Karriereende:16 Winter, 312 Weltcups

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Jetzt ist es gut: Skispringer Michael Neumayer, 37, gibt nach einer langen Laufbahn mit vielen Team-Medaillen sein Karriereende bekannt. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Michael Neumayer gelangen nie die großen Einzelsiege, dennoch zählt er zu den bedeutendsten deutschen Skispringern. Mit 37 Jahren hört er nun auf.

Von Volker Kreisl, München

In seiner letzten Weltcupsaison wirkte Michael Neumayer so, als wüsste er, was ihm im März bevorsteht. Der Skispringer aus Bad Reichenhall war immer noch locker in vielen Finals dabei, aber doch immer so früh dran, dass er die Besten von unten studieren konnte. Manchmal plauderte Neumayer mit anderen Springern oder mit Reportern, manchmal schaute er noch nachdenklich hinauf, ehe er die Ski über die Schulter legte, und wie in den 16 Wintern zuvor aus dem Rund marschierte. Mit jedem Weltcup des Winters 2016 wusste er wohl gewisser, dass es langsam gut sei. Am Mittwoch hat der 37-Jährige seinen Abschied bekanntgegeben. "Es ist an der Zeit aufzuhören", sagte er.

Seit seinem ersten Auftritt in der obersten Skisprung-Klasse Ende Dezember 2000 hat Neumayer 312 Weltcups bestritten. Als Einzelspringer hatte er es nie zu großen Titeln gebracht, seine beste von drei Podiumsplatzierungen im Weltcup war Rang zwei beim Skifliegen in Vikersund/Norwegen 2013. Sein erster großer Erfolg gelang ihm 2005, mit der Mannschaft gewann er die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf, es war die erste von fünf großen Teammedaillen. Neumayer war über viele Jahre ein sehr stabiler Athlet, und er war vor allem ein wichtiger Mannschaftssportler.

Sein längster Satz überspannte sozusagen mehr als die grob 225 Meter vom Absprung bis zur Landung auf einem Skiflughang. Es war der Zeitensprung aus dem deutschen Erfolgsteam der Phase von Sven Hannawald und Martin Schmitt hinüber in die Mannschaft um Severin Freund und Richard Freitag. "Mit Michael Neumayer tritt einer zurück, der über Jahre hinweg das deutsche Skispringen hochgehalten hat", sagt Bundestrainer Werner Schuster, "gerade in der Umbauphase hat er große Verantwortung für das Team übernommen." Neumayer war da schon fast 30 und gab den Nachrückenden den einen oder anderen Tipp. Und er brachte wichtige Ergebnisse in der Zeit, als Schmitt schon nach seiner Form suchte und Freund noch nicht so weit war. Die Vierschanzentournee 2007/2008 schloss Neumayer als Dritter ab, beim Springen in Garmisch war er damals auf Platz drei gekommen. Hätte er einen weniger technischen und dafür eleganteren Flugstil gezeigt, so hätte er wohl häufiger bessere Haltungsnoten bekommen. Womöglich wäre Neumayer bei den Olympischen Spielen 2006 ein Coup gelungen. Trotz der größten Weiten wurde er in Turin aber nur Elfter.

Neumayers eindrucksvollstes Olympia-Erlebnis bleibt somit das in Vancouver 2010: Er gewann Team-Silber mit dem jungen Andreas Wank, mit Michael Uhrmann und Martin Schmitt. Es war mitten im Übergang zwischen der alten der und neuen Erfolgsperiode.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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