Gladbach siegt 3:0:Den Funkkontakt gefunden

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Zusammen mit Lars Stindl (rechts), dem Torschützen zum Gladbacher 1:0, bejubelt Raffael (Mitte) den zweiten Treffer seiner Mannschaft. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Die Mönchengladbacher Angreifer Lars Stindl und Raffael entscheiden ein für eine lange Zeit enges Spiel. Sie hinterlassen zwei Trainer mit zwei Dialekten und zwei Meinungen.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Das Reinigungspersonal war begeistert von den Gladbacher Fußballern. Anders ist nicht zu erklären, dass der Kabinengang schnell noch einmal feucht durchgewischt wurde, ehe die Spieler nach dem Abpfiff vom Platz kamen. Es sollte alles schön sauber sein für die Sieger. Zum Glück ist dann auch niemand ausgerutscht.

Borussia Mönchengladbach hat eine neue Standfestigkeit gefunden. Beim 3:0 (0:0) gegen den SC Freiburg ist im dritten Spiel der zweite Sieg unter dem neuen Trainer Dieter Hecking gelungen. "Sieben Punkte", sagte Hecking mit wohwollendem Nicken und expliziter Betonung, Er ist zufrieden mit seinem Einstand. Hecking gestand aber auch ein, dass der Sieg gegen Freiburg zu hoch ausgefallen ist.

Dieses Spiel hätte sogar ganz anders ausgehen können. Freiburg hatte die bessere Chancen, ehe Gladbach in der Schlussphase zu drei Toren kam. "Wenn'sch kei' Tor schießt", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich mit leichtem Zynismus, "dann verlier'sch so ein Spiel nulldrei." Hecking sagte hinterher, er habe schon gewusst, wie zäh das Spiel werden würde. Gerechnet hatte er deshalb kaum mit solch einem klaren Ergebnis. "Ich hoffe, dass meine Mannschaft mir den Gefallen tut, mein erstes Heimspiel zu gewinnen", hatte er zuvor demütig formuliert.

Allerdings verfügten seine Gladbacher für diesen frommen Wunsch anfangs über allzu wenig Offensivkraft. Sie schoben sich in der Defensive den Ball zu und wussten kaum, wie sie die doppelte Viererkette der dicht verteidigenden Freiburger überwinden konnten. Lars Stindl und Raffael verkamen als Doppelspitze lange zu einsamen Satelliten, zu denen der Funkkontakt ausfiel. Den Funkkontakt sollten sie aber noch finden.

Freiburg spielt anfangs besser, dann steigert Gladbach die Rasanz

Die Freiburger waren zuvor jedoch bis zum Beginn der zweiten Halbzeit am ehesten dazu bereit, Freunde der Rasanz zu bedienen. Sie hatten in der gegnerischen Defensive mehr Platz und profitierten von einem mitunter problematischen Gladbacher Positionsspiel. Bei einer Art Konter in der 51. Minute hatte Vincenzo Grifo halblinks vor dem Gladbacher Tor ziemlich freie Schussbahn, nachdem Janik Haberer ihn aus dem Mittelfeld blendend in Szene gesetzt hatte. Doch Grifo scheiterte am Torwart Yann Sommer. Drei Minuten später schoss Nils Petersen von der rechten Seite knapp am linken Pfosten vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hätte Freiburg die Führung absolut verdient gehabt.

Aber auch nur bis hierher. Denn dann hatten die Gäste Glück. Danach grätschte Freiburgs Innenverteidiger Caglar Söyüncü Stindl um. Hier hätte Felix Brych auf Elfmeter entscheiden dürfen. Dann begann die rasante Schlussphase. Stindl war es in der 73. Minute vorbehalten, mit einer Einzelaktion den Gladbacher Sieg einzuleiten.

Nach einem Abschlag von Freiburgs Torwart Alexander Schwolow retournierte Gladbachs Fabian Johnson den Ball wieder in die Freiburger Hälfte, wo Stindl den Ball annahm, nur noch Söyüncü vor sich hatte, diesen im Spurt überlief und den Ball dann aus dem Lauf präzise an den Innenpfosten des Freiburger Tors schoss, von wo er ins Tor sprang. Danach hatten die Gladbacher gegen sich öffnende Freiburger leichteres Spiel. Raffael und Mahmoud Dahoud konnten in der 78. Minute im Strafraum einen Doppelpass miteinander spielen, den Raffael zum 2:0 vollendete. In der Nachspielzeit traf sogar noch Patrick Herrmann, der in der 90. Minute nach dreimonatiger Verletzungspause eingewechselt worden war. "Die letzten eineinhalb Jahre waren nicht so schön für mich", sagte der mehrfach gebeutelte Offensivmann lächelnd, "umso mehr kann ich das jetzt genießen."

Genießen konnte den nachmittag auch Dieter Hecking: "Wir hatten den nötigen Willen und das nötige Glück", sagte er. "Der Sieg darf nicht über Manches hinwegtäuschen, aber alles in allem arbeitet die Mannschaft von der taktischen Disziplin her phantastisch."

© SZ vom 05.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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