Frauen-Halbfinale der French Open:Russisches Ballett im Finale von Paris

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In Paris haben die zwei letzten im Turnier verbliebenen Damen Tennisgeschichte geschrieben. Im Finale am Samstag treffen erstmals in der Grand Slam-Turniere zwei Russinnen aufeinander.

Den ersten Teil des russischen Märchens schrieb an einem windigen Donnerstag Jelena Dementiewa. Die Weltranglisten-Zehnte aus Moskau, die zuvor zum Entsetzen der Franzosen Publikumsliebling Amelie Mauresmo aus dem Turnier befördert hatte, besiegte die an Nummer 14 gesetzte Argentinierin Paola Suarez unerwartet leicht mit 6:0, 7:5 und erreichte zum erstenmal in ihrer Karriere das Finale eines Grand Slam-Turniers.

Freude über den Finaleinzug: Anastasia Myskina. (Foto: Foto: ap)

Rund zwei Stunden später machte Anastasia Myskina das historische Russinnen-Duell komplett. Die Weltranglisten-Fünfte aus Moskau setzte sich überraschend im Schnellgang mit 6:2, 6:2 gegen die Amerikanerin Jennifer Capriati durch. Nach nur 61 Minuten verwandelte die 22-jährige Myskina vor 16.000 Zuschauern auf dem Court Central mit einem Rückhand-Return den ersten Matchball gegen die Paris-Siegerin von 2001, die im Viertelfinale Top-Favoritin Serena Williams aus dem Turnier befördert hatte.

Ein besonderes Aufeinandertreffen

"Es fühlt sich großartig an. Schon als Kind war es mein Traum, hier einmal ins Finale zu kommen", meinte Dementiewa strahlend und freute sich auf das Endspiel: "Wir sind beide vom selben Club, wir haben bestimmt schon 30-mal gegeneinander gespielt. Das wird für uns beide ein ganz spezielles Spiel." Vor dem siebten Vergleich der beiden Russinnen steht es 3:3. Myskina, die zuvor Venus Williams gestoppt hatte, gilt als leichte Favoritin: "Wir sind beide überrascht, dass wir ausgerechnet hier im Finale stehen", sagte die dunkelhaarige Dame und lächelte: "Wir sind gemeinsam in Moskau aufgewachsen und sind gute Freundinnen."

Die letzte Russin vor Myskina und Dementiewa im Finale der French Open hieß 1988 Natascha Zwerewa. Auch sie ging in die Geschichte ein: Zwerewa unterlag damals Steffi Graf in nur 34 Minuten mit 0:6, 0:6 - ein Negativrekord für die Ewigkeit.

Übernervös, aber gut genug - nach 84 Minuten war Dementiewa vor 16.000 Zuschauern auf dem Court Central am Ziel. Paola Suarez schenkte ihr mit einem Doppelfehler beim ersten Matchball den Sieg in einem schwachen Match, dennoch war die Russin hinterher mit sich und der Welt "sehr zufrieden": "Ich habe keinen Druck gespürt. Ich hatte nichts zu verlieren, jetzt habe ich es geschafft." Noch nie hat eine Russin die French Open gewonnen.

Das Spiel noch gedreht

Dementiewa begann gegen Suarez stark, ließ dann aber ebenso stark nach. Zwar gewann die an Nummer neun gesetzte Russin den ersten Satz in nur 28 Minuten mit 6:0, doch trotz des guten Starts wirkte sie genauso nervös wie ihre Gegnerin. Bis zum 3:3 brachte keine der beiden Damen ihren Aufschlag durch, insgesamt acht Breaks gab es im zweiten Satz.

Paola Suarez schlug bei 5:4 sogar zum Satzgewinn auf, aber wieder einmal konnte sie die Chance nicht nutzen. Dennoch verabschiedete sich die 27-jährige Argentinierin zufrieden aus Paris. Zum erstenmal in ihrer Karriere hatte die Doppel-Spezialistin das Halbfinale eines Grand Slam-Turniers erreicht. Nach Paris wird sie zum erstenmal unter den Top Ten der Weltrangliste stehen. Als zusätzliches Trostpflaster blieb ihr ein Preisgeld von 204.750 Euro.

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