Im Profil:Armin Veh - Stuttgarts Meistertrainer auf dem Weg zum Humoristen

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Als Spieler hat Armin Veh keine Weltkarriere gemacht - zu faul sagte er einst selbst über sich. Aber wenn seine Karriere als Trainer so weitergeht, dann kommt er um den Weltruhm jetzt nicht mehr drum herum.

Christof Kneer

Irgendwann, es war Mitte der zweiten Halbzeit, kam dieser Ball angeflogen. Der Ball hatte eine tückische Flugkurve, er fiel steil von oben herab und hatte einen scharfen Drall, aber Armin Veh hielt einfach nur seinen Fuß dagegen. Ganz leicht sah das aus, und das schien den Ball so beeindrucken, dass er ganz zahm wurde.

Armin Veh - Stuttgarts Meistertrainer auf dem Weg zum Humoristen (Foto: Foto: dpa)

In freundlichem Bogen flog er von Vehs Fuß millimetergenau in die Arme eines fangbereiten Spielers. Der Spieler machte dann einen Einwurf, das Spiel ging weiter. Und Armin Veh setzte sich wieder zurück auf seine Trainerbank.

Armin Veh ist das, was man im Fußball einen Supertechniker nennt, beziehungsweise: Er war es einmal, Anfang der Achtziger. Er war einer jener Spieler, denen der Ball aufs Wort gehorchte, und es gibt jemanden, der sagt, dass dieser Veh eine Weltkarriere gemacht hätte, wäre er nicht so ein ,,fauler Sack'' gewesen. Dieser Jemand ist übrigens Armin Veh.

Eine Weltkarriere hat Armin Veh, 46, bis heute nicht gemacht, aber wenn das so weitergeht, dann kommt er jetzt nicht mehr drum herum. Er ist am Wochenende deutscher Meister geworden, als Trainer des VfB Stuttgart, und am kommenden Wochenende kann er auch noch den DFB-Pokal gewinnen.

Er darf in der kommenden Saison in der Champions League mitspielen, er trifft dort die besten Trainer der Welt - und das ist doch ziemlich erstaunlich für einen Mann, der vor einem Jahr noch mit seinem Agenten darüber beriet, ob er nicht einen Job in Dubai annehmen sollte oder Bahrain.

Armin Veh kommt von weither. Er kommt aus der Tiefe eines Raumes, aus der ihn keiner mehr erwartet hätte. Er war zwar schon zweimal Meister in seiner Trainerkarriere, in Fürth und Reutlingen, aber das waren Titel in der dritten Liga.

Sensible Demut wird ungern verziehen

Einerseits, so wird erzählt, habe Veh seine Drittligisten schon damals spüren lassen, dass er sich zu Höherem berufen fühlt; andererseits hat er seinen ersten Bundesliga-Job bei Hansa Rostock von sich aus gekündigt, wegen Heimweh in Tateinheit mit Einsamkeit.

Er ist dann nach Augsburg gegangen, in die Heimat zu Frau und Hund, wieder in die dritte Liga. Solch sensible Demut wird ungern verziehen in dieser Machobranche, und so galt Veh bald als unvermittelbar - als einer, der sich zu groß fühlt für die kleinen Welten, aber nicht groß genug ist für die wirklich große Bühne.

So hat er in Stuttgart ursprünglich auch nur eine Übergangslösung sein sollen, er sollte halt so lange aushelfen, bis der Verein nach dem grandios gescheiterten Experiment mit Giovanni Trapattoni wieder einen renommierten Trainer gefunden hat. Inzwischen heißt der renommierte Trainer Armin Veh.

Er hat in Stuttgart genau jenes Milieu gefunden, das er zum Arbeiten braucht. Er darf seinen technisch und taktisch ausgefeilten Fußball jetzt auf höchster Ebene lehren, aber er hat mit dem pfiffigen Manager Horst Heldt und Co-Trainer Alfons Higl ein Team um sich, in dem er sich zu Hause fühlt.

In diesem Umfeld hat der einst als kauzig geltende Veh so sehr zu sich selbst gefunden, dass er kurz davor ist, sich zum ernstzunehmenden Humoristen zu entwickeln.

Er wisse nicht, wie hoch seine Prämie sei, hat er gesagt, aber ,,der Horst'' habe schon gefragt, ,,ob er in Raten zahlen'' könne.

© SZ vom 21.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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