Jan Ullrich:"Ich werde mich zur Wehr setzen!"

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Angriff ist die beste Verteidigung: Auf seiner Homepage kündigt Jan Ullrich an, gegen die Vorwürfe kämpfen zu wollen.

Die "Akte Jan Ullrich" füllt sich mit immer mehr Details der spanischen Doping-Ermittler, doch die Verwirrung um den juristischen Wert der Anschuldigungen wird auch immer größer. Obwohl nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bei der Guardia Civil angeblich "viele Beispiele von Doping-Handlungen des Herrn Ullrich" vorliegen, darf der deutsche Radstar weiter hoffen, ohne eine Sperre davonzukommen.

Jan Ullrich geht in die Offensive. (Foto: Foto: AP)

Mehr noch: Inzwischen geht der 32-Jährige seinerseits in die Offensive. "Ich werde mich zur Wehr setzen", kündigte Ullrich auf seiner Homepage an.

Während der für ihn zuständige Schweizer Radsport-Verband und die wegen Betrugsverdachts ermittelnde Bonner Staatsanwaltschaft schwierige und langwierige Verfahren im Fall Ullrich erwarten, sieht sich der Verdächtige selbst als Opfer einer "Rufmordkampagne". Zu den neuen belastenden Details aus dem Ermittlungsbericht, die unter anderem regelmäßige Kontakte des ehemaligen T-Mobile-Fahrers zum Madrider Doping-Arzt Eufemiano Fuentes dokumentieren sollen, schweigt er sich aus.

In seinen Verlautbarungen im Internet, seit Monaten das mehr oder weniger einzige Forum für Ullrich-Statements, greift der Wahl-Schweizer seinen Verband Swiss Cycling an. Die am Freitag veröffentlichte Erklärung der Schweizer, mittlerweile im Besitz eines vervollständigten Dossiers der spanischen Ermittler zu sein, das die Grundlage für ein Disziplinarverfahren gegen Ullrich ist, bezeichnete dieser schlicht als falsch.

Nicht der verantwortliche Untersuchungsrichter, sondern lediglich der Weltverband UCI habe die Dokumente abgestempelt. "Herr Ullrich darf natürlich jederzeit sagen, was er will, aber wir werden das nicht mehr kommentieren", meinte Swiss-Cycling-Geschäftsführer Lorenz Schläfli.

Damit bleiben die Unterlagen offenbar juristisch anfechtbar. "Sie sind nichts wert", behauptet der Madrider Rechtsanwalt des ebenfalls beschuldigten Ansbacher Radprofis Jörg Jaksche. Der Jurist beruft sich darauf, dass das zuständige Gericht in der spanischen Hauptstadt die Ermittlungsergebnisse für alle Verfahren gegen die Sportler gesperrt hat und sie nur im Verfahren gegen Fuentes zulassen will. Damit dürfte auch die Staatsanwaltschaft in Bonn Probleme bekommen. "Es ist ein sehr schwieriges Verfahren", räumte Sprecherin Monika Nostadt-Ziegenberg ein.

Für weitere Verwirrung sorgt die angebliche DNA-Probe Ullrichs, die entgegen anderslautender früherer Aussagen wohl doch bei der Schweizer Polizei vorliegen soll. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, lieferte der frühere Tour-Sieger nach seiner Rückkehr aus den Flitterwochen Mitte September bei den Behörden eine Speichelprobe ab. Bis dahin hatte Ullrich einen DNA-Test stets verweigert, da er "kein Mörder oder Verbrecher" sei.

Durch einen DNA-Abgleich könnten mögliche Dopingvergehen Ullrichs aufgedeckt werden. Im Zuge der Razzia in Spanien waren Blutbeutel mit der Aufschrift "Jan" gefunden worden, die offenbar dem deutschen Radprofi zugeordnet werden. Darüber hinaus sollen die Behörden in der Lage sein, mehrere Aufenthalte des Olympiasiegers von 2000 in Madrid zu dokumentieren - offenbar mit Hilfe von Fotos.

Demnach sei Ullrich seit 2003 mehrfach in Madrid abgestiegen, bevorzugt im Hotel Pio XII. Dort waren von der spanischen Polizei auch die zwei Blutbeutel mit der Aufschrift "Jan" in einem Mülleimer sichergestellt worden. Auch ein Ullrich-Foto mit persönlicher Widmung soll bei Fuetes gefunden worden sein. Ullrich hatte bei T-Mobile eidesstattlich versichert, Fuentes überhaupt nicht zu kennen.

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