das konfliktträchtig genug, aber Grundsätzliches kommt dazu. Bei vielen Verbänden gibt es inzwischen eine tiefe Ablehnung gegen die DOSB-Spitze aus Präsident Alfons Hörmann und Vorstandschef Michael Vesper.

Bilanz und Auftreten dieses Duos in jüngster Zeit lesen sich in der Tat verheerend. Da war die am Bürger-Votum gescheiterte Olympia-Bewerbung Hamburgs und der verblüffende Umgang damit: Wir haben uns nichts vorzuwerfen, folgerte Hörmann. Da waren auch die Themen, die aus Hörmanns Berufsleben in den Sport hinein lappten. Vor acht Jahren war er als Chef des Dachziegelherstellers Creaton vom Kartellamt wegen der angeblichen Teilnahme an "wettbewerbsbeschränkenden Absprachen" mit einer Geldbuße von 150 000 Euro belegt worden. Rund um seine Wahl 2013 beteuerte Hörmann, er sei nie an Preisabsprachen beteiligt gewesen. 2015 zog er den Einspruch zurück und sprach plötzlich von einem "Fehler" - ausgerechnet in dem Bereich, in dem es um den zentralen Sportgedanken geht: fairen Wettbewerb. Und seit Jahresbeginn herrscht Ungewissheit wegen der Trennung zwischen Hörmann und seinem nur zufällig namensgleichen Arbeitgeber Hörmann aus Kirchseeon, die nun eine gerichtliche Angelegenheit ist.

Zugleich wurde der Vertrag des ohnehin schon lange umstrittenen Vorstandschefs Michael Vesper verlängert. Die Umstände waren besonders merkwürdig, weil der Good-Governance-Beauftragte Jürgen Thumann wegen Vorwürfen gegen Vesper aktiv geworden war. Er kam zwar zu dem Schluss, dass Vesper kein Verstoß gegen Gesetze oder den Ethik-Kodex des DOSB nachzuweisen sei, fügte aber an: "Allerdings wird sein Verhalten, so wie es von Hinweisgeberinnen geschildert worden ist, teilweise nicht dem Amt des Vorstandsvorsitzenden gerecht. Das Präsidium sollte ihn an seine hervorgehobene Stellung und an seine Vorbildfunktion erinnern."

In vielen Bereichen fühlen sich Verbandsvertreter seit Längerem ignoriert und bevormundet, mäßig informiert und schlecht repräsentiert. Es geht gerade um eine Reform des Spitzensports - aber der deutsche Sport muss sich auch fragen, wer ihn in Zukunft führen soll.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: