Gruppe D:Zweimal Musa

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Doppeltorschütze Ahmed Musa macht Nigeria Hoffnungen auf die K.o.-Phase. (Foto: Philippe Desmazes/AFP)

Nigeria gewinnt dank zweier Tore von Ahmed Musa 2:0 gegen Island und hat gute Chancen aufs Achtelfinale. Die Skandinavier hingegen müssen ums Weiterkommen bangen.

Gernot Rohr wirkte wie befreit, als wäre eine zentnerschwere Last von seinen Schultern gefallen. Der deutsche Trainer Nigerias wuschelte seinem Doppeltorschützen durch das Haar, und Ahmed Musa gab die Streicheleinheiten zurück. Während die beiden nigerianischen Protagonisten des Abends ausgelassen das 2:0 (0:0) über Island feierten, starrten die Männer aus Europas hohen Norden geschlagen ins Nichts. Nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten in Wolgograd fliegen die "Super Eagles" dem Achtelfinale entgegen - dank Musas Toren (49./75.) und Rohrs Erfahrung.

"In der zweiten Halbzeit war es ein ganz anderes Team, weil wir realisiert haben, dass wir mehr tun müssen", sagte der 64-Jährige, der nach einer katastrophalen ersten Hälfte die richtigen Worte gefunden hatte. "Der Trainer war in der Pause sehr kritisch", sagte Abwehrchef Leon Balogun aus Mainz: "Wir wären dumm, wenn wir jetzt nicht alles für den Einzug ins Achtelfinale geben würden." Auch der starke Musa richtete den Blick bereits nach vorne: "Wir müssen uns jetzt auf das nächste Spiel konzentrieren. Es geht um Alles oder Nichts."

Am kommenden Dienstag warten die bislang enttäuschenden Argentinier mit Lionel Messi, die plötzlich wieder Hoffnung schöpfen. "Der Sieger wird für das Achtelfinale qualifiziert sein", sagte Rohr, dessen Mannschaft aber auch ein Unentschieden reichen könnte. Die Isländer sind dagegen weit von der K.o.-Runde entfernt. "Respekt an Trainer Rohr, er hat einen wunderbaren Job gemacht", sagte Islands Trainer Heimir Hallgrimsson anerkennend. Die einzige Chance in der zweiten Halbzeit vergab der ehemalige Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson, als er einen Foulelfmeter über das Tor schoss (83.). "Es war kein brillantes Spiel von uns. Es war hart, und das Wichtigste: Nigeria hat sehr gut gespielt", sagte Hallgrimsson.

Die Isländer hatten Rurik Gislason in die Startelf befördert, doch der Zweitligaspieler des SV Sandhausen blieb sportlich unauffällig. Im Mittelpunkt des Geschehens stand zunächst Sigurdsson. Der Regisseur scheiterte mit einem Freistoß nur knapp an Nigerias Torwart Francis Uzoho (3.) und bediente wenig später den Augsburger Alfred Finnbogason (6.) bei der zweiten Chance der Isländer. Ein erstes "Huh!" ertönte im Stadion.

Die Nigerianer überboten sich in der ersten Halbzeit an Harmlosigkeit. Trainer Rohr atmete erleichtert auf, als Finnbogason den Ball mit der Hüfte am Tor vorbei beförderte (45.) und Jon Bodvarsson (45.+1) per Kopf zu ungenau zielte. Das 0:0 zur Pause war für Nigeria glücklich, für Island viel zu wenig. Nach dem Seitenwechsel stellten die Nigerianer dann den Spielverlauf auf den Kopf: Musas erstes Tor - technisch perfekt stoppte er den Ball in der Luft und traf per Dropkick - weckte die 40.904 Zuschauer aus dem Halbschlaf. Eingeleitet hatte den Treffer der beste Spieler auf dem Platz: Victor Moses vom FC Chelsea. Musa avancierte damit zum ersten Nigerianer, der bei zwei Weltmeisterschaften getroffen hat, legte nach - und feierte später Arm in Arm mit Gernot Rohr.

© SZ vom 23.06.2018 / DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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