Gold Cup:"'Jamaica, land I love'. Sehr bewegend!"

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Will ganz nach oben: Winfried Schäfer mit Jamaika. (Foto: Chris Szagola/AP)

Winfried Schäfer greift mit Jamaika nach dem Gold Cup. Als krasser Außenseiter wollen die Reggae Boyz mit viel Teamspirit die große Überraschung gegen Mexiko schaffen.

Ohne Furcht gegen den großen Favoriten Mexiko, mit Reggae-Rhythmen zum Sensationstriumph in Philadelphia: Winfried Schäfer setzt mit Jamaika beim Gold Cup zum Riesencoup an und könnte mit einem Endspiel-Erfolg in der Nacht zu Montag (1.30 Uhr) endgültig Kultstatus auf der Karibik-Insel erlangen.

"Wir haben uns in drei Wochen durch dieses Turnier gekämpft, viel trainiert, jetzt wollen wir das Ding auch mit nach Hause nehmen", sagte Schäfer vor dem Endspiel voller Selbstbewusstsein in einem 11-Freunde-Interview. Die Höchstleistungen seiner Reggae Boyz kann er sich vor allem mit ihrem großen Stolz erklären. "Nach den Spielen singen sie: 'Jamaica, land I love'. Sehr bewegend", berichtete der 65-Jährige: "Wenn Sie das hören, verstehen sie, warum sich die Jungs in jeden Schuss des Gegners werfen."

Nach dem überraschenden Halbfinal-Triumph gegen Jürgen Klinsmanns Team USA (2:1) träumt ganz Jamaika vom Titel beim Gold Cup. Schäfer würde ganz nebenbei sein persönliches "Double" perfekt machen. Nach dem Afrika-Cup 2002 könnte er den zweiten Titel bei Kontinentalmeisterschaften einsammeln. In dieser Kombination wäre dies einzigartig.

17 Stunden fliegen, dreimal umsteigen, 45 Minuten vorbereiten

Schäfer und die Reggae Boyz haben in ihrem großen Spiel nichts mehr zu verlieren. Schon jetzt hat der 76. der Fifa-Weltrangliste mehr erreicht, als die 2,7 Millionen Jamaikaner sich erträumt hatten. Als erstes Land aus der Karibik schafften es die Insel-Kicker ins Endspiel bei den Titelkämpfen des Concacaf-Verbandes - und das mit bescheidensten Mitteln. "In Jamaika haben wir vielleicht einen Platz, auf dem wir anständig trainieren können", sagte Schäfer bei Sky Sport News HD.

Längst hat er sich seit seinem Amtsantritt im Juli 2013 aber auf die schwierigen Bedingungen eingestellt. Statt auf taktische Finessen setzt der langjährige Trainer des Karlsruher SC viel auf mentale Stärke und Jamaikas besonderen Spirit.

Auch die Professionalisierung des Umfelds treibt er immer weiter voran. "Am Anfang kam es vor, dass wir 17 Stunden lang nach Japan zu einem Spiel flogen, auf dem Weg drei Mal umstiegen und nach der Landung hatten wir nur 45 Minuten Trainingszeit, um uns aufs Spiel vorzubereiten", sagte Schäfer: "So kann man nicht gewinnen."

Er erweiterte das Funktionsteam und bekam mehr Zeit für die Vorbereitung. Mit durchschlagendem Erfolg. Ein Triumph gegen Mexiko würde Schäfers Mission beim Fußball-Zwerg wohl endgültig Flügel verleihen. Jamaika dürfte zum Play-off-Match gegen die USA um die Teilnahme am Confederations Cup 2017 in Russland mit Mannschaften wie Weltmeister Deutschland antreten. Und die Auswahl der Karibik-Insel würde immer attraktiver für in England geborene Jamaikaner werden, auf die Schäfer bei der Weiterentwicklung seines Team abzielt.

Doch der großen Siegesfeier zu Rhythmen von Bob Marley stehen noch die starken Mexikaner im Weg. Kein Grund zur Angst, meinte Mittelfeldspieler Joel McAnuf: "Die Mannschaften, die gegen uns spielen, haben einiges zu befürchten." Und auch Schäfer glaubt an den Triumph: "Es herrscht ein unglaublicher Zusammenhalt." Der Teamgeist soll zur großen Trumphkarte der Reggae Boyz werden.

© SZ vom 26.07.2015 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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