Interview mit Totti:"Über den ersten Witz habe ich mich noch geärgert"

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Francesco Totti, 27, Stürmer des AS Rom und der italienischen Nationalelf, ist nicht nur einer der schönsten Spieler bei der EM, sondern hat auch erstaunlich viel Humor. Er veröffentlichte ein Buch mit den besten Witzen ­ über sich selbst.

Interview: Jenny Friedrich-Freska

Herzlichen Glückwunsch, Herr Totti, Ihr Buch Alle Witze über Totti ist ein unglaublicher Erfolg in Italien!

Ja, ich bin höchst zufrieden! Wir haben schon eine Million Exemplare verkauft. Dieser Erfolg kam für mich völlig unerwartet.

Wie ging der erste Witz, den Sie über sich selbst gehört haben?

Ich kenne eigentlich gar nicht so viele und an den allerersten kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass er mich schon ein bisschen wütend machte. Ich konnte jedenfalls nicht darüber lachen, vor allem weil auch meine Eltern und meine Freunde darin vorkamen.

In fast allen Witzen geht es darum, dass Sie nicht gerade der Hellste sind. Einer lautet zum Beispiel: Totti legt ein Puzzle, nach sechs Monaten ist er fertig. Dann liest er auf der Packung: "von drei bis sechs Jahren". "Aaah", ruft Totti, "ich bin ein Genie!" In Italien müssen eigentlich nur Polizisten noch fiesere Witze über sich ertragen. Ärgert es Sie, dass man sich gerade über Ihre Bildung lustig macht?

Ja, am Anfang hat mich das geärgert. Jetzt nicht mehr, vor allem weil dank der Witze und dem Verkauf des Buches vielen Menschen geholfen werden kann. Die Erlöse gehen nämlich an Unicef.

Können Sie sich erklären, wie die Witze über Sie entstanden sind? Ich weiß es nicht genau. Vielleicht weil ich sehr berühmt bin und den typischen Römer verkörpere.

Erzählen Ihnen Ihre Kollegen vom AS Rom manchmal neue Totti-Witze? Nein, ich bin ja der Kapitän und sie haben Respekt vor mir. Es kann aber vorkommen, dass ich ein paar Witze über mich erzähle.

Ein Buch mit Witzen über sich selbst herauszubringen zeugt von einem gewissen Maß an Selbstironie...

Am Anfang war ich von der Idee natürlich nicht sehr überzeugt. Aber nach längerem Überlegen habe ich doch den Rat meiner Familie und meiner Freunde befolgt, die sagten, ich solle das Buch machen. Hätte ich gewusst, dass es so einschlagen wird, hätte ich es natürlich schon viel früher veröffentlicht.

Millionen Frauen werden sich während der Europameisterschaft die Italien-Spiele nur Ihretwegen ansehen. Von Ihren Qualitäten als Fußballer mal abgesehen: Möchten Sie lieber für Ihr Aussehen oder Ihren Charakter verehrt werden?

Ehrlich gesagt, interessiert mich am meisten, dass meine Fähigkeiten als Fußballer gewürdigt werden.

Es gibt da diesen Witz, in dem ein Journalist Sie fragt: "Carpe diem ­ist das auch Ihr Lebensmotto, Herr Totti?", und Sie antworten: "Es tut mir Leid, ich spreche kein Englisch." Wie werden Sie sich bei der EM mit Spielern aus anderen Ländern unterhalten?

Na ja, einige Worte Englisch habe ich inzwischen schon gelernt.

Glauben Sie, dass die Totti-Witze irgendwann wieder verschwinden werden?

Ich hoffe nicht! Ich möchte lieber noch viele weitere Bücher machen und mit dem Geld Gutes tun.

Erzählen Sie doch mal Ihren Lieblingswitz über sich selbst!

Schlagzeile in einer italienischen Zeitung: "Die Bibliothek von Totti ist in Flammen aufgegangen, sie enthielt zwei Bücher." Totti ist verzweifelt: "Verdammt, das zweite hatte ich noch gar nicht ausgemalt!"

Freuen Sie sich, wenn Sie einen neuen guten Totti-Witz hören?

Klar. Ich hoffe, es gibt schnell wieder viele neue, für das nächste Buch.

Ist es nicht merkwürdig, dass die Italiener Sie einerseits vergöttern und sich gleichzeitig so über Sie lustig machen?

Finde ich nicht. Für Italiener und besonders für uns Römer ist Witze über jemanden zu reißen eine Form, seine Zuneigung für diesen Menschen auszudrücken.

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