Formel-1-Pilot Nick Heidfeld:Keine Harmonie mit F1.06

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Die Saison verläuft nicht nach Plan für den 29-Jährigen: Sein Teamkollege Villeneuve punktet häufiger und auch sein Auto macht ihm zu schaffen. Der Deutsche ist ratlos.

René Hofmann

So hatte sich Nick Heidfeld das nicht vorgestellt. Fast ein Drittel der Formel-1-Rennen sind absolviert, und der 29-Jährige liegt in der WM-Wertung mit fünf Punkten und Rang zwölf im Nirgendwo.

Nick Heidfeld: "Ich weiß nicht, was das Problem ist. Im Moment bin ich ein bisschen ratlos." (Foto: Foto: dpa)

Was ihm noch mehr zu denken gibt: Sein vor der Saison schlecht gehandelter Teamkollege Jacques Villeneuve hat schon dreimal gepunktet und einen Zähler mehr. Dazu kommt: Der Trend spricht für den 35-jährigen Kanadier.

Viermal startete er vor Heidfeld, die letzten zweimal kam er vor ihm an. "Ich hätte nicht erwartet, dass er so stark ist", sagt Heidfeld, dem es auch am Nürburgring nicht gelang, den Trend zu brechen.

Während sich Villeneuve über Rang acht, einen weiteren WM-Punkt und die Tatsache freute, dass er Giancarlo Fisichella im überlegenen Renault lange hatte hinter sich halten können, haderte der zehntplazierte Heidfeld: "Ich bin mit der Balance des Autos nicht klargekommen. Das Problem habe ich seit Imola. Wir müssen der Sache dringend auf den Grund gehen." An der Technik liegt es nicht. BMW-Sportchef Mario Theissen sagt: "Technisch gab es keine Probleme."

Heidfeld und der F1.06 - so ganz harmonieren die beiden offenbar noch nicht. Dabei gilt die Karosse als gutmütig. Mit ihr ist es dem neuformierten Team geglückt, dem Siegerauto in der Tabelle der besten Rennrunden im Schnitt bis auf eine Dreiviertelsekunde nahe zu kommen. Entworfen wurde der Wagen fast vollständig von der ehemaligen Sauber-Belegschaft in Hinwil (Schweiz).

280 Mann werkelten dort im vorigen Sommer, jetzt sind es 350, bis Ende 2007 sollen es 400 sein. Bei Renault sind 500 mit dem Bau der Wagen beschäftigt, bei McLaren und Toyota noch mehr. "Unser nächstes Ziel ist es, in der Entwicklungsgeschwindigkeit mit den etablierten Teams mitzuhalten", sagt Sportchef Theissen.

In Australien glückte seiner Mannschaft der erste doppelte Punktgewinn, seitdem aber geht es mühsam voran, was auch an Heidfeld liegt. Im Winter hatte der die Devise ausgegeben: Entscheidend sei, dass es konstant bergauf gehe. Nun hat er Mühe, die eigenen Ansprüche zu erfüllen. Bei der Qualifikation in Imola kreiselte er im zweiten Durchgang von der Strecke, was auch Villeneuve die Chance nahm, in die entscheidende Runde vorzustoßen. Am Nürburgring durfte Heidfeld erneut bloß als Dreizehnter an die Startampel. So weit hinten sind die Aussichten auf Punkte denkbar schlecht.

"Ich weiß nicht, was das Problem ist. Im Moment bin ich ein bisschen ratlos", gibt Heidfeld zu. Zu den unglücklichen Eindrücken auf der Strecke gesellen sich immer wieder auch Unglücke. Im vorigen Jahr stürzte er beim Fahrradtraining und verpasste fünf Rennen. In der vorvergangenen Woche brach er Testfahrten wegen eines Krampfes im Rücken ab. Im Moment kann Heidfeld froh sein, dass er einen Vertrag besitzt, der auch 2007 noch gilt. Jacques Villeneuve hat so etwas nicht.

© SZ vom 10.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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