Flugverbot für Oli Kahn:Das Ohr ist zu

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Gut, dass es die Bahn-Card wieder gibt. Das könnte die Sache für Oliver Kahn in Zukunft viel billiger machen. Zum Auswärtsspiel des FC Bayern München in Hannover etwa könnte er für nur 89,20 Euro reisen, Rückfahrt inklusive, allerdings zweiter Klasse. Es muss gespart werden im Fußball, und auch der FC Bayern braucht jeden Cent, um Roy Makaay von Deportivo La Coruña freikaufen zu können.

Die Sache mit Oliver Kahn hat allerdings einen ernsten Hintergrund, denn der Torwart hat was an den Ohren. Genauer: am linken Ohr, präzise: im Ohr. Aus dem hat der Doktor schon zwei Mal Flüssigkeit abgelassen, die sich durch eine Entzündung gebildet hatte. Die Entzündung ist leider noch drin, "es ist wieder zu", das Ohr, berichtete Trainer Ottmar Hitzfeld am Montag. Deshalb hat Kahn vom Arzt Flugverbot bekommen. Pressechef Markus Hörwick äußerte gar die Befürchtung, die Entzündung könne chronisch werden, "das wäre schlimm".

Oliver Kahn darf nun leider nicht mitfliegen nach England, wo sich die Münchner für den heutigen Dienstag von Newcastle United haben buchen lassen, zu Testzwecken und "voll bezahlt" (Hörwick). Newcastle muss sich in der Qualifikation zur Champions League demnächst mit Djurgarden Stockholm oder Partizan Belgrad messen, Hinspiel 1:1. Belgrad wird ja von Lothar Matthäus trainiert - die Bayern sollten ein natürliches Interesse haben, Newcastle gut vorzubereiten.

Für Ottmar Hitzfeld ist der Kick eine Gelegenheit, mal was auszuprobieren. Er hatte einer Menge Leute letzten Freitag gegen Frankfurt (3:1) keine Gelegenheit bieten können, sich auszuzeichnen. Hitzfeld leidet an der Regel Nr. 3 (Zahl der Spieler) , die er so zusammenfasst: "Es dürfen ja nur elf spielen." So werden Jeremies, Lizarazu, Sagnol und Scholl heute zum Einsatz kommen - und Michael Rensing, 19, zweiter Torhüter der Bayern. Hitzfeld ist "froh", diesen Rensing "im Ernstkampf ausprobieren zu können".

Überhaupt ist Ottmar Hitzfeld froh, dass alles so gut geklappt hat bisher, besser als erwartet. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sebastian Deisler durchspielen kann", sagte der Trainer, und das so gut, dass hinter dem ewigen Patienten - es war gegen Frankfurt dessen erstes Bundesligaspiel über 90 Minuten seit 15 Monaten - schon wieder DFB-Teamchef Rudi Völler her ist, fürs Länderspiel gegen Italien am 20.August. Darauf reagierten die Bayern mit dem gewohnt vielfältigen Meinungsangebot. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hält davon gar nichts, Torwart Kahn ist schier begeistert, und Trainer Hitzfeld würde sich "eigentlich nicht einmischen" wollen, tat es aber doch: Deisler sollte erst ein paar Spiele durchspielen. Die Gelegenheit wird der Trainer ihm gern geben, "wenn die Leistung stimmt". Deisler selbst übrigens sagte zu dem Thema: "Was soll ich dazu noch sagen?"

Luxusprobleme. Da ist es schwieriger, die zu Ferienzeiten in Schwärmen beim Training einfallenden Fans im Zaum zu halten, wofür es einen Zaun gibt, an dem sich überhitzte Kinder drängeln und den Namen des Hundes von Michael Ballack erfahren wollen, ohne zu wissen, ob Michael Ballack überhaupt einen Hund hat. Ballack überhörte die Frage, schrieb aber Autogramme, während sich Oliver Kahn aus dem Staub machte, als habe er was an den Ohren.

Ralf Wiegand

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