Freiburg gewinnt 1:0:Bis der Akku leer ist

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Hoch das Bein: Die Bremer Niklas Moisander (li.) und Philipp Bargfrede (re.) rangeln mit Nils Petersen (M.) um den Ball. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Nach dem wichtigen Sieg gegen Bremen schwärmt SC-Trainer Streich von Angreifer Petersen, der mit seinem Tor den Sicherheitsabstand der Mannschaft auf die Abstiegsplätze bewahrt hat.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Als die Nachspielzeit von vier Minuten beendet war, drosch Freiburgs Verteidiger Caglar Söyüncü den Ball unters Tribünendach - eine Geste der Erleichterung nach dem wichtigen Sieg gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf. Nach dem in vielerlei Hinsicht minimalistischen 1:0 (1:0) gegen Werder Bremen liegen fünf Punkte zwischen dem Sportclub und Mainz auf dem Relegationsrang. Elf Punkte sind es gar auf einen direkten Abstiegsrang. Das ist nach dem 22. Spieltag ein weit besseres Zwischenfazit als man dieser Freiburger Elf zu Saisonbeginn zugetraut hätte.

"Wir standen nach dem Mainzer Sieg am Freitag schon unter Druck", sagte Nils Petersen, dessen verwandelter Elfmeter (24.) das Spiel entschied, "umso schöner, dass wir zu Hause auch Spiele über die Bühne bringen, bei denen es spielerisch nicht so läuft." Über seine eigene Leistung wollte Petersen nicht viel sagen, deshalb muss das hier aus neutraler Warte und aus Sicht des Trainers angefügt werden. Das 1:0 war der elfte Saisontreffer des Freiburger Angreifers, der damit ein doppeltes Jubiläum feierte: Seinen 50. Bundesligatreffer - und den 30. im Dress des Sportclubs. Der dort arbeitende Trainer Christian Streich strich derweil lieber andere Qualitäten seines inoffiziellen Lieblings-Spielers heraus als dessen Treffsicherheit: "Alles gegen den Ball abgearbeitet" habe "der Nils" gegen Werder. "Seine Bedeutung für uns bemisst sich sowieso nicht an den Toren. Aber wenn ich alles aufzählen würde - dafür reicht der Akku Ihres Diktiergerätes nicht."

Um das spielerische Niveau der Partie zu beschreiben, reichte allerdings der Akku aller Journalisten. "Fleiß, Mentalität, taktische Schläue", all das hatte Streich bei seiner Mannschaft gesehen. "Aber fußballerisch kriegen wir's gerade nicht auf den Platz." Ähnlich sah es Werders Trainer Florian Kohfeldt, der den Vortrag seiner eigenen Mannschaft aber nicht nur in dieser Hinsicht kritisch bewertete: "Unsere Flanken waren ohne Abnehmer in der Box. Da hatten wir nicht die Präsenz, die wir uns vorgenommen hatten." Was die Tabellenlage angeht, zeigte sich Kohfeldt allerdings zuversichtlich: "Wir waren vor dem Spiel im Abstiegskampf und sind es auch jetzt. Aber am Ende werden wir mit dieser Mentalität erfolgreich sein." Das mag schon sein, zumal es aus Bremer Sicht keine schlechte Nachricht sein muss, dass schon am kommenden Samstag das Nordduell gegen den HSV ansteht.

In Freiburg waren allerdings tatsächlich beide Mannschaften fußballerisch Vieles schuldig geblieben in einem Spiel, das dennoch spannend und unterhaltsam war. Ein Kopfball von Niklas Moisander, den SC-Keeper Alexander Schwolow über die Latte lenkte, war die beste Chance der Hanseaten in der ersten Halbzeit (37.). Der SC hatte Möglichkeiten durch Kopfbälle von Janik Haberer (28.) und Robin Koch (33.) und ging bereits Mitte der ersten Halbzeit in Führung. Nach einem unnötigen Foul, bei dem Aron Johannsson SC-Angreifer Marco Terrazzino umschubste, verwandelte Petersen den Elfmeter. Und auch im zweiten Durchgang waren es Strafstöße, gegebene und nicht gegebene, die als Highlights herhalten mussten. Einen leichten Rempler von Christian Günter an Max Kruse sanktionierte Schiedsrichter Robert Hartmann nicht (86.). Hier wäre ein Elfer für Bremen ebenso vertretbar gewesen wie zwei Minuten später eine rote Karte für Bremens Milos Veljkovic, der Petersen im Strafraum von den Beinen holte und dabei letzter Mann war. Hartmann beließ es hier bei einer gelben Karte. Kurz darauf verschoss Janik Haberer den unstrittigen Strafstoß (88.). So blieb es beim knappen, aber letztlich nicht unverdienten 1:0-Sieg des Sportclubs. Und bei einer Erkenntnis, die in Freiburg sowieso zum Allgemeinwissen gehört: Der Sportclub braucht Nils Petersen in mehr Belangen als ein handelsüblicher Akku mitmacht. Nicht zuletzt braucht er ihn zum Verwandeln von Elfmetern.

© SZ vom 18.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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