Fußball:WM 2006 ohneDüsseldorf, Bremen und Gladbach

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Die Entscheidung ist gefallen: Fifa- und DFB-Verantwortliche haben die zwölf Spielorte für die Weltmeisterschaft in Deutschland bekannt gegeben.

Zwölf strahlende Sieger und drei Enttäuschte: Bei der Lotterie "12 aus 15" mit der Vergabe der Spielorte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zogen erwartungsgemäß Berlin, Dortmund, Frankfurt/Main, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart das große Los, während sich Bremen, Düsseldorf und Mönchengladbach mit "Nieten" zufrieden geben mussten und nicht für die zweite WM auf deutschem Boden nach 1974 berücksichtigt wurden.

Jubelnd halten die Oberbürgermeister der 12 Austragungs-Städte die Urkunden, auf denen die Fifa ihre Stadt zum Austragungsort ernennt (Foto: N/A)

"Es war natürlich enttäuschend für uns, dass wir bei zwölf Austragungsorten bleiben mussten, aber so stand es ganz klar im Pflichtenheft der Fifa", erklärte Franz Beckenbauer, Präsident des Organisationskomitees, mit Blick auf die Verlierer: "Das tut uns leid, weil alle unheimliche Anstrengungen unternommen haben. In diesem Moment wird ein Trostpreis denjenigen, die heute leer ausgegangen sind, nicht wirklich helfen. Aber es werden natürlich Aktionen gestartet und Länderspiele vergeben, um sie ein bisschen zu entschädigen." Nicht minder groß war der Kampf um den Standort für das internationale Medienzentrum (IMC), die bayerische Landeshauptstadt München bekam den Zuschlag.

"Ich habe hier viel Begeisterung gespürt, ich kann den Ländern und dem Bund nur zur Infrastruktur gratulieren. Ich kann mir vorstellen, dass wir eine ganz große, vielleicht sogar die größte Weltmeisterschaft erleben", sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter 1515 Tage vor dem Eröffnungsspiel. In einem feierlichen Festakt vor 350 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport in der Alten Oper in Frankfurt/Main wurde durch die Entscheidung des Welt-Verbandes Fifa in Absprache mit dem WM-Organisationskomitee 2006 unter Leitung von Franz Beckenbauer für die WM-Kandidaten eine viermonatige Leidenszeit zwischen Hoffen und Bangen beendet.

Deutschlands Rekordtorjäger Gerd Müller fungierte als "Enthüller", der die zuvor festgelegten WM-Städte per Druck auf einen Zufallsgenerator vorstellen durfte. Den lockersten Spruch hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude parat. "Bei uns bleibt es spannend, ob wir rechtzeitig fertig werden", äußerte das Stadtoberhaupt und wies damit auf ungelöste Finanzierungsfragen in München hin.

Trostpreise für Ausgeschiedene

Die Entscheidung hatte sich zwar angedeutet, doch bis zum Schluss blieb es für die Bewerberstädte spannend. Am Ende stellten sich alle zwölf Oberbürgermeister der ausgewählten WM-Spielorte zum obligatorischen Gruppenfoto. Zuvor hätten alle politischen Vertreter der WM-Städte von Blatter die Urkunde als WM-Stadt, unterzeichnet vom Fifa-Boss und von Beckenbauer, erhalten.

Am vergangenen Mittwoch hatte Leverkusen seine Bewerbung zurückgezogen, wird jedoch beim WM-Endrundenturnier in vier Jahren Gastgeber Deutschland in der "BayArena" beherbergen und somit ein dickes Trostpflaster erhalten. Auch für die am Montag Ausgeschiedenen wird es Trostpreise in Form von lukrativen Länderspielen geben. Sie sollen bei Auftritten der DFB-Auswahl bevorzugt behandelt werden. Außerdem sollen sie ebenfalls Standorte für das Trainingsquartier von namhaften WM-Teilnehmern 2006 sein.

"Nuancen haben entschieden, vor allem die regionalen Gesichtspunkte haben den Ausschlag gegeben", meinte OK-Vize-Präsident Horst R. Schmidt und sagte in Richtung der Ausgeschiedenen: "Nehmen Sie unsere ausgestreckte Hand entgegen. Wir werden uns etwas einfallen lassen." Insgesamt wurden und werden knapp 1,7 Milliarden Euro in den Um- und Neubau der Arenen investiert. "Das ist gut angelegtes Geld. Stadien schaffen Infrastruktur und geben Impulse für den Breiten- und Spitzensport", sagte Bundesinnenminister Otto Schily, der drei Millionen ausländische Gäste bei der WM 2006 erwartet: "Eine bessere Gelegenheit, sich zu präsentieren, gibt es gar nicht." Weltweit werden rund 40 Milliarden Fans die WM am Fernsehschirm verfolgen. Die Voraussetzungen für eine gelungene WM hatten die Bewerberstädte zuvor geschaffen.

Alle 15 Kandidaten hatten absolut WM-taugliche Stadien präsentiert, so dass die Entscheidung, drei Bewerber auszusortieren, sehr schwer fiel. Das letzte Wort im Entscheidungsprozess hatten am Montagvormittag Fifa-Präsident Blatter sowie der Argentinier Julio Grondona als Fifa-Vize und stellvertretender Vorsitzender der WM-Organisationskommission, der den wegen eines Todesfalls im engsten Freundeskreis fehlenden Uefa-Boss Lennart Johansson vertrat.

Vorwürfe in Richtung DFB

Die Enttäuschung bei den drei "Verlierern" war dennoch groß. So warf Bremen dem DFB vor, sein Versprechen gebrochen zu haben. Die Hansestadt beruft sich auf eine Aussage von DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun vor drei Jahren anlässlich der 100-Jahr-Feier von Werder Bremen, dass das Weserstadion WM-Arena werde.

Ausschlaggebend war letztendlich die regionale Gewichtung. So verfügt der Norden und Osten über vier (Berlin, Hamburg, Hannover und Leipzig), der Westen über drei (Dortmund, Gelsenkirchen und Köln), der Südwesten und Süden über fünf Standorte (Frankfurt/Main, Kaiserslautern, München, Nürnberg und Stuttgart).

Noch nicht endgültig festgelegt wurden Eröffnungs- und Finalspielort. Als sicher gilt jedoch, dass das Eröffnungsspiel in München stattfinden wird. Das Finale wird aller Voraussicht nach am 9. Juli 2006 vor 76. 000 Zuschauern im umgebauten Berliner Olympiastadion stattfinden.

(sueddeutsche.de/sid)

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