Gegner Ukraine:Einheit im geteilten Land

Lesezeit: 2 min

Patriot: Anatoliy Tymoschschuk mit der ukrainischen Fahne nach dem Play-Off-Sieg gegen Slowenien. (Foto: imago/GEPA pictures)

Kein Team muss mit einer größeren politischen Last zum Turnier wie die Ukraine. Im Krieg geht unter, dass das Land die vielleicht beste Mannschaft seit Jahren hat.

Der Gegner

Die Ukraine ist ein Land im Krieg. Im Osten des Landes kämpfen Regierungstruppen gegen prorussische Rebellen, die Krim wird von Russland kontrolliert und in dieser Situation gibt es Wichtigeres als Fußball. Aber da Fußball immer auch Politik ist, trägt die Nationalmannschaft eine Last, die weit über den sportlichen Druck hinausgeht. In der Mannschaft spielen ungefähr ebenso viele Spieler vom Hauptstadt-Klub Dynamo Kiew wie von Schachtjor Donezk und Sorja Luhansk, den Vereinen aus dem Ostteil des Landes, die wegen des Konflikts aktuell in anderen Städten spielen müssen. Politiker verkaufen die "gemischte" Elf als Signal für die Einheit. Nach dem Playoff-Hinspiel gegen Slowenien war Präsident Petro Poroschenko in der Kabine. "Wir wissen, in welchem Land wir geboren sind, und wir sind stolz darauf", sagte der frühere Bayern-Profi Anatolij Timoschtschuk und zwar in einer offiziellen Mitteilung der Regierung: "Wir wissen wie wichtig die Euro 2016 sein wird. In dieser schwierigen Situation sollte die Ukraine zusammenstehen wie nie zuvor."

Wie stark ist die Ukraine?

Erst in den Playoffs gegen Slowenien qualifizierte sich das Land für die Europameisterschaft (2:0 und 1:1) was angesichts der Umstände trotzdem bemerkenswert ist. In der Gruppe waren Spanien und die Slowakei besser, gravierend war dabei vor allem die 0:1 Heimniederlage der Mannschaft gegen die Slowakei. Die beiden Pleiten gegen Spanien kann man unter der Rubrik "normal" verbuchen. Auffällig: Die starke Abwehr. In zehn Spielen kassierte das Team nur vier Gegentore. Die Weltmeisterschaft in Brasilien verpasste die Ukraine noch, weil es wieder in den Playoffs einen 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel gegen Frankreich verspielte (0:3). Insgesamt fünfmal ist die Mannschaft in Playoffs zu EMs oder WMs gescheitert. Unter anderem 2002 gegen Deutschland, als Michael Ballack in Dortmund den Traum von der WM 2002 in Japan und Südkorea beendete. Fast alle Spieler des Teams von Trainer Michail Fomenko spielen in der heimischen Liga. Nur Timoschtschuk (Kasachstan) und Jewgeni Konopljanka (Spanien) spielen im Ausland.

Der Star des Teams

Eben dieser Konopljanka. Im vergangenen Jahr kam er mit Dnipro Dnipropetrowsk ins Finale der Europa League und überzeugte in der Saison dermaßen, dass er vom Final-Gegner FC Sevilla direkt verpflichtet wurde. Der 26-Jährige hat sich beim spanischen Top-Klub einen Stammplatz erspielt. Auch Andrej Jarmolenko, lange Zeit als Top-Talent gehandelt, überzeugt wieder und zog gerade mit Dynamo Kiew das erste Mal seit 1998 wieder in die K.o.-Phase der Champions League ein.

© SZ vom 13.12.2015 / sz, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: