Inline-Hockey:Spezielle Kameradschaft

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Der Kapitän sichert ab: Augsburgs Steffen Tölzer (2.v.r.) verteidigt neben seinem Kollegen Alexander Preibisch vor dem Tor von Sinisa Martinovic. (Foto: oh)

Zwei bayerische DEL-Spieler vertreten Deutschlands Inline-Hockey-Nationalteam. Bei der WM haben sie ihr Ziel erreicht.

Von Christian Bernhard

Die Ausgangslage war nicht die beste. Fünf Spiele, fünf Niederlagen: So lautete die Bilanz der deutschen Inline-Hockey-Nationalmannschaft vor dem entscheidenden Weltmeisterschafts-Spiel gegen den Abstieg aus der A-Gruppe am vergangenen Wochenende in der Slowakei. Doch die Deutschen überwanden die negativen Vorzeichen: Durch einen 8:5-Sieg über Kroatien, das ebenfalls seine fünf vorangegangenen Turnierspiele verloren hatte, sicherte sich die Mannschaft von Trainer Georg Holzmann den Klassenerhalt. "Wir haben unser Ziel erreicht", sagte Steffen Tölzer im Gespräch mit dem Eishockey-Weltverband IIHF. Der 32-Jährige war nicht nur der Kapitän, sondern auch das prominenteste Mitglied der Deutschen Auswahl, er ist in seinem "echten" Profi-Leben Kapitän der Augsburger Panther in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). "Klar hätten wir gerne mehr erreicht", sagte er, doch die personellen Umstände ließen das nicht zu.

Ecki Schindler, der Inline-Beauftragte des Deutschen Eishockey Bundes (DEB), der das Team in Bratislava begleitete, musste dieses Mal viele Absagen hinnehmen. Eigentlich, erzählt er, habe er einen Pool von 20 DEL-Spielern, auf den er zurückgreifen könne. Diesmal konnte er aufgrund von zahlreichen Abmeldungen aber nur auf drei Spieler aus der höchsten deutschen Eishockey-Liga setzen: Neben Verteidiger Tölzer waren auch der letztjährige Düsseldorfer Alexander Preibisch im Sturm und Torhüter Daniel Filimonow, der in der vergangenen Spielzeit für die Straubing Tigers zu zwei DEL-Einsätzen gekommen war, mit dabei. Der Stamm des Teams bestand aus Oberliga- und Bayernliga-Spielern. Schindler musste auf DEL-Größen wie Michael Wolf von Meister EHC Red Bull München oder Ingolstadts Thomas Greilinger, die in der Vergangenheit Teil der Mannschaft waren, verzichten. Das Fehlen solcher Spieler mache sich bemerkbar, sagte Tölzer, jetzt müssten junge Spieler einspringen. "Aber das braucht Zeit."

Verlassen konnte sich die DEB-Auswahl in Bratislava auf zwei starke Torhüter. Neben Filimonow machte auch Sinisa Martinovic vom DEL2-Team Bietigheim eine starke Figur, sagt Schindler. Dabei hatte Sinisa Martinovic, der Bruder des letztjährigen Nürnberg-Verteidigers Sasa Martinovic, zuletzt vor zehn Jahren Inline-Hockey gespielt. Trotzdem bestritt Martinovic den Großteil der sechs WM-Spiele, Filimonow kam auf knapp ein Drittel der Einsatzminuten. Für den 21-jährigen Straubinger war das eine gute Sache, da er in der zurückliegenden Eishockey-Saison nur 18 Mal, davon 16 Mal in der Oberliga, gespielt hatte. So jungen Spielern, die noch nicht regelmäßig zum Einsatz kommen, helfe die zusätzliche Spielzeit, erklärt Schindler.

Anders als in der DEL steht bei solchen Turnieren aber nicht einzig und alleine das sportliche Ergebnis im Mittelpunkt. Schindler sagt, dass Spieler wie die Eishockey-Nationalmannschafts-Mitglieder Patrick Reimer, Felix Schütz oder Daniel Pietta Teil der deutschen Inline-Familie sind oder waren, weil sie die "andere Art von Teamgeist" und spezielle Kameradschaft schätzen. So eine WM, sagt Schindler, sei eine "gesunde Mischung aus Spaß und sportlicher Zielstrebigkeit". Der in der DEL übliche Ergebnisdruck steht bei so einem Turnier nicht über allem. "Inline-Hockey gilt in erster Linie als sogenannte Fun-Sportart", sagt Trainer Holzmann. Genau das sei wichtig, "Inline-Hockey soll Spaß machen".

Obwohl die Feldspieler von einer Umstellung in Sachen Bremsverhalten und Kurvenradien berichteten, halten sie durch ihre Teilnahme "die Fitness hoch und haben Spaß", sagt Filimonow. Den meisten Spaß hatten die US-Amerikaner, die sich durch einen 4:2-Finalsieg über Finnland bereits zum siebten Mal die WM-Krone aufsetzten. Zum besten Stürmer des Turniers wurde ihr Topscorer Matt White gewählt, was Steffen Tölzer nicht traurig gemacht haben dürfte. Der 27-Jährige spielt in der kommenden DEL-Saison zusammen mit Tölzer für die Augsburger Panther.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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