Fußball-Champions-League:Chelsea feuert Trainer Grant

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Weil Zweiter-Werden für den millionenschweren FC Chelsea zu wenig ist, muss Trainer Avram Grant seinen Posten räumen.

Drei Tage nach der Niederlage im Champions-League-Finale hat sich der dreimalige englische Fußball-Meister FC Chelsea erwartungsgemäß von Trainer Avram Grant getrennt. Die Entlassung des Israelis, der am 20. September 2007 die Nachfolge von Erfolgscoach Jose Mourinho angetreten hatte, gab das Team des deutschen Nationalmannschaftskapitäns Michael Ballack am Samstagabend bekannt.

Im Regen: Avram Grant wird bei Chelsea gefeuert. (Foto: Foto: Reuters)

"Der FC Chelsea bestätigt, das der Vertrag mit Avram Grant aufgelöst wurde", lautete die Mitteilung auf der Homepage der Blues: "Dieser Entscheidung sind zweitägige Beratungen vorausgegangen. Wir danken Grant dafür, was er seit dem Amtsantritt für den Verein geleistet hat. Nun konzentriert sich der FC Chelsea darauf, einen Nachfolger zu finden." Es werde vor der Verpflichtung eines neuen Trainers keinerlei Kommentare geben.

Prügel von Vorgänger Morinho

Nach dem äußerst unglücklichen 5:6 im Elfmeterschießen im Endspiel der "Königsklasse" gegen Manchester United war das Aus für Grant allgemein erwartet worden. Der 53-Jährige war stets umstritten und hatte wohl auch bei der Mannschaft kein gutes Standing. Blasse Ausstrahlung, fehlendes taktisches Konzept, falsche Aufstellungen, Marionette des milliardenschweren Klubeigners Roman Abramowitsch - die Vorwürfe waren breit gefächert. Doch entscheident für Grants Aus war wohl dessen fehlendes "Sieger-Gen": Zweiter im Ligapokal, Zweiter in der Meisterschaft, Zweiter in der Champions League - für einen Coach im Abramowitsch-Klub gibt es kein schlimmeres Image als das des "ewigen Zweiten".

Schon bei der Ehrung nach dem Champions-League-Finale im Moskau ging Grant wie ein geprügelter Hund die Treppen von der Ehrentribüne hinunter und musste anschließend auch noch Prügel von Vorgänger Jose Morinho einstecken. "In meiner Philosophie wäre das eine schlechte Saison, denn fast bedeutet im Fußball eine Niederlage", sagte Mourinho, der als Chelsea-Teammanager je zweimal Meister und Pokal- sowie einmal FA-Cup-Sieger wurde, allerdings mit den Londonern nie das Endspiel in der Königsklasse erreichte. "Vielleicht war es in der Philosophie eines Verlierers eine gute Saison, was ich respektiere", giftete der Portugiese in Richtung Grant, der dem Team eine "hervorragende Saison" attestiert hatte.

Im Februar hatte der ehemalige isralische Nationaltrainer in einem anonymen Brief sogar eine Morddrohung erhalten. Am 13. Dezember 2007 war sein Vertrag um vier Jahre verlängert worden. Der bittere Rausschmiss soll dem früheren Chelsea-Sportdirektor, der seinen Vertrag erst im vergangenen Dezember um vier Jahre verlängert hatte, mit einer Abfindung in Höhe von umgerechnet etwa 6,5 Millionen Euro versüßt werden.

Dank der Abramowitsch-Millionen dürfte zudem genügend Geld vorhanden sein, einen renommierten Nachfolger zu finden. In den Medien kristallisieren sich drei Kandidaten heraus: Der russische Nationaltrainer Guus Hiddink, der beim FC Barcelona entlassene Frank Rijkaard sowie Manchester-City-Teammanager Sven-Göran Eriksson, der ehemalige englische Nationaltrainer. Nur eines scheint trotz wilder Spekulationen eher unwahrscheinlich: Mourinho wird wohl nicht an die Stamford Bridge zurückkehren, er gilt als Trainer-Kandidat beim italienischen Meister Inter Mailand.

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