Hamburger 1:0-Sieg:Der Papa des Erfolgs

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Kyriakos Papadopulos verschafft dem HSV mit seinem Siegtor gegen Leverkusen Aufwind im Abstiegskampf. (Foto: Martin Rose/Getty)

Kyriakos Papadopoulos erzielt nicht nur ein wichtiges Tor, der Zugang aus Leipzig verkörpert auch die neue Gisdol-Linie, die dem HSV den Klassenverbleib sichern soll: tollkühn, einsatzfreudig, zweikampfstark.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Am Schluss lagen sich zwei Spieler in den Armen, die einst für Bayer Leverkusen gespielt hatten und nun für den Hamburger SV tätig sind: Torwart René Adler, der nach seiner Verletzung gerade ins Tor zurückgekehrt war, und Kyriakos Papadopoulos, der seit drei Wochen für den HSV spielt, obwohl er noch immer dem Werksklub gehört und via Leipzig gerade in die Hansestadt weiterverliehen wurde. Und wie es so oft ist im Fußball, war ausgerechnet Papadopoulos der entscheidende Spieler in dieser Partie, die dem HSV nach dem 1:0-Sieg ein wenig Luft gibt im Abstiegskampf und die Rheinländer in die wohl schwerste Krise stürzt, seit Trainer Roger Schmidt da ist, also seit zweieinhalb Jahren.

Der tollkühne Abwehrspieler Papadopoulos, der sich jedem in den Weg stellte, hatte nämlich nicht nur seine Kollegen "mitgezogen", wie Trainer Markus Gisdol hervorhob. Der Coach wollte ihn trotz seiner langen Verletzungshistorie wegen seines unbändigen Kampfgeistes unbedingt haben, damit der Leih-Profi die Mentalität des so oft verunsicherten Teams verändert. Und dann erzielte dieser Wunschspieler in der 76. Minute auch noch das verdiente Siegtor - mit einem Kopfball in die lange Ecke nach einer Flanke ins Strafraumgetümmel von Nicolai Müller. Weil er, wie Papadopoulos-Fan Gisdol meinte, "das Tor unbedingt machen wollte". Und weil, wie der Torschütze selber feststellte, diesmal der "Wille" im gesamten Team spürbar war.

Hamburg spielt viele lange Bälle und gewinnt die Zweikämpfe

Während die HSV-Profis noch lange nach dem Abpfiff den vierten Bundesligasieg dieser Saison mit den Anhängern feierten wie den Einzug ins Pokalfinale (die Fans wollten gar nicht nach Hause gehen), prasselte das Lob auf den bald 25-jährigen Griechen herunter wie Sternenstaub.

In Hamburg ist eine Gisdol-Linie zu erkennen. Seine wichtigste Aufgabe vor dem Leverkusen-Spiel beschrieb er so: Er habe unbedingt vermeiden wollen, in die "Falle der sehr guten Pressing-Mannschaft zu laufen". Also spielten die Hamburger viele lange Bälle, gewannen deutlich mehr Zweikämpfe, betätigten sich selbst immer wieder als "Balldiebe" gegen die Werkself. Und Kyriakos Papadopoulos verkörperte die Gisdol-Linie gegen Leverkusen.

"Papa tut uns extrem gut", urteilte Vorlagengeber Müller, "er ist ein absolut positiv verrückter Typ, und so einen guten Kopfballspieler habe ich noch nie erlebt." Nicht viel anders äußerte sich Lewis Holtby, der noch eine andere These aufstellte: "Wenn das Messer an der Kehle liegt, dann sind wir da." Nach dem 1:3 in der Vorwoche beim Abstiegskampf-Rivalen FC Ingolstadt habe man "genügend auf die Fresse bekommen", und zwar zu Recht. Und weil diesmal die Teamleistung der Hamburger in diesem fußballerisch wenig ansehnlichen Spiel so gut war wie lange nicht, wagte sich auch Ersatz-Kapitän Adler weit nach vorn: "Wenn wir so auftreten, können wir sehr schnell da unten rauskommen." Wobei er vielleicht vergaß, dass der Traditionsklub am nächsten Samstag in seiner Geburtsstadt Leipzig, also beim neureichen Tabellenzweiten, antreten muss - was eher gegen das Wort "schnell" spricht.

© SZ vom 05.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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