Hertha schlägt Frankfurt 2:0:"Tretertruppe Nummer 1"

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Die Entscheidung: In einem umkämpften Spiel macht Herthas Vladimir Darida (rechts) mit seinem 2:0 alles klar gegen Frankfurt. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Mehr als die Niederlage in Berlin ärgert Eintracht-Trainer Niko Kovac sich über den Platzverweis von Seferovic, bereits die sechste Herausstellung eines Frankfurters in dieser Saison. "Es wird Sanktionen geben."

Von Javier Cáceres, Berlin

Auf einem unter der Woche frisch verlegtem Rasen hat Hertha BSC im Berliner Olympiastadion seine europäischen Ambitionen untermauert. Eine Woche nach dem - aus Berliner Sicht - ebenso tragischen wie beeindruckenden 1:1 gegen den Tabellenführer FC Bayern München siegten die Berliner gegen Eintracht Frankfurt mit 2:0 - und ließen die bislang fünftplatzierten Hessen hinter sich. Die Tore erzielten Kapitän Vedad Ibisevic und Vladimir Darida.

Für die Eintracht endete der Ausflug nach Berlin doppelt bitter. Sie kassierte nach den torlosen Pleiten in Leverkusen (0:3) und gegen Ingolstadt (0:2) nicht nur die dritte Niederlage in Serie ohne eigenen Treffer, sondern verloren auch noch Haris Seferovic durch eine rote Karte. Es war die sechste Hinausstellung für die Frankfurter der laufenden Saison. "Wir sind die Tretertruppe Nummer 1 ein Deutschland", zürnte Eintracht-Trainer Niko Kovac.

Geduld gefragt: 29 Minuten bis zur erste Offensivszene

Es hatte vor dem Anpfiff herzliche Umarmungen zwischen zwei ehemaligen Kameraden gegeben: Hertha-Coach Pal Dardai und der gebürtige Berliner Kovac hatten eine Zeitlang bei Hertha zusammen in der Bundesliga gespielt. Was sich dann anfangs entwickelte, war ein überaus zähes Spiel, in dem sich die Frankfurter in der Rolle des Abwartenden durchaus gefielen. Es entsprach ganz der Idee vom "geduldigen Spiel", das Eintracht-Trainer Kovac angekündigt hatte. Geduld, das hieß unter anderem, dass es sage und schreibe bis zur 29. Minute dauerte, ehe es zur ersten nennenswerten Offensivaktion kam. Nach einem Pass von Haris Seferovic stand Ante Rebic allein vor Herthas Torwart Rune Jarstein. Doch der Eintracht-Stürmer schoss den Keeper an.

"Männer, die haben ihren Matchball vergeben", will Herthas Trainer Dardai zu seiner Mannschaft in der Halbzeit gesagt haben. "Aber jetzt kommt unser Matchball."

Er kam tatsächlich: Nur sieben Minuten nach Wiederanpfiff gab ein Pass von Niklas Stark dem Spiel eine völlig neue Prägung. Herthas Defensivkraft bediente den ivorischen Stürmer Solomon Kalou im Strafraum, der es nicht ganz schaffte, den Ball unter Kontrolle zu bringen. Bastian Ocszipka spitzelte dem Afrikaner den Ball fort - spielte ihn dabei aber genau in den Lauf von Ibisevic, der mit links zur Führung aus kurzer Distanz einschoss. Es war der nunmehr zehnte Saisontreffer des Bosniers.

Dardai ironisch: Führte ein "Hertha-Bonus" zum 1:0?

Technisch gesprochen lag Kalou nach der Aktion von Ocszipka im Abseits und griff insofern ins Spiel ein, als er Torwart Hradecky beim Herauslaufen hinderte. Dort aber lag Kalou, weil er von Ocszipka zumindest elfmeterverdächtig gefoult worden war. Womöglich sei das ein "Hertha-Bonus" gewesen, rätselte Herthas Trainer Dardai bei Sky - eine selbstironische Anspielung auf den Aufreger der Vorwoche. Da hatte sich Dardai wegen des Bayern-Ausgleichstreffers aus der sechsminütigen Nachspielzeit über den vermeintlichen Bayern-Bonus geärgert.

Im Grunde aber waren der Hertha derlei Dissertationen einerlei. Die Berliner hatten die Partie genau dort, wo sie sie schon früher gern gehabt hätten. Denn nun waren sie in der Rolle der Abwartenden. Das machte die Partie für die Zuschauer nicht sonderlich sehenswerter. Die Eintracht zeigte einen größeren Offensivdrang. Doch wirklich Überlegtes blieb Bückware. Das Spiel war dann endgültig gelaufen, als Schiedsrichter Sascha Stegemann von seinem Linienrichter Christian Fischer auf eine Tätlichkeit von Eintracht-Stürmer Haris Seferovic hingewiesen wurde. Seferovic hatte nach einem Eckball seinem Bewacher Stark einen Schlag an den Hals verpasst (78.). "Die rote Karte war absolut berechtigt und wird auch (intern) sanktioniert", sagte Eintracht-Coach Kovac - und meinte damit eine Geldstrafe. "Soll ich ihn etwa in Urlaub schicken?".

Darida gelingt sein erstes Kopfballtor

Dass Vladimir Darida fünf Minuten danach per einem Kopfball nach einer präzisen Flanke des eingewechselten Maximilian Mittelstädt den 2:0-Endstand herstellte, wurde angesichts der Hinaustellung von Seferovic fast schon irrelevant. Außer für Darida: "Es war mein erstes Kopfballtor als Profi überhaupt", sagte der Tscheche.

Trainer Dardai erlaubte das Resultat, dem seit Saisonbeginn verletzten Einkauf Ondrej Duda, ein klassischer Regisseur, der aus der Slowakei stammt, zum knapp dreiminütigen Debüt im eigenen Stadion zu verhelfen. Womöglich kommt Duda schon am kommenden Sonntagabend beim wankelmütigen Hamburger SV zu mehr Spielzeit. Für die Eintracht steht die nächste Bewährungsprobe bereits am Dienstag an. Dann gastiert der Zweitligist Arminia Bielefeld im DFB-Pokal in der Frankfurter Arena.

© SZ vom 26.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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