Hoffenheim - Darmstadt (17.30 Uhr):Volland! Immer wieder Volland!

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Bringt Trainer Stevens den Stürmer gegen Darmstadt von Beginn an? Die Frage, ob der Nationalspieler noch einmal seine Form findet, dürfte über Hoffenheims Zukunft entscheiden.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

"Spielt Kevin Volland am Sonntag wieder von Anfang an?" Auf diese Frage hatte Huub Stevens gewartet. "Das war klar, dass das kommt", sagte Stevens und grinste den Fragesteller herausfordernd an. Die Antwort sei für Journalisten interessant, für ihn aber nur "ein bisschen", meinte der Trainer der TSG Hoffenheim. Sein Konter: "Warum reden wir nicht über Jiloan Hamad?" Wie der Junge sich nach seiner schweren Knieverletzung heran gekämpft habe, sei unglaublich, sagte Stevens und behauptete: "Aber darüber lese ich nichts." Stattdessen Volland. Immer wieder Volland. Stevens schüttelte den Kopf, als verstehe er die Welt der TSG Hoffenheim schon jetzt nicht mehr.

Die obligate Pressekonferenz vor dem so wichtigen Bundesligaspiel an diesem Sonntag gegen den SV Darmstadt 98 verriet viel über die Stimmungslage von Klub und Trainer. Bei sieben Punkten Rückstand auf den Nachbarn aus Südhessen bedeutet alles andere als ein Sieg gegen Darmstadt eigentlich schon die Einleitung des Abstiegs. Stevens weiß das, aber er kann das natürlich nicht sagen. Stattdessen verfährt er nach dem Motto: Ablenken, täuschen - und dann doch zwischen den Zeilen durchblicken lassen, was eigentlich Sache ist. Seine Behauptung, über das tolle Comeback des Schweden Hamad sei nichts geschrieben worden, stimmt natürlich nicht. Stevens will nur von den anderen, den gefährlichen Debatten ablenken - besonders von jener um die Formkrise von Kevin Volland.

"Es geht um die Balance in der Mannschaft"

Stevens hatte den Nationalspieler jüngst im 0:2 verlorenen Auswärtsspiel beim FC Bayern erst spät eingewechselt. Dabei stand Volland vor der Saison als Symbol für den Aufbruch. Der 22 Jahre junge Stürmer hatte Angebote von Champions-League-Klubs ausgeschlagen, um hohe Ziele mit der TSG zu erreichen und um sich für Bundestrainer Joachim Löw zu empfehlen. Im Februar 2016 ist Volland das Gesicht der Hoffenheimer Misere. Stevens aber braucht diesen Spieler in Topform. Im Training unter der Woche, erzählt der Trainer, habe Volland positive Zeichen gesetzt: "Aber das tun andere auch."

Gewinnt die TSG, und Volland schießt das Siegtor gegen Darmstadt, würde Stevens vermutlich gefeiert - getreu der Devise: Ein Trainer stachelt den Spieler zur Bestleistung an. Verliert die TSG aber, und Volland spielt wieder nicht von Beginn an, wird der Trainer die Diskussion aushalten müssen, warum er seinen potenziell besten Spieler demontiert. Aber das hält Stevens aus, fest steht für ihn vor allem: Volland spielte zuletzt so schwach, dass der Trainer aus Respekt vor den Mitspielern den Stürmer auf die Bank setzen musste. Denn, so Stevens: "Es geht um die Balance in der Mannschaft."

Stevens muss dem Kader vertrauen

Balance! Sein ganzes Trainerleben lang prägt dieser Begriff Stevens' Handeln. Schon beim ersten Gespräch mit den Hoffenheimer Verantwortlichen, erzählte Stevens also, habe er darauf hingewiesen, dass er die Balance auf manchen Positionen im Kader vermisse. Nun referierte Stevens am Freitag darüber, warum der lange schwer verletzte Hamad irgendwann wieder in ein Tief fallen werde, warum der junge Nadiem Amiri nicht konstant auf Position 10 ein Spiel lenken könne, und warum Volland oder der Chilene Vargas für diesen Job nicht in Frage kämen. Stevens: "Da muss auch defensiv gedacht werden."

Seine Referat machte klar: Stevens hätte neben Stürmer Andrej Kramaric (Leicester City) liebend gerne noch eine Nummer Zehn verpflichtet im Winter. Der angepeilte Wechsel von Hakim Ziyech, 22, von Twente Enschede scheiterte. Nun sagt Stevens: "Ich vertraue den Jungens, die ich habe." Das muss er so sagen, er kann am Kader nichts mehr ändern.

Die TSG Hoffenheim hat in den neun Spielen seit der Ablösung von Markus Gisdol durch Stevens nur acht von 27 Punkten geholt. Die Elf bekommt seither zwar weniger Gegentore, ihre Schlagkraft nach vorne aber hat sie eingebüßt. Stevens erkennt "eine positive Entwicklung, die man nur noch nicht in der Tabelle sieht". Woran man die Entwicklung erkenne? Stevens: "Wie die Jungens taktisch mitdenken."

Erst ein Punktgewinn im neuen Jahr

Die Konkurrenz hat zuletzt gepunktet, die TSG nur einen Punkt im neuen Jahr geholt. Auf die Tabelle schaue er nicht, behauptet Stevens. Aber langsam muss der 62-Jährige Punkte herbei schaffen, sonst schwindet das Vertrauen in seine Kräfte.

Aus den nächsten drei Partien gegen Darmstadt, in Bremen und gegen Mainz braucht Hoffenheim zwei Siege. Mindestens. Stevens aber wiederholt seit Wochen mantrahaft: "Entscheidend ist die Tabelle nach 34 Spieltagen. Wir wären auch nach einer Niederlage gegen Darmstadt noch nicht abgestiegen."

© SZ vom 07.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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