golf spielen:Schöne Schnitzel

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Befremdlich,was Frauen auf Golfplätzen so alles widerfährt.

Ernst Fischer

Die Arbeit für dieses Magazin, und noch dazu an so exponierter Stelle, bringt es mit sich, dass man immer wieder interessante Leserpost bekommt. Eigentlich sind es fast nur Frauen, die schreiben, was wohl - in aller Bescheidenheit sei es bemerkt - mit der mitfühlenden Art des Autors zusammenhängt bei Fragen, die das Wohl und Wehe der Golfkameradinnen betreffen. Man ist da Ratgeber, ja Beichtvater, obwohl niemand so etwas wie der Pfarrer Fliege des deutschen Damengolfs werden will. In manchen Briefen geht es um Zwischenmenschliches, also um Themen, die wegen ihrer Privatheit nicht näher ausgeführt werden können, oft aber um Befremdliches.

(Foto: Illustration: Rita Berg)

Es ist unglaublich, was Frauen auf Golfplätzen so alles widerfährt. So beschwert sich Frau T. aus Hamburg über einen spanischen Golflehrer, der bei der Trainerstunde ausschließlich mit ihrem Mann gesprochen habe. Der Golfpro zu ihm: Sie muss den linken Arm gerader halten. Oder: Sie muss die Hüfte stärker bringen. Dabei spricht Frau T. deutlich besser Spanisch als ihr Ehemann. Offenbar ist Frau T. an einen Obermacho geraten, oder aber der Pro hat schlechte Erfahrungen mit deutschen Ehemännern gemacht. Beispielsweise, wenn er deren Gattinnen beim Hüftschwung nachhalf. Unser Tipp für Frau T.: Schicken Sie Ihren Mann weg!

Überhaupt Golflehrer. Ein Professeur de Golf in Südfrankreich verlangte von seiner Schülerin, sie heißt Hannelore L., sie müsse jetzt einfach einmal eine Viertelstunde lang in den Boden hauen, damit sie die Angst davor verliert. Er wolle endlich schöne Schnitzel sehen. Frau L. schreibt, wenn sie umgraben wolle, mache sie das zu Hause im Garten mit dem Spaten, und wenn der Professeur Schnitzel sehen wolle, solle er in die nächste Charcuterie gehen. Sie hat den Golflehrer gewechselt. Eine gute Entscheidung, wenngleich nicht abzustreiten ist, dass manche Frauen Angst vor dem Zuhauen haben. Drastische Mittel halten wir aber für unpädagogisch.

Empörend, was Frau S. in Schottland erleben musste. Sie spielte einen Platz im Hochland und suchte nach den Damen-Abschlägen. Es gab aber keine. Auf Nachfrage habe der Starter erklärt, sie könne abschlagen wo sie wolle und habe feixend einen Schluck aus seiner Whiskyflasche angeboten. (Irgendwie unverschämt, aber den Whisky hätten wir angenommen). Überhaupt scheinen auf der Insel raue Sitten zu herrschen. Auf einem Platz nahe London traf eine Touristin aus Remscheid im Clubhaus auf betreten schauende und wortkarge Golfer. Irgendwie bekam sie heraus, dass dieses Clubhaus den Männern vorbehalten war. Es gab ein kleines Nebengebäude für Frauen und dazwischen einen schäbigen Verbindungsbau mit einer Art Bar. Dort, so ihre Recherchen, können sich Männer und Frauen treffen, wenn sie dies unbedingt für notwendig erachten. Ein Typ in karierten Hosen sagte, diese Räumlichkeiten seien etwas für Feiglinge. Die Dame will diesen Club nun meiden. Wir sagen: Bravo.

Frau W. aus Braunschweig entdeckte in Australien auf einem Platz das berühmt-berüchtigte Schild No ladies, no pets. Es stand auf dem Teil der Terrasse, der dem 18. Fairway zugewandt ist. Auf ihre bohrenden Fragen erklärte ihr ein Herr aus dem Management, es handle sich um eine Tradition.

Außerdem sei die Maßnahme gut für ihre Gesundheit und die ihrer Lieben. Sie wisse ja, Gefahr durch fliegende Golfbälle. Und dann noch die Beeinträchtigung durch wild fluchende Golfer. Nichts für Ladies. Überzeugt habe sie diese Auskunft aber nicht, teilt sie mit. Wir schließen uns ihrem Eindruck an, obwohl wir viel von Traditionen halten.

Frau K. aus München, ein zierliches Persönchen mit dem erstaunlichen Handicap 4,1 und alleinstehend (!), vertraute uns an, dass ihr Handicap bei ihren männlichen Mitspielern nicht durchweg auf Bewunderung stoße. Oft erlebe sie misstrauisches Erstaunen und sogar Ablehnung. Bei nicht wenigen der Herren stelle sich sogar erhöhte Nervosität, manchmal sogar Aggressivität ein. Einmal habe ein Mitspieler nach ihrem vierten Birdie in Folge wegen Kreislaufbeschwerden abbrechen müssen. Wir haben Frau K. in ihrem eigenen Interesse und mit Blick auf das Selbstwertgefühl unserer sensiblen Sportkameraden ein paar absichtsvoll verschobene Putts und den einen oder anderen missratenen Abschlag empfohlen. Sie sagt, das falle ihr schwer. Nun müssen wir sie mit ihrem Problem allein lassen.

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