Herthas Ibišević:"Achtung, Achtung, Achtung!"

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Vedad Ibisevic (Mitte) blieb gegen Stuttgart ohne Tor. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der Stürmer richtet gegen seinen Ex-Klub nichts aus. Berlin kann den Negativ-Trend nicht stoppen.

Von Frieder Pfeiffer, Stuttgart

Die Angst in Stuttgart hatte einen Namen: Vedad Ibisevic. Vor der Saison aussortiert, mit Erleichterung nach Berlin geschickt, dort mit acht Toren zum Mitgestalter des Hertha-Aufschwungs avanciert - und nun zu Gast bei dem Verein, der ihm bis zum Saisonende noch einen Großteil seines Gehalts überweist, bevor er endgültig ein Berliner wird.

Die Stuttgarter wussten angesichts 33 VfB-Treffer von Ibisevic, was sie erwartete, auch wenn Ibisevic in Stuttgart am Ende zum Ladenhüter verkommen war, der aufgrund seines hohen Gehalts keine Abnehmer fand. Trainer Jürgen Kramny fiel beim Gedanken an Ibisevic in Strafraumnähe nur ein: "Achtung, Achtung, Achtung!"

Frei vor dem Tor - doch Ibisevic scheitert

Und vielleicht wäre dieses Spiel der bis dahin drittplatzierten Hertha eines gewesen, das die Geschichte des Rückkehrers erzählt, der seinem Ex-Klub den Lauf mit vier Bundesliga-Siegen in Serie zerstört. Viel hatte nicht gefehlt, auch die Stuttgarter verwiesen im Anschluss immer wieder auf diese eine Szene in Minute 37, als Ibisevic frei stehend vor Stuttgarts Torhüter Przemyslaw Tyton den Ball nicht im Tor unterbringen konnte. Er scheiterte am glänzend reagierenden Keeper, und so blieb es verhältnismäßig ruhig um Ibisevics Rückkehr nach Stuttgart.

"Solche Dinge gehen halt nicht immer rein", sagte Ibisevic bei Sky. "Das passiert im Fußball." Es wäre eben ein schwieriges Spiel gewesen, dieses 0:2, die vierte Bundesliga-Partie der Berliner in diesem Jahr ohne Sieg, dabei die erste Niederlage seit November. Es könnte also sein, dass für die Hertha nun auch schwierige Wochen in der Liga warten. Trainer Pal Dardai wollte nach fünf Spielen der Rückrunde die Lage neu bewerten, erst dann über internationale Ambitionen nachdenken - nun hat die Hertha als Vierter vor den Sonntagsspielen noch drei Punkte Vorsprung auf Rang sieben. Ein Spiel bleibt bis zur Neubewertung, die keine klare Neujustierung beinhalten dürfte; zu eng ist die Tabelle, Rang acht ist nur fünf Punkte entfernt.

Dardai, der in Stuttgart auf seinen besten Torjäger Salomon Kalou und den bester Vorlagengeber Mitchell Weiser verzichten musste, wollte den "am Schluss verdienten" Sieg der Stuttgarter zwar nicht kleinreden. Doch auch er dachte in seiner Spielbewertung an diese Chance beim Stand von 0:0. "Es war ein Spiel, in dem der, der in Führung geht, einen riesen Vorteil hat."

"Das Pokalspiel war ein bisschen viel für die Jungs"

Die schwierigen Bodenverhältnisse, das Pokalspiel beider Teams unter der Woche - so rannten die Stuttgarter aufgepeitscht von der Führung in der Schlussphase deutlich mehr als die Gäste. "Wir waren in der Schlussphase nicht so spritzig wie die Stuttgarter", fand Dardai. "Das Pokalspiel war ein bisschen viel für die Jungs. Stuttgart war bissiger." Mental habe es eine gewisse Müdigkeit gegeben, offensichtlich bei Vladimir Daridas Fehlpass vor dem 0:2. So bleiben nach diesem "Unentschieden-Spiel" null Punkte für die Berliner, die nun weiter auf den ersten Liga-Sieg in diesem Jahr warten.

Es gilt, die gute Stimmung der Hinrunde wieder zu finden - und das vier Tage nach dem Einzug ins DFB-Halbfinale. Zumindest für Ibisevic dürfte das eine mittelgroße Aufgabe darstellen. Der sichtlich angefressene Angreifer tröstete sich mit Blick auf seinen Ex-Klub: "Stuttgart ist keine schlechte Mannschaft, da kann man schon mal verlieren."

© SZ vom 14.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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