Kleines Derby:Remis mit zwei Siegern

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Am Ende bleibt sogar Zeit für Umarmungen: Freiburg und Hoffenheim spielen 1:1 - und können beide damit leben. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Freiburg und Hoffenheim bieten ein 1:1 auf hohem Niveau: mit viel Verve und taktischen Feinheiten.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Nein, ein "Derby" im gewohnten Sinn war es nicht, was da am Samstag in Freiburg zur Aufführung stand - selbst wenn beide Kontrahenten im badischen Teil Baden-Württembergs beheimatet sind. Doch ansonsten fehlte dem Duell alles, was ein staatlich geprüftes Derby ausmachen könnte: eine über das Sportliche hinausgehende Brisanz beispielsweise, oder auch nur ein gesteigertes öffentliches Interesse. Hoffenheim ließ sich im 190 Kilometer entfernten Freiburg diesmal aber immerhin von gut 1500 Fans unterstützen - doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren. Dass Chefcoach Julian Nagelsmann am vergangenen Wochenende "keinerlei Verständnis" für die Passivität der eigenen Zielgruppe gezeigt hatte, hat also offenbar Früchte getragen. Vielleicht.

Doch so sehr sich der ehrgeizige Coach über die für Hoffenheimer Verhältnisse beachtliche Unterstützung aus dem Südosten des Schwarzwaldstadions freute - in der 56. Spielminute dürfte sich dennoch ein großer schwerer Kloß in seinem Hals breitgemacht haben. 55 Minuten lang war es schließlich seine Mannschaft gewesen, die das Spiel dominiert hatte. Und dann verwandelte Freiburgs Maximilian Philipp doch tatsächlich im Nachschuss einen Foulelfmeter zur 1:0-Führung für den Gegner (56.). Zuvor hatte Kevin Vogt Freiburgs Angreifer Florian Niederlechner von den Beinen geholt, der Pfiff war unstrittig.

Während die Führung glücklich war, verdiente sich der SC den Erfolg in der Folgezeit - auch wenn es am Ende "nur" ein Teilerfolg, nämlich ein 1:1 wurde.

Denn nur vier Minuten nach dem 1:0 erzielte Andrej Kramaric den Ausgleich, nachdem er ein schönes Dribbling am Strafraumrand mit einem noch schöneren Drehschuss in den Winkel abgeschlossen hatte (60.). "Ärgerlich, dass das Gegentor in unsere beste Phase fiel", fand SC-Kapitän Julian Schuster, der das Ergebnis dennoch "gerecht" fand. Und dann folgte ein Satz, der noch unzweifelhafter richtig war: "Das war ein Spiel, das auch taktisch auf sehr hohem Niveau war", sagte Schuster unter Verweis auf mehrere Systemwechsel während der Partie. "Gegen Freiburg muss man immer wachsam sein", fand der starke Hoffenheimer Mittelfeldmann Sebastian Rudy. "Insgesamt waren wir aber die bessere Mannschaft".

Einträchtig im Biergarten

Derby hin oder her - Menschen, die beim Fußball in erster Linie unterhalten werden möchten, kamen an diesem frühlingshaften Nachmittag voll auf ihre Kosten. Freunde des gepflegten Balles sowieso. "Ein tolles Spiel" hatte dann auch Freiburgs Trainer Christian Streich gesehen. "Weil beide Mannschaften immer versucht haben, die Situationen konstruktiv zu lösen." So war es, hirnlos nach vorne gebolzte Bälle empfinden beide Trainer als ehrenrührig, sie haben deshalb auch gar nicht erst das Personal für schlichten Fußball in ihre Kader geholt.

Wenn zwei Mannschaften, die in dieser Hinsicht so ähnlich strukturiert sind, aufeinandertreffen, gewinnt entweder die mit den besseren Individualisten (Hoffenheim), oder das Spiel wogt so munter hin und her wie es im kompletten zweiten Durchgang der Fall war. "Ich glaube, heute haben beide Mannschaften den Zuschauern einiges geboten", fand deshalb SC-Keeper Alexander Schwolow, der mit einigen tollen Paraden viel zum Unterhaltungswert es Ganzen beigetragen hatte.

Die Stimmung im Publikum schätzte er dabei so richtig ein wie die Flugbälle der Hoffenheimer Schüsse: Selbst die beiden Fangruppen, die sich während des Spiels wütend geographische Grundkenntnisse entgegen geschleudert hatten ("Nordbaden" versus "Südbaden"), standen nach dem Spiel einträchtig im angrenzenden Biergarten beisammen - und tranken gemeinsam Bier aus dem Schwarzwald.

© SZ vom 12.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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