Gladbach-Coach Schubert:Fantastischer Job auf Zeit

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Dank André Schubert ist die Lockerheit zurückgekehrt bei der Borussia. Das Team wirkt wie befreit, zur Dauerlösung soll der Coach aber nicht werden.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

Es ist jetzt nicht so, dass Lucien Favre kein humoriger Mensch wäre. Aber seine lustigen Seiten hatte er in der Öffentlichkeit zuletzt meistens gut versteckt. André Schubert, Favres vorläufiger Nachfolger als Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach, ist da anders. Er werde jetzt im Training mehr Elfmeter schießen lassen, kündigte er in der Pressekonferenz nach dem 3:1 (2:0)-Sieg in Stuttgart an, dem zweiten im zweiten Spiel unter seiner Regie, "damit Yann endlich mal auch einen Ball hält".

Das war natürlich ein Witz. Seiner Antwort war die ernst gemeinte Frage vorausgegangen, was er gegen die Flut von Elfmetern zu tun gedenke, die Gladbach in dieser Saison schon in Nöte gebracht hat: In neun Pflichtspielen hat der Schiedsrichter schon achtmal auf den Punkt gezeigt gegen Gladbach. Auch in der kurzen, sechs Tage währenden Amtszeit Schuberts musste Torwart Yann Sommer versuchen, drei Elfmeter zu vereiteln. Erfolglos. Schubert entgegnete entspannt: "Ich bin erst mal froh, dass wir aktiv gegen den Ball verteidigen, auch wenn wir uns geschickter anstellen müssen."

"Endlich auch das Quäntchen Glück"

Das rhetorische Geschick des einstigen Germanistikstudenten ist natürlich auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nicht entgangen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Mannschaft wieder mutiger und entschlossener spielt und wieder an ihre Fähigkeiten zu glauben scheint. Zur Dauerlösung soll Schubert aber auch nach dem verheißungsvollen Start nicht werden. "André macht einen fantastischen Job", sagte Eberl. Aber man könne jetzt nicht gleich von einem Trainereffekt sprechen. "Wir hatten endlich auch das nötige Quäntchen Glück." Aber Eberl weiß, dass er Schubert doch einiges zu verdanken hat: "Die Siege geben uns nun Ruhe". Für die Trainersuche, die er sich nicht ausreden lassen will. Und für das Spiel in der Champions League gegen Manchester City am Mittwoch.

Die allmähliche Rückkehr zur Normalität bekommen auch die Gladbacher Profis zu spüren. Auf sie wartet vor dem zweiten Spiel in der Königsklasse ein freier Tag. "Den können sie alle gut gebrauchen, um mal abzuschalten", sagte Eberl. Das gilt auch für den Trainer, der sich gar nicht an den Diskussionen um seine Zukunft oder Nicht-Zukunft beteiligen wollte. "Ich genieße die Arbeit Tag für Tag und Spiel für Spiel. Mir macht die Aufgabe Riesenspaß. Nicht mehr, aber auch nicht weniger", sagte er, der zuvor die Gladbacher Regionalliga-Mannschaft betreute und wieder auf den Posten zurückkehren wird - sollte Eberl sich nicht doch noch umentscheiden.

© SZ vom 27.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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