Handball: Karabatic forciert Wechsel:Rache und Geld

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Welthandballer Nikola Karabatic begründet seine Wechselabsichten von Kiel nach Mannheim mit der Treue zu einem Trainer. Die eigentlichen Gründe sind andere.

Christian Zaschke

Der Handballer Nikola Karabatic sagt von sich, er sei ein Mann des Wortes, nicht des Geldes. Also lohnt es sich, genau zuzuhören, wenn er spricht. Im Oktober des vergangenen Jahres sagte er zum Beispiel über seinen Klub, den THW Kiel: "Das ist meine Mannschaft, ich habe hier viele Freunde, sie liegt mir am Herzen." Es entstand - wie so oft bei Karabatic - der Eindruck, dass es hier einem Mann um seinen Sport und seine Mitspieler gehe, um Ideale. "Ich habe so viel von mir gegeben, dass es der Mannschaft gut geht", sagte Karabatic, der ganze Mann war Hingabe.

Welthandballer Nikola Karabatic forciert seinen Wechsel. Sein Ziel sind die Rhein-Neckar-Löwen, die von Noka Serdarusic trainiert werden. (Foto: Foto: AFP)

Derzeit arbeitet er hart daran, den THW Kiel zu verlassen und sich den Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim anzuschließen. Vorgeblich geht es dabei erneut um Ideale, diesmal um den Trainer Noka Serdarusic. Der hatte den THW Kiel im Sommer 2008 nach 15 Jahren verlassen müssen, er schied im Streit. Das Verhältnis zwischen Serdarusic und Karabatic war sehr eng, und Karabatic sagt, er habe seinen Vertrag in Kiel 2007 nur verlängert, weil er davon ausging, dass Serdarusic Trainer bliebe.

Im vergangenen Oktober war er über die Trennung hinweg, es gebe, wenn alles gut liefe, keinen Grund zu kündigen, sagte er. Ende des vergangenen Jahres unterschrieb Serdarusic jedoch in Mannheim, er lud Karabatic zu Weihnachten ein, das Verhältnis wurde wieder enger. Und nun sagt Karabatic, er wolle nur unter Serdarusic trainieren - also in Mannheim.

Serdarusic vergisst nie

Zwei Motive kommen hier zusammen. Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. Er hat dem THW und insbesondere dem Manager Uwe Schwenker die Kündigung nicht verziehen; aus Mannheim arbeitet er nun daran, es dem Klub heimzuzahlen.

Bekommt er Karabatic - gut für ihn. Bekommt er Karabatic nicht - auch gut für ihn, denn die Unruhe beim THW wird immer größer, das homogene Gefüge könnte zerstört werden oder bereits zerstört sein. Das zweite Motiv ist etwas weniger archaisch. Karabatic verdient in Kiel rund 450.000 Euro im Jahr. In Mannheim wäre es wohl mehr als eine Million Euro. Diese Aussicht gefällt seinem Berater, sie gefällt seiner Familie, und sie gefällt auch ihm.

Der THW hat den Preis für Karabatic nicht wie zunächst kolportiert auf zwei Millionen Euro taxiert, sondern auf drei. Letztlich ist diese Geschichte also so banal wie grundsätzlich, es geht um Rache und um Geld.

© SZ vom 10.02.2009/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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