Gladbachs 5:1 in Frankfurt:Schwindlig gespielt von Schuberts Spaßkickern

Lesezeit: 3 min

Mönchengladbach gewinnt das vierte Ligaspiel in Serie unter Andre Schubert, der Argumente für eine dauerhafte Beschäftigung sammelt.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Man muss nicht Mathematik studiert haben, um zu wissen, dass die Wahrscheinlichkeit des Endes einer Serie steigt, je länger diese dauert. Im Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach ging es nur darum, welche Serie der beiden Kontrahenten zuerst reißen würde. Die Gladbacher Siegesserie unter dem neuen Trainer André Schubert, der dreimal in der Liga gewann, seit er das Amt vom zurückgetretenen Lucien Favre übernommen hat, oder die Frankfurter Serie von 14 Heimspielen ohne Niederlage?

Die Antwort nach dem fulminanten 5:1-Auswärtserfolg der Borussia: Schubert bleibt weiter ein Siegertrainer. "Es macht im Moment riesigen Spaß mit der Mannschaft", sagt Schubert, der weiter nur als Übergangscoach gilt. Und, wie schon in den letzten Wochen: "Ich genieße den Moment." Am Mittwoch spielt Gladbach in der Champions League bei Juventus. Darauf bereite er die Mannschaft vor.

Schubert macht es Eberl schwer

Für alle anderen Fragen, wie lang er nun Interimstrainer bleibe, ob er irgendwann befördert oder zurück zu den Amateuren muss, gilt die in etwa gleiche Antwort der letzten Wochen, nur verfeinert um diesen Zusatz: "Ich habe nie gesagt, dass ich nicht im Profibereich arbeiten möchte. Ich habe nur gesagt, dass ich es nicht zwingend brauche. Es macht aber wahnsinnig viel Spaß, ich schließe es nicht aus, ob hier oder woanders."

Klar ist: Schubert macht es Manager Max Eberl nicht leichter, ihn wieder zu den Amateuren zu schicken. In Frankfurt erklärte Eberl, noch keine konkreten Verhandlungen mit anderen Trainern geführt zu haben. "Man führt Gespräche, man orientiert sich, man holt Informationen ein. Das machen wir im Moment, aber André macht seinen Job auch herausragend", sagte Eberl.

Weniger Spaß macht es derzeit Frankfurts-Trainer Armin Veh bei der Eintracht. "Gladbach war ein richtig guter Gegner. Insgesamt müssen wir kompakter werden. Wir haben es heute nicht geschafft, dagegenzuhalten", sagte er. Die Eintracht beklagt nun nicht nur das Ende ihre Heimserie, sondern auch die zweite Pleite hintereinander.

Nicht zu halten: Gladbachs Torschütze und Vorbereiter Mahmoud Dahoud (Nr. 8.) (Foto: Arne Dedert/dpa)

Veh spricht vom Abstiegskampf

In Frankfurt hat sich mittlerweile große Ernüchterung breit gemacht. Mit nur neun Punkten sind die Hessen auf Platz 13 liegend dem Tabellenende näher als den Europapokalrängen, der Trend zeigt nach nur zwei Zählern aus den letzten fünf Spielen nach unten. "Wenn du nach neun Spielen neun Punkte machst, dann bist du da dabei. Das ist so. Das muss man nicht überdramatisieren, aber wir müssen uns verbessern", sagte Veh auf die Frage, ob die Eintracht sich mit dem Abstiegskampf beschäftigen müsste.

Die Hoffnung, dass Vehs Rückkehr den Klub und die Mannschaft zu neuen Höhenflügen beflügeln könnte, erweist sich derzeit noch als Irrglaube. Vehs Vorgänger Thomas Schaaf, mit dem die Hessen immerhin 43 Punkte in der vergangenen Saison sammelten, schmiss hin, weil er mit seiner mürrischen Art bei Mannschaft und Publikum nicht gut ankam und kein Vertrauen spürte. Die 43 Punkte vom Vorjahr zu erreichen, wird für diese Eintracht indes nicht einfach.

Drei Tore in 13 Minuten

Entschieden war die Partie für die technisch besseren Gladbacher innerhalb von 13 Minuten nach der Pause, in der der VfL die Eintracht schwindlig spielte. In dieser Phase erzielten der spielfreudige Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud (51.), 19, und Regisseur sowie hängende Spitze Raffael die Tore zum 2:1 und 3:1, außerdem trafen da mit ihren Schüssen Lars Stindl nur das Lattenkreuz (48.) und Fabian Johnson nur den Pfosten des Frankfurter Tores (54.). Am Ende traf noch der eingewechselte André Hahn zweimal (82., 90.). "Wir bekommen die ganze Saison schon zu viele Gegentore", haderte Eintrachts Mittelfeldspieler Stefan Reinartz. Nach Hahns Treffer zum 1:4 verließen tausende Eintracht-Fans enttäuscht das Stadion. Es wird nicht leicht für Armin Veh, wieder eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen.

Raffael hatte Gladbach in der 16. Minute mit einem Abstaubertor in Führung gebracht. Zu den Rätseln der Gladbacher Saison gehört neben dem Start mit fünf Niederlagen unter Favre diese kuriose Elfmeterstatistik: Schon zum sechsten Mal im neunten Ligaspiel wurde ein Strafstoß gegen den VfL gepfiffen, unter Trainer Schubert kassierte die Elf vom Niederrhein bislang sogar nur Gegentore nach Strafstößen. In Frankfurt war das Rätsel aber leicht zu lösen: Abwehrspieler Alvaro Dominguez passte viel zu kurz auf Torwart Yann Sommer zurück, Eintracht-Stürmer Luc Castaignos schnappte sich den Ball und wurde vom heranstürmenden Sommer umgerannt. Den Elfmeter verwandelte Alexander Meier zum schmeichelhaften 1:1-Ausgleich für die Eintracht in der 29. Minute.

Die Gladbacher sind lebensklug genug, um zu wissen, dass ihre Siegesserie mit dem Trainer André Schubert nicht ewig halten wird. Im nächsten Heimspiel gegen den FC Schalke werden sie aber alles dafür tun, den nun zwölf Punkten drei weitere hinzuzufügen.

© SZ vom 18.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: