Formel 1:Alles wie gehabt

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Nach den ersten Trainingseindrücken läuft es auch 2008 wieder auf das Duell Ferrari-McLaren hinaus. Heute Nacht im Qualifikationstraining (4 Uhr) müssen die Piloten alle Karten auf den Tisch legen.

René Hofmann

Sich zu tarnen, um den Gegner zu täuschen - in der Formel 1 gehört das dazu. Dem BMW-Team zum Beispiel glückte bei exklusiven Testfahrten zur Saisonvorbereitung in Valencia/Spanien bei einer Qualifikations-Simulation jüngst eine so gute Zeit, dass der Rennstall sie lieber nicht veröffentlichte. Der Wert auf der Stoppuhr, so Sportchef Mario Theissen, sei den Seinen "nicht belastbar" erschienen. Aus der Geschichte ließen sich schöne Schlagzeilen basteln: "BMW blufft". Oder: "Die Weiß-Blauen - besser als sie selbst glauben können."

Für Nick Heidfeld und BMW lief es im freien Training noch nicht rund. (Foto: Foto: dpa)

Wie das Kräfteverhältnis wirklich aussieht, zeigte sich erst an diesem Freitag in Melbourne. Mit den ersten Trainingsläufen zum Saisonauftakt, der am Sonntag um 5.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit gestartet wird, ging die Zeit der Spekulationen zu Ende. Seitdem steht fest: Den Titelkampf werden auch 2008 die Teams bestimmen, die 2007 alle Rennen gewannen - McLaren und Ferrari.

Am Morgen glückte Kimi Räikkönen in seinem Ferrari in 1:26,461 Minuten die schnellste Runde auf dem Kurs im Albert Park. Am Nachmittag war Lewis Hamilton in seinem McLaren-Mercedes mit 1:26,559 Minuten der Schnellste. Überraschend weit vorne in dem Durchgang: Der Australier Mark Webber als Zweiter (1:27,473), der in seinem Red Bull aber wenig Benzin mitgeführt haben dürfte, um bei seinem Heimrennen für etwas Aufsehen zu sorgen. Ein bisschen Tarnen und Täuschen ist auch im Training möglich.

25 Grad - wärmer war es bei keiner Wintertestfahrt gewesen. In Melbourne zeigte das Thermometer am ersten Trainingstag durchgehend fast 40 Grad. "Mit dem Wasser in meiner Trinkflasche hätte ich mir einen Tee brühen können", scherzte Mark Webber. Auch die Autos litten. Es gab auffallend viele Defekte: In Nick Heidfelds BMW fiel nach einer Stunde der Strom aus. In Kazuki Nakajimas Williams streikte nach drei Runden schon das Getriebe. Nico Rosberg ließ das Team deshalb im ersten Training erst gar nicht auf Zeitenjagd gehen, im zweiten wurde der Deutsche mit 1,793 Sekunden Rückstand auf die Spitze Achter.

Der Wegfall der Traktionskontrolle stellt die Piloten vor neue Herausforderungen. Dreher und Ausflüge ins Kiesbett gab es einige, doch lediglich für Renault-Debütant Nelson Piquet junior und Ferrari-Fahrer Felipe Massa hatten die Konsequenzen. Piquet kam im ersten Training ins Schleudern, beschädigte dabei sein Getriebe und verpasste deshalb im zweiten Training gleich an seinem ersten Arbeitstag als Rennfahrer einige Minuten.

Der Brasilianer Massa musste den Nachmittag wegen eines ähnlichen Missgeschicks früher beenden. Weil sich Räikkönen bei der Abstimmung seines F2008 ein wenig schwer tat, blieb Massa in der Ergebnisliste von Durchgang zwei trotzdem vor dem Finnen. Bei McLaren-Mercedes hingegen war die Hackordnung klar: Lewis Hamilton war zweimal schneller als sein neuer Teamkollege Heikki Kovalainen.

Ein weiterer Trend, der sich zeigte: Im Mittelfeld geht es in diesem Jahr besonders eng zu. Hinter den McLaren- und Ferrari-Fahrern landeten im ersten Training Repräsentanten von fünf Rennställen innerhalb von sieben Zehntelsekunden. Wer in einem Red Bull, einem Renault, einem BMW, einem Toyota oder einem Toro Rosso sitzt, darf Hoffnungen hegen, um die Positionen fünf bis zehn rangeln zu können.

BMW kann den Anspruch, aus dem Zweikampf an der Spitze einen Mehrkampf zu machen, derzeit noch nicht erfüllen. "Ich vermute nicht, dass wir beim ersten Rennen aus eigener Kraft gewinnen können", sagt Pilot Nick Heidfeld. Das bliebe aber das Ziel, später in der Saison, sagt Sportchef Mario Theissen.

Die Aufholjagd verzögert sich, weil das Modell F1.08 am Anfang zwei große Schwächen aufwies: Die Radaufhängung funktionierte nicht wie gedacht und die Luft strömte nicht immer wie berechnet ums Chassis. Das erste Problem war schnell gelöst. Für das zweite wurde in Hinwil bei Zürich, wo der Windkanal und ein Hochleistungsrechner stehen, einige Nächte durchgegrübelt. Inzwischen reagiert der Rennwagen auf jeden Befehl viel gutmütiger. "Jetzt macht es Spaß, damit zu fahren", sagt Nick Heidfeld.

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