Hamburg - Köln (15.30 Uhr):Eine Chance für Drmic

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Der aus Gladbach ausgeliehene Schweizer Stürmer soll den Sturz des HSV in Richtung Tabellenplatz 16 verhindern. Platz 16 kennen die Hamburger, Platz 16 fürchten sie.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Die Hamburger hatten ihre Freude an den Schnappschüssen, die sie aus der Domstadt erreichten. Der Verteidiger des 1. FC Köln, Pavel Olkowski, war da als Schlagerstar Conchita Wurst zu bestaunen, der Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt als römischer Feldherr und der FC-Coach Peter Stöger als gruseliges Fußball-Ungeheuer. Noch besser aber war jene Statistik, nach welcher der Karnevals-Rausch die Kölner offensichtlich ablenkt von ihrem eigentlichen Beruf als Fußballspieler. In den vergangenen zehn Jahren haben die FC-Profis nur ein einziges Spiel zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag gewonnen.

Die Fortsetzung dieser Minus-Serie am Sonntag (Anpfiff 15.30 Uhr) im Volksparkstadion würde den weitgehend karnevalsabstinenten Hamburgern gut tun. Käme es nämlich anders, wäre der Klub, der vier der vergangenen fünf Spiele verlor, wieder mittendrin im Kampf gegen den Absturz auf Platz 16, auf jenen Relegationsplatz, den die HSV-Spieler in den vergangenen zwei Jahren fürchten lernten. Vor der Partie gegen Köln haben sie nur noch drei Punkte mehr als der momentane Tabellensechzehnte Werder Bremen. Noch, sagt Kapitän Johan Djourou, schiebe er keine Panik, dass man sich ein drittes Mal über die Relegationsspiele den Klassenerhalt erkämpfen müsse. Aber er möchte "diesen Existenzkampf nicht noch einmal erleben".

Ilicevic nach Kopfstoß-Affäre aus dem Kader gestrichen

Während die Rheinländer unter der Woche ihren Spaß hatten, ging es beim HSV auf andere Art hoch her. Am Donnerstag verpasste Ivo Ilicevic seinem Kollegen Michael Gregoritsch auf dem Trainingsplatz nach einem Gerangel eine Kopfnuss. Am Freitag wurde der Kroate vereinsintern für das Kölner Spiel gesperrt und bekam zudem eine monetäre Strafe von 10.000 Euro aufgebrummt. Da Gregoritsch sich bei dem vorangegangenen Zweikampf mit Ilicevic auch noch Blessuren am Schienbein und Sprunggelenk zugezogen hatte, wird es in der Offensive um so mehr auf den Zugang Josip Drmic ankommen. Der Schweizer übernimmt Ilicevics Platz im linken Mittelfeld, während Pierre-Michel Lasogga die einzige echte Spitze bleibt.

Drmic hatte bei Borussia Mönchengladbach, wohin er im Sommer 2015 von Bayer Leverkusen für eine Ablöse von zehn Millionen Euro wechselte, eine noch schlechtere Zeit als in Leverkusen. So ergab sich für den HSV, der ihn schon im Winter 2015 ausleihen wollte und im Sommer an den finanzstärkeren Gladbachern scheiterte, die dritte Möglichkeit, den von Sportchef Peter Knäbel und Trainer Bruno Labbadia geschätzten Stürmer zumindest als Leasing-Profi für allerdings stattliche 1,2 Millionen Euro zu holen. "Ich muss mich beweisen, ich muss Gas geben, um diese Chance zu nutzen", sagte Drmic bei seiner Vorstellung. Er hofft darauf, sich als HSV-Stammspieler noch für den EM-Kader der Schweizer zu qualifizieren. Knäbel, einst schon sein Förderer als Manager der Schweizer Nationalmannschaft, sagt: "Wir sind aktuell der beste Verein für ihn, weil wir seine Offensiv-Power brauchen."

Der HSV meldet Verbindlichkeiten von 90 Millionen Euro

Tatsächlich ist der HSV sportlich wie wirtschaftlich weiter ein "Sanierungsfall". Das sagte diese Woche Finanzvorstand Frank Wettstein. Er bezifferte die Gesamtverbindlichkeiten auf 90 Millionen Euro. Immerhin meldete "Bild" am Samstag einen vierten Investor. Für die Summe von 4,03 Millionen Euro kaufte ein Hamburger Familien-Unternehmen 62.000 Aktien der HSV Fußball AG. Nachdem angeblich der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne seinen Anteil auf elf Prozent erhöht hat (insgesamt 28 Millionen Euro) und zwei weitere Personen seit längerem mit vier bzw. zwei Millionen Euro eingestiegen sind, hat der HSV jetzt 14,75 Prozent seiner Anteile verkauft. Die Obergrenze, so wurde es vereinbart, liegt vorerst bei 24,9 Prozent.

© SZ vom 07.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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