Freiburger 1:0 gegen Frankfurt:Breisgauer Verwandlung

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Leidernschaftliches Spiel: Der Freiburger Caglar Söyüncü (2. v. r.) legt sich gleich mit mehreren Frankfurtern an. (Foto: Jan Huebner/imago)

Der SC Freiburg gewinnt das dritte Heimspiel in Serie - mit einem Fußball, für den der SC nicht bekannt ist. Die Spieler wissen: "Das war kein Augenschmaus."

Von Christoph Ruf, Freiburg

Das Wort zum verlängerten Wochenende gebührte an diesem verregneten Nachmittag Freiburgs Torwart Alexander Schwolow. "Das war kein Augenschmaus, aber ich finde, dass wir verdient gewonnen haben", sagte der Mann, der sich seine Worte schon während des Spiels zurechtgelegt haben dürfte. Schließlich war er - eigentlich paradox angesichts der spielerischen Überlegenheit von Eintracht Frankfurt - 90 Minuten lang weitgehend beschäftigungslos geblieben.

Das alles hatte allerdings auch Schwolows Frankfurter Gegenüber so gesehen. "Wir waren zu harmlos", sagte Lukas Hradecky. "Trotzdem war es unnötig zu verlieren." Warum das 0:0 nicht zustande kam, wusste Hradecky allerdings auch: "Der Trainer hat mehrfach gesagt, dass wir von Anfang an hellwach sein müssen. Aber das waren wir leider nicht."

Tatsächlich leisteten sich die Frankfurter in der vierten Spielminute einen Aussetzer, der zum 1:0 von Vincenzo Grifo führte und letztendlich spielentscheidend war. Nach einem Foul von Jesus Vallejo an Maximilian Philipp spielte Onur Bulut sofort weiter und leitete den Ball weiter zu Grifo, der überlegt einschob und sein erstes Bundesligator schoss. Frankfurt, das mehr Ballbesitz hatte und optisch überlegen war, kam kaum einmal gefährlich zum Abschluss - und das, obwohl SC-Trainer Christian Streich gleich drei verletzte Innenverteidiger ersetzen musste und in Nicolas Höfler einen Mittelfeldmann in die Defensivzentrale beordern musste.

Bulut verliert das Bewusstsein nach Zusammenprall

Trotzdem waren die Freiburger mit einem Lattenschuss von Mike Frantz (53.) dem zweiten Treffer näher als Frankfurt dem Ausgleich. Auch weil sie vier Kilometer mehr liefen als der Gegner und diesmal vor allem kämpferisch überzeugten. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit zu wenig Zugriff, weil der Gegner zweikampfstärker und bissiger war", sagte Frankfurts Coach Niko Kovac, der nur schwer verbergen konnte, dass er Freiburg als eines der Teams einstuft, gegen die sein Team gewinnen müsste.

Dass das nicht gelang, lag vor allem daran, dass Freiburg in dieser Spielzeit zur Not auch mal mit den Tugenden aufwartet, die nicht zum SC-Klischeebild passen. Kombinationsfußball spielte die Eintracht, doch es waren die Freiburger, die keinen Ball aufgaben und sich in die Zweikämpfe stürzten, als gäbe es weder Länderspielpause noch ein Morgen. Sie waren Verwandlungskünstler.

Nach einem Spiel, das deshalb vor allem Schiedsrichter Marco Fritz Höchstleistungen abverlangte, nahm Streich dann den Referee auch vor dem Vorwurf in Schutz, angesicht von sieben gelben Karten die Übersicht verloren zu haben. "Er ist bei seiner Linie geblieben, ich finde es gut, wenn in einem solchen Spiel keiner mit Gelb-Rot vom Platz gehen muss." Freiburgs Spieler Bulut, der nach einem Zusammenprall im Mittelfeld das Bewusstsein verloren hatte, gehe es vergleichsweise gut, berichtete Streich noch erleichtert. "Er ist mit vollem Tempo in den Ellenbogen gerannt. Das hätte auch anders ausgehen können."

© SZ vom 02.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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