Jackie Stewart:"Der Jetset des Motorsports"

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Jackie Stewart gehört zur Formel 1 wie der Glamour zu Monte Carlo. Im sueddeutsche.de-Interview spricht er über die Besonderheiten von Monaco, seine Siege und den Favoriten in diesem Jahr.

sueddeutsche.de: "Jackie Stewart, welche Erinnerungen verbinden Sie mit Monaco?"

Liebt den Glamour in Monaco: Jacjie Stewart. (Foto: Foto: dpa)

Jackie Stewart: "Es ist jedes Jahr das Gleiche: Monaco hört nie auf, glamourös zu sein, aufregend oder bunt. Das ist der Jetset des Motorsports, die Riviera, wie sie leibt und lebt. In diesem Jahr ist das Wetter fantastisch. Die Jachten werden immer größer, auch die Motorhomes im Paddock - und es sind mehr Journalisten hier als je zuvor. Dieser Grand Prix ist eines der großartigsten Sportereignisse der Welt."

sueddeutsche.de: "Gibt es irgendwelche besonderen Berühmtheiten, die Sie in all den Jahren hier getroffen haben?"

Stewart: "Früher fanden oft die Filmfestspiele in Cannes parallel statt, da waren natürlich viele so genannte Superstars beim Grand Prix. Elizabeth Taylor war hier, Betty Davis, Peter Sellers. Die heutigen Superstars erkennt man ja oft nicht einmal mehr, wenn nicht gerade ein paar Kameras um sie herumschwirren. In den Köpfen der meisten Menschen waren die damaligen Stars größere Stars als die heutigen. Monaco zieht aber immer noch die Leute an: Rod Stewart kommt seit Jahren hierher, Phil Collins war da, ich habe Sean Connery einmal mitgebracht. Wenn man diesen Leuten einen, sagen wir, privilegierten Zugang anbietet, wie sie es gewöhnt sind, dann wollen sie kommen, denn Monaco versprüht ein Kribbeln, dass jedes andere Sportereignis, das ich kenne, bei weitem übertrifft."

sueddeutsche.de: "In den vergangenen sechs Jahren gab es sechs verschiedene Sieger. Ist das ein Merkmal von Monaco, dass es ein unvorhersehbares Rennen ist?"

Stewart: "Monaco ist ein wahnsinnig schwierig zu gewinnendes Rennen. Du musst auf der Straße bleiben, du musst ein zuverlässiges Auto haben, aber gerade hier macht man leicht einen Fehler, denn man kann sich so leicht ein Rad abfahren oder die Radaufhängung zerschmettern oder eine Mauer küssen. Monaco verzeiht nichts. Es ist keine moderne Rennstrecke, wo man neben die Strecke fahren kann, ohne dass einem etwas passiert. Die Fahrer müssen präzise sein und sie brauchen ein Auto, das leicht zu fahren ist, das eher eine Einladung zum Fahren als eine Herausforderung ist. Ein nervöses Auto im Rennen ist ein Albtraum, denn dann verbringst du die ganze Zeit damit, das Auto zu bändigen, aber du kannst dich nicht darauf konzentrieren, das Rennen zu gewinnen."

sueddeutsche.de: "Erinnern Sie sich an Ihre eigenen Siege hier?"

Stewart: "Ich habe drei- oder viermal in Monaco gewonnen. Ich habe zum Beispiel das Formel-3-Rennen gewonnen, das sogar wichtiger war als der Grand-Prix-Sieg, denn dadurch bin ich überhaupt erst in die Formel 1 gekommen. Ich habe drei Grands Prix gewonnen. Mein letzter Sieg war besonders erinnerungswürdig, denn ich wusste, dass ich nie mehr als Fahrer hierher zurückkehren würde. Ich hatte die Entscheidung, meine Karriere am Jahresende zu beenden, schon im April getroffen. Als ich an den Start ging, wusste ich also: Das war's in Monaco! Dann zu gewinnen, war ein märchenhafter Abschied. Wenn ich damals nur noch ein Rennen gewinnen dürfen hätte, dann hätte ich mich für Monaco entschieden, ganz klar."

sueddeutsche.de: "Und es war immer etwas Besonderes, nach einem Sieg bei Fürst Rainier in der Fürstenloge zu stehen, nicht wahr?"

Stewart: "Nicht nur Fürst Rainier, sondern Prinzessin Grazia machte den Grand Prix noch glamouröser, als er ohnehin schon war. Das Fürstentum war immer schon eine Jetsetdestination, aber durch Prinzessin Grazia wurde das noch verstärkt. Die Kombination von Fürst Rainier und Prinzessin Grazia repräsentierte genau das, was wir uns für unseren Sport wünschten: Bescheidenheit und Stil, Exklusivität und Glamour, das Mittelmeer auf der einen, die Berge auf der anderen Seite, Hotels, teure Restaurants, schöne Mädchen. Da waren alle Zutaten da."

sueddeutsche.de: "Sprechen wir über dieses Jahr. Sehen Sie einen Favoriten?"

Stewart: "Ferrari und McLaren stehen über alle anderen. Ihre Kombination aus Fahrern, Chassis und Motor ist am stärksten. Das sind die beiden besten Autos. Massa und Räikkönen für Ferrari sind sehr gute Rennfahrer mit einer großen Zukunft, und auf der anderen Seite steht der Doppelweltmeister Fernando Alonso mit Lewis Hamilton. Jeder dieser vier Fahrer kann den Grand Prix gewinnen. Und dann gibt es noch ein paar andere, die mit ein bisschen Glück gerade in Monaco für eine Überraschung sorgen könnten."

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