Großer Preis von Australien:Fisichella enteilt der Konkurrenz

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Giancarlo Fisichella hat zum Auftakt der Formel-1-Saison für eine Überraschung gesorgt. Von Beginn dominierte der Italiener das Rennen und ließ der hochgelobten Konkurrenz keine Chance auf den Sieg. Dauersieger Michael Schumacher schied nach einer Kollision mit Nick Heidfeld vorzeitig aus, zeigte sich aber versöhnlich.

Der Grundstein für eine spannende Formel-1-Saison ist gelegt. Mit dem Italiener Giancarlo Fisichella gewann einer der Herauforderer von Michael Schumacher den Grand-Prix-Auftakt in Melbourne. Während der Rekord-Weltmeister in seinem Ferrari am Sonntag beim Großen Preis von Australien nach einer selbst verschuldeten Kollision mit dem neuen Williams-BMW-Piloten Nick Heidfeld in Runde 44 aufgeben musste, feierte Fisichella mit seinem Start-Ziel-Sieg den zweiten Karriere-Erfolg und setzte sich vor Schumachers Teamkollegen Rubens Barrichello (Brasilien) und Fernando Alonso (Spanien) im zweiten Renault durch. "Das ist sensationell", jubelte Renault-Teamchef Flavio Briatore nach dem Paukenschlag seiner Mannschaft.

Giancarlo Fisichella genoss Sieg und Champagner in vollen Zügen. (Foto: Foto: dpa)

Ralf Schumacher im Toyota beendete das erste der 19 Saison-Rennen lediglich als Zwölfter. Auch die Silberpfeile von McLaren-Mercedes konnten den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden. Juan Pablo Montoya (Kolumbien) kam auf Rang sechs; Kimi Räikkönen (Finnland) auf Platz acht. Als Vierter überraschend stark war dagegen der letztjährige Silberpfeil-Pilot David Coulthard (Großbritannien) vom Red-Bull-Racing-Team. Sein Teamkollege Christian Klien (Österreich) wurde Siebter.

Nach ihrer heftigen Kollision auf der Rennbahn bemühten sich die Formel-1-Bruchpiloten Michael Schumacher und Nick Heidfeld um Schadensbegrenzung. "Wie so oft im Renngeschäft, gibt es keinen eindeutig Schuldigen", sagte Rekordweltmeister Schumacher nach seinem Ausscheiden in Melbourne. Auch Unfallgegner Heidfeld wählte seine Worte mit Bedacht: "Sie werden nicht von mir hören, dass er Schuld hat."

Unterschiedliche Sichtweisen

Noch vor dem 2. der 19 Saisonrennen am 20. März in Malaysia wollen der Ferrari-Pilot und der Williams-BMW-Fahrer die Sache aus der Welt schaffen. "Wir verstehen uns gut", sagte Heidfeld. Der 27-Jährige kündigte an: "Wir werden das so regeln, dass es nicht wieder vorkommt." Nach dem Crash in Runde 43 bemühten sich die Unfallbeteiligten sehr darum, keine Emotionen aufkommen zu lassen. Doch ihre unterschiedlichen Sichtweisen machten sie klar.

"Das ist kein optimaler Auftakt für uns Deutsche", sagte Heidfeld und war ziemlich verärgert. "Ich war in der Kurve neben Michael. Er ist dann nach rechts gezogen. Da kann sich jeder sein eigenes Bild machen", stellte der Mönchengladbacher fest. "Michael hätte den Unfall verhindern können, wenn er nicht nach innen gezogen wäre. Das war ein hartes Manöver. Aber ich würde beiden Fahrern die Schuld geben", kommentierte Ex-Weltmeister Niki Lauda im Fernsehsender RTL die aus deutscher Sicht aufregendste Szene des Rennens.

"Das war ein unglücklicher und unnötiger Unfall. Es war keine Absicht von beiden Fahrern", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Anders sah es Ferrari-Chefstratege Ross Brawn: "Ich konnte nicht erkennen, dass Michael viel falsch gemacht hat. Den Zwischenfall muss sich Nick ankreiden."

Durch den Crash im Kampf um Platz acht verpatzte Michael Schumacher nach vier Siegen in Melbourne in den Jahren 2004, 2002, 2001 und 2000 den Saison-Auftakt diesmal gründlich. Der Seriensieger, der im modifizierten Vorjahreswagen unterwegs war, kam in Melbourne einfach nicht in Fahrt.

Sein Teamkollege Rubens Barrichello zog dagegen alle Register und fuhr von Startplatz elf noch auf das Siegespodest. Nach den 57 Runden über die Gesamtdistanz von 302,271 Kilometern im Albert Park hatte er 5,553 Sekunden Rückstand auf Fisichella. Der Italiener war bei seiner souveränen Siegesfahrt 1:24,17,336 Stunden unterwegs gewesen. "Bei Ferrari gibt es keine Krise. Wir sind mit dabei", sagte Barrichello. Künftig hofft er darauf nicht mehr für seinen Teamleader Michael Schumacher bremsen zu müssen.

"Das ist ein ganz fantastischer Tag", jubelte Fisichella nach seiner Siegesfahrt. Der Italiener, der im Vorjahr noch für Sauber gefahren war, wunderte sich über die eigene Stärke: "Ich musste nie Vollgas gegeben." Auch bei den beiden Boxen-Stopp-Serien änderte sich nicht viel am Gesamtbild. 15 Runden vor dem Ende tankte der nach seiner Pech- und Pannenserie aus der letzten Reihe gestartete Michael Schumacher zum zweiten Mal und schob sich so vor Nick Heidfeld.

Doch wenig später war die Aufholjagd für den siebenmaligen Weltmeister beendet. In einer Kurve geriet er mit seinem Landsmann aneinander und schob den Mönchengladbacher unsanft von der Strecke. Während Heidfeld in seinem Williams-BMW nicht mehr weiterfahren konnte, ließ sich Schumacher wieder auf die Strecke schieben, ehe er seinen Ferrari dann doch in der Box abstellen musste.

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