Formel-1-Finale:Räikkönen sensationell

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Der "Iceman" aus Finnland, Kimi Räikkönen, profitiert im letzten Rennen in Sao Paolo von Hamiltons Fehlern und feiert seinen ersten WM-Titel.

Schumacher-Nachfolger Kimi Räikkönen hat beim heißen Herzschlagfinale von Sao Paulo als lachender Dritter sensationell seinen ersten WM-Titel geholt. Der Finne profitierte bei seinem Coup von der großzügigen Schützenhilfe seines lange führenden Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa sowie Fehlern und technischen Problemen des bisherigen Spitzenreiters und tragischen Helden Lewis Hamilton. Räikkönen gewann am Sonntag den Großen Preis von Brasilien vor Massa, der den Doppelerfolg der roten Scuderia perfekt machte. Der entthronte Titelverteidiger Fernando Alonso konnte sich über seinen dritten Platz nicht freuen. Pechvogel Hamilton wurde Siebter.

Der Iceman setzt sich durch: Kimi Räikkönen auf dem Weg zum Sieg in Sao Paolo und zum WM-Titel. (Foto: Foto: Getty)

Dies reichte, um das McLaren-Mercedes-Duo quasi auf der Zielgeraden noch abzufangen. Nach 17 Grand-Prix hatte der Finne bei der knappsten Titelentscheidungen der 58-jährigen Grand-Prix-Geschichte mit 110 Punkten nur einen Zähler Vorsprung vor den beiden punktgleichen, aber hauchdünn geschlagenen Silberpfeil-Rivalen. Den Titel in der Konstrukteurs-Wertung hatte Ferrari dank der Entscheidung am grünen Tisch wegen des Spionageskandals schon lange in der Tasche.

Die Hitzeschlacht bei 37 Grad auf dem 4,309 Kilometer langen Berg- und-Tal-Kurs war an Dramatik kaum zu überbieten. Der bislang so souverän auftrumpfende Hamilton zeigte angesichts des gewaltigen Drucks Nerven und verspielte den greifbar nahen Titeltriumph praktisch schon in der ersten Runde. Unmittelbar nach dem Start musste er Räikkönen und kurz darauf auch Alonso passieren lassen. Mit einem ungestümen Manöver in der vierten Kurve versuchte der Formel-1-Frischling seinen Fehler früh wettzumachen, geriet dabei aber in die Auslaufzone und fiel vorübergehend auf den achten Rang zurück.

Mühsam kämpfte sich Hamilton etwas nach vorne, ehe er in der achten Runde faktisch den WM-K.o. kassierte: Urplötzlich verlangsamte sein Silberpfeil, blieb beinahe stehen und lief dann nach einigem "Stottern" und wildem Knöpfedrehen des verzweifelten Briten doch weiter. Allerdings rutschte der 22-Jährige vorerst hoffnungslos abgeschlagen auf den 18. Platz ab. In einer fulminanten Aufholjagd kämpfte sich der Engländer noch auf den siebten Platz vor, verpasste aber damit den scheinbar sicheren WM-Triumph.

Gemächlicher Reifenwechsel

Räikkönen gewann nach fehlerfreien 71 Runden in 1:28:15,270 Stunden Massa. Der Spanier Alonso belegte im Silberpfeil den dritten Platz beim Saisonfinale. Es war der sechste Saisonsieg des meist kühlen "Iceman" und der insgesamt 15. Erfolg seiner Karriere.

Der 28 Jahre Überraschungs-Weltmeister musste allerdings bis zur 53. Runde warten, ehe er nach dem zweiten Boxenstopp des roten Duos endlich an die Spitze kam. Massa, der mit einem kleinen Fahrfehler und durch einen gemächlichen Reifenwechsel den Führungswechsel ermöglicht hatte, verzichtete natürlich auf jegliche Angriffe. Damit war für Räikkönen der Weg zum Titel frei. Vor ihm hatten in Keke Rosberg (1982) und Mika Häkkinen (1998 und 1999) schon zwei Finnen die WM-Krone geholt.

Räikkönens Husarenstreich ist umso höher zu bewerten, da er Mitte Juli mit 26 Punkten Rückstand auf Hamilton im Titelrennen bereits hoffnungslos abgeschlagen schien. Aber wie beim davor letzten dramatischen Dreikampf vor 21 Jahren hatte er am Schluss die Nase vorn. 1986 war Alain Prost lachender Dritter gegenüber dem Williams-Duo Nigel Mansell und Nelson Piquet gewesen.

Das deutsche Quintett hatte im Jahr eins nach Rekord-Champion Michael Schumacher nichts mit dem WM-Ausgang und auch mit dem Kampf um die Podestplätze in Sao Paulo zu tun. Nico Rodberg (Wiesbaden) kam im Williams-Toyota nach 305,909 Kilometern als bester Deutscher auf Platz vier. BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld (Mönchengladbach), der die WM als guter Gesamtfünfter abschloss, belegte den sechsten Rang. Ralf Schumacher (Kerpen) wurde im Toyota Elfter. Sebastian Vettel (Heppenheim) musste seinen Toro Rosso in der 36. Runde wegen eines technischen Defektes abstellen. Für Spyker-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) war der 17. Saisonlauf in der 44. Runde zu Ende.

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