Kalte Dusche  für Berlin:Dämpfer zur rechten Zeit

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Hertha-Trainer Pal Dardai scheint fast erleichtert über die Niederlage zu sein - das Gerede über die Europa League dürfte verstummen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es ist für die Berliner eine vergleichsweise neue Erfahrung, im Almanach blättern zu müssen, um sich vor Augen zu führen, wann die letzte Heimniederlage ihrer Hertha war. Sie ereignete sich am 3. Mai 2015, also vor knapp einem halben Jahr. Auch damals hieß der Gegner Borussia Mönchengladbach, der Klub vom Niederrhein siegte seinerzeit mit 2:1. Am Samstag unterlag die Hertha gar mit 1:4, doch dem Trainer der Berliner kam das gar nicht ungelegen. Im Gegenteil: "So eine kalte Dusche ist gar nicht so schlecht für Berlin", sagte Pal Dardai, "einige haben hier ja schon von der Europa League geredet."

Siebzehn Punkte hat die Hertha in der laufenden Saison geholt, ist mithin auch nach der Heimpleite gegen Gladbach fester Bestandteil der oberen Tabellenhälfte der Bundesliga geblieben. Zudem glückte der Sprung in die dritte Runde des DFB-Pokals. Aber gegen die Mannschaft der Stunde, die ihre vergangenen sechs Bundesligaspiele gewonnen hat, wurde ein qualitativer Unterschied deutlich, den wohl auch Dardai gerne etwas kleiner gesehen hätte. Der "Matchplan", der in den vergangenen Wochen so oft funktioniert hatte, ging gegen die Fohlen nicht einmal ansatzweise auf, die üblicherweise stabilisierenden Faktoren wie Mittelfeldmotor Per Skjelbred oder Vladimir Darida zeigten erstaunliche Konzentrationsschwächen. "Gladbach war ein Top-Gegner. Wir sind noch weit weg davon, eine Top-Mannschaft zu sein. Es fehlt viel", sagte Dardai. Erschwerend kam hinzu, dass der bosnische Angreifer Vedad Ibisevic wegen seiner Sperre nur auf der Tribüne sitzen durfte.

Gleichwohl fand Dardai auch eine Ursache für die Niederlage, die zumindest das in den vergangenen Wochen zurecht gewachsene fußballerische Selbstwertgefühl seiner Elf schützt: Nach der "englischen Woche" mit dem 120-minütigen Pokalfight beim unterklassigen FSV Frankfurt sei der körperliche Verschleiß offenbar gewesen. Statt Straftraining schickte Dardai daher nach der Partie seine Mannschaft zum Auslaufen zurück ins leere Olympiastadion und gab ihr bis zum Dienstag frei.

© SZ vom 01.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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