golf spielen:Der Stern des Ostens

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Ai Miyazato will Annika Sorenstam als Weltranglistenerste ablösen

Thomas Gögele

Vergessen Sie Tiger Woods. Im Land der aufgehenden Sonne gibt es einen Namen im Golfsport, der noch größer ist: Ai Miyazato. Das 20-jährige Wunderkind aus Okinawa begeistert seit knapp drei Jahren ganz Nippon. 2003 gewann sie im Alter von 17 Jahren als Amateurin den Miyagi TV Dunlop Cup auf der japanischen Profitour der Frauen (JLPGA). Kurz darauf wechselte sie zu den Profis und konnte in den Jahren 2004-2005 insgesamt elf Turniere auf der JLPGA Tour gewinnen. Die Begeisterung ist nicht unberechtigt: Die anderen Spielerinnen ihrer hoch gelobten Generation, Paula Creamer, Michelle Wie oder Morgan Pressel, haben zusammen nicht so viele Turniere gewonnen.

Ai Miyazato (Foto: N/A)

Rekorde, wo man hinblickt

Gebrochene Rekorde pflastern ihre steil ansteigende Karriere: jüngste Gewinnerin der Japanese Ladies Open, erster japanischer Sportler, der als Teenager die magische Grenze von 100 Millionen Yen (ca. 700.000 Euro) Preisgeld durchbrechen konnte und schließlich, im letzten Dezember, ein Rekordvorsprung von zwölf Schlägen beim Qualifikationsturnier zur LPGA Tour in Amerika.

Dort führt ihr Weg hin. Nachdem ihr jetzt schon Japan zu Füßen liegt, will sie Amerika erobern. "Erst möchte ich mich in Amerika etablieren. Wenn ich dann meine Chance bekomme, werde ich rausgehen, um zu gewinnen", erklärt sie selbstbewusst.

Eines ist gewiss: Ihr Weg wird von einer unvorstellbaren Anzahl japanischer Journalisten gesäumt sein. Als sie Anfang 2005 bei den ANZ Ladies Masters in Australien an den Start ging, war über die Hälfte aller anwesenden Journalisten aus Japan angereist. Ein 20-köpfiges Fernsehteam kam extra eingeflogen, um einen weiteren Schritt ihrer Entwicklung zu dokumentieren. Ob bei den Womens British Open oder dem World Cup der Frauen - überall dasselbe Bild: Ai Miyazato, umringt von einer Traube von Fotografen, Journalisten und Fernsehteams.

Die Tochter eines Golflehrers, deren zwei Brüder auf der japanischen Herren-Tour spielen, hat ein ganz klares Ziel vor Augen. Sie möchte die Position ihres großen Vorbilds Annika Sorenstam einnehmen: Nummer eins der Weltrangliste. "Ich möchte dorthin, wo Annika ist, und ich denke viel darüber nach. Ich werde das nötige Glück dazu brauchen, und ich weiß nicht, wie lange ich benötigen werde, um die Nummer eins zu sein", beschreibt sie ihr großes Ziel.

Auf dem Weg zur Nummer eins

In Japan ist es schwierig, nicht auf Ai-Chan, so ihr Spitzname, zu stoßen. Große Unternehmen wie Japan Airlines oder Suntory sind ihre Sponsoren und bilden sie auf großen Plakatwänden ab, im Fernsehen sind häufig Werbespots mit ihr zu sehen. In dem sportbegeisterten Land ist sie zurzeit vielleicht die populärste Sportpersönlichkeit. Das hilft nicht nur ihr, sondern dem gesamten Frauengolf in Japan: Die Frauen-Tour hat die der Herren momentan an Popularität überholt. Als Tiger Woods zeitgleich zu ihrem Sieg bei der Japan LPGA Championship ein japanisches Herrenturnier gewann, waren die Fernsehquoten eindeutig zu ihren Gunsten verteilt.

Mitte Februar hat ihr amerikanischer Feldzug begonnen und man darf gespannt sein. Ihr erster internationaler Titel liegt schon ein gutes Jahr hinter ihr: Beim World Cup der Frauen in Südafrika verwies sie zusammen mit ihrer Partnerin Rui Kitade die anderen Nationen auf die Plätze und gewann zudem die Einzelwertung souverän. Der Weg von der Weltmeisterin zur Nummer eins der Welt kann so weit nicht sein.

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