HSV-Torschütze Lasogga:Treffen und schweigen

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Auch gegen Mönchengladbach erfolgreich: Der Hamburger Pierre-Michel Lasogga (2.v.r.) erzielt das 2:0. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Der Aufschwung von Pierre-Michel Lasogga zeigt einen Grund für den beachtlichen Saisonstart des HSV: Der Klub spielt wieder mit Hingabe.

Von Christopher Gerards, Mönchengladbach

Lewis Holtby hüpfte mehr in die Kabine als dass er ging, dazu sang er ein heiteres Lied. Es klang so: "Düü-da-da-da-dam-da-da-da-dam". Ein paar Minuten später hüpfte Holtby wieder hinaus aus der Kabine, wieder sang er ein heiteres Lied, eine kleine Abwandlung des Vorgängers: "Dam-dammm-dam-dammm". Lewis Holtby, Mittelfeldspieler des Hamburger SV, hatte kein Tor geschossen am Freitagabend, aber er war ziemlich gut gelaunt. Pierre-Michel Lasogga hatte zwei Tore geschossen beim 3:0-Auswärtssieg gegen Borussia Mönchengladbach. Aber als er aus der Umkleidekabine kam, sah Lasogga so aus, als hätte er außerdem vier Eigentore erzielt. "Pierre", rief ihm ein Reporter noch hinterher, aber Pierre beachtete ihn nicht. Er schritt an den Journalisten vorbei und schaute ausgesprochen grimmig. Dann verschwand er durch den Ausgang.

"Ja?", hat sein Trainer Bruno Labbadia später gefragt. Der Pierre habe nicht sprechen wollen? "Also bei uns quatscht er viel", sagte Labbadia und lächelte fein. Gleichwohl wird ihm nicht entgangen sein, dass Lasogga seit Wochen öffentlich nur sehr sparsam redet. Die Frage, warum das so ist, ließ sich am Freitag nicht zweifelsfrei klären. Der Mann, der die Antwort kennt, schwieg. Er heißt Pierre-Michel Lasogga.

Lasoggas Ausbeute der vergangenen Saison: 26 Spiele, nur vier Tore

Der 23-Jährige hat zwei seltsame Jahre hinter sich. Zweimal wären der HSV und er beinahe abgestiegen. In der Saison 2013/14 sicherte Lasogga seinem Klub noch den Klassenerhalt, mit 13 Toren in der Liga und einem Treffer in der Relegation. In der vergangenen Saison hingegen war es auch Lasogga, der die Hamburger Krise verkörperte: Vier Mal traf er nur, in 26 Spielen.

Lasogga wisse, "dass ich viel von ihm halte", sagte Labbadia. Er hatte den HSV in Mönchengladbach ordentlich umgebaut. Sechs Positionen besetzte er anders als vor zwei Wochen gegen den 1. FC Köln - unter anderem die des Mittelstürmers: Sven Schipplock saß auf der Bank, für ihn spielte Lasogga erstmals von Anfang an. Keine 45 Minuten brauchte der Angreifer, um zwei Tore zu schießen: Erst fing er geistesgegenwärtig einen verunglückten Rückpass von Jantschke ab, ließ Gladbachs Torwart Sommer liegen und schob gemütlich ein (11.), dann traf er nach einer Ecke per Kopf (44.).

Lasoggas Ausbeute dieser Saison: vier Spiele, schon drei Tore

Vier Saisonspiele für Lasogga, drei Tore - "das ist keine schlechte Bilanz", fand Labbadia, der früher auch Stürmer war. Er durfte sich nach dem 3:0 durch Nicolai Müller (52.) zudem darüber freuen, nach vier Spieltagen schon sechs Punkte erworben zu haben. Eine Ursache ist, dass der HSV wieder eine Eigenschaft zeigt, die er in den vergangenen Jahren oft verborgen hatte: Wucht. Innenverteidiger Johan Djourou verkörpert sie, der neue Sechser Albin Ekdal - und eben Lasogga.

Die Stimmung in der Kabine sei ziemlich gut gewesen, sagte später Mittelfeldspieler Ivo Ilicevic. Den schweigenden Torjäger schloss er ausdrücklich in seine Beobachtungen ein: "Er hat echt Spaß gehabt, heute zu spielen." Dass Ilicevic nicht geflunkert hatte, verriet ein Blick in den Mannschaftsbus. Hinter dem Fahrer saß Lasogga, gestikulierte und lachte. Er sah aus wie ein Fußballer, der soeben zwei Tore geschossen hatte.

© SZ vom 13.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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