Gemäß einer russischen Redewendung gibt es zwei Russlands. Das eine ist Moskau, das andere alles hinterm MKAD, jenem vielspurigen Autobahnring, der sich zirka 20 Kilometer vom Roten Platz entfernt um die Hauptstadt legt. Moskau bekommt alle Aufmerksamkeit und alles Geld, der Rest des Landes nichts, das ist die Klage, die dahintersteckt. Wer durch Russland reist, findet einerseits natürlich auch fernab von Moskau beeindruckende Orte. Aber andererseits auch den Kern der Redewendung in unerwarteten Momenten bestätigt. Etwa bei der Abrechnung der Telefonnutzung.
Grundsätzlich ist zum Thema Telefonnutzung in Russland zweierlei zu sagen. Erstens ist die Verbindung in modernen Zügen so stabil, dass sich komplette WM-Spiele anschauen lassen, was sich in dieser Form ja nicht von jedem mitteleuropäischen Land sagen lässt. Zweitens kann man für recht wenig Geld recht viele Gigabyte und Freiminuten erwerben. Doch leider gibt es, zumindest bei manchen Tarifen, auch eine Fußnote.
In einem Café in Samara streikt das Gerät. Anrufe sind nicht mehr möglich, das Konto der SIM-Karte sei überzogen. Die Erklärung: Wer eine Karte in Moskau gekauft hat und die Hauptstadt verlässt, ist abrechnungstechnisch im Ausland. Die Anrufe fallen zwar unter die Freiminuten, aber wenn man angerufen wird, kostet das Roaming-Gebühren: fünf Rubel die Minute, circa sieben Cent.
Ein Bankautomat zum Aufladen ist nicht in der Nähe, die deutsche Kreditkarte akzeptiert der Anbieter nicht. Ein Kellner bietet an, via App von seinem Konto zu überweisen. Wie viel es sein soll? Eine kleine runde Summe, 100 Rubel, das reicht vorerst. Aber das Geld in bar annehmen, will der Kellner nicht, da hilft auch Diskutieren nicht. Geht aufs Haus, sagt er. Kurz danach blinkt das Telefon. Das Konto wurde aufgeladen. Um 200 Rubel.