Fußball-Bundesliga:"So bin ich noch nie entlassen worden"

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Trainer Ewald Lienen hat nach seiner Entlassung bei Borussia Mönchengladbach mit Sportdirektor Christian Hochstätter abgerechnet. Dieser habe sein Vertrauen missbraucht und die wahren Kündigungsgründe verschleiert.

"Ich bin ein Teamspieler, mein Vertrauen ist von Christian Hochstätter seit Wochen systematisch unterlaufen worden. Ich bin noch nie unter solchen Umständen entlassen worden", sagte Lienen: "Ich werde nicht zulassen, dass mein Ansehen und meine Reputation als Trainer beschädigt werden, nur um die wahren Hintergründe dieser Aktion zu verschleiern." Lienen kämpft um seinen Ruf: "Hochstätter hat mein Vertrauen, meine Offenheit und meine Bereitschaft zur Teamarbeit missbraucht.

Ich muss als Trainer akzeptieren, wenn sich ein Verein von mir trennen will, aber ich lasse nicht zu, dass ein Sportdirektor mit fadenscheinigen Begründungen argumentiert, um die wahren Hintergründe meiner Entlassung verschleiern zu können."

Der 49 Jahre alte Coach vermutet ein abgekartetes Spiel: "Ich will keine schmutzige Wäsche waschen. Aber das Vertrauen von Hochstätter war nie vorhanden. Er hat mir jede Hilfe und Unterstützung entzogen, intern wie extern. Nur um einen Mann zu installieren, der seit langem sein Wunschkandidat war. Schon zum Zeitpunkt meiner Verpflichtung." Und das sei Holger Fach gewesen.

Fragwürdige Ausstiegsklausel von Fach

Die Posse um den Trainerposten am Bökelberg hatte schon am vergangenen Donnerstag einen ersten Höhepunkt erreicht - ohne dass der zu diesem Zeitpunkt noch im Amt befindliche Chefcoach davon wusste. Hochstätter bestätigte Lienen am Sonntag, "dass er dem Vorstand schon am Donnerstag empfohlen hat, sich von mir zu trennen, und zwar völlig unabhängig vom Ausgang des Spieles in Hannover".

Eine Ausstiegsklausel von Fach als Coach beim Regionalligisten Rot-Weiß Essen sorgt für Zündstoff - zumal diese nur für Mönchengladbach galt. Hochstätter hatte sich beim Vertragsabschluss von Fach die Klausel als zwingende Voraussetzung für dessen Unterschrift ausbedungen. "Ich will diese Klausel von Fach nicht weiter kommentieren", so Lienen.

Sein Vorgänger Hans Meyer schrieb in einer kicker-Kolumne: "Der Zeitpunkt hat mich doch sehr überrascht. Bei allen Problemen, die auftraten, hat er keine echte Chance bekommen."

Lienen kämpft unterdessen nicht nur für sich, sondern für den Trainerberuf in der Bundesliga. "Ich bin stolz darauf, dass wir mit vereinten Kräften souverän den Klassenerhalt geschafft haben. Ich meine, dass diese Arbeit einen Vertrauensvorschuss über den sechsten Spieltag der neuen Saison hinaus verdient gehabt hätte."

Er habe Spieler gefordert, die er aber nicht bekommen habe, auf keine seiner Forderungen sei Hochstätter eingegangen: "Wir brauchten einen offensiven Mittelfeldspieler, wir haben sogar über Mehmet Scholl und Andreas Möller gesprochen. Hochstätter hat mich stets vertröstet und zwischenzeitlich Urlaub gemacht. Ich hatte keine Chance."

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