Fechten:Zerrüttete Verhältnisse

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Im Tauberbischofsheimer Zentrum treten schwelende Konflikte zutage. Der Glanz der ehemaligen Medaillenschmiede verblasst, dazu kommen Belästigungsvorwürfe gegen einen Trainer: Die Probleme des einstigen Fecht-Mekkas belasten die ganze Sportart.

Lieblich ist eines der meistgebrauchten Wörter, um das Taubertal zu beschreiben; der Tourismusverband der Region hat es sogar zu seinem Slogan gemacht. Doch zumindest am weltbekannten Fechtstandort Tauberbischofsheim ist die Idylle bedroht - wenn es sie überhaupt noch gibt. Vorwürfe der sexuellen Belästigung, Berichte über schwere Differenzen, ausbleibender Erfolg und eine ungewisse finanzielle Zukunft: Der Glanz der ehemaligen Medaillenschmiede Tauberbischofsheim verblasst immer mehr, die Probleme des einstigen Fecht-Mekkas belasten die ganze Sportart.

"Ein erfolgreiches Zentrum in Tauberbischofsheim ist elementar wichtig für das deutsche Fechten", sagt Sven Ressel, der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB). Davon kann aktuell allerdings keine Rede sein, weder auf noch abseits der Planche. Der Tiefpunkt: die in der vergangenen Woche öffentlich gewordenen Belästigungsvorwürfe gegen einen inzwischen gekündigten Trainer. Eine unabhängige Untersuchung soll die Beschuldigungen aufklären, Anfang Mai werden erste Ergebnisse erwartet. Auch dazu, ob Hinweisen nicht nachgegangen wurde.

Selbst der Bürgermeister mahnt die Spitzensportförderung an

In dem schwer durchschaubaren Konglomerat aus dem Fecht-Club Tauberbischofsheim, der vereinseigenen Vermarktungsagentur SMT sowie aktuellen und ehemaligen Funktionären schwelen offenbar weitere Probleme. Im und um den Stützpunkt herum sollen sich zwei Lager gebildet haben, die unversöhnlich gegenüberstehen. Die Fränkischen Nachrichten berichteten, dass sich beide Seiten "regelrecht bekriegen" würden; das Verhältnis am Olympiastützpunkt sei "zerrüttet".

Zuletzt sorgte auch der Fall Andrea Magro für Aufmerksamkeit. Dem Florett-Bundestrainer war im Februar betriebsbedingt gekündigt worden. Er klagt derzeit dagegen vor dem Arbeitsgericht Heilbronn. Der erste Gütetermin scheiterte in der vorigen Woche, ein neuer Termin soll im Juli angesetzt werden, direkt vor der Heim-Weltmeisterschaft in Leipzig. Während der Güteverhandlung mit Magro hatte Vereinsanwalt Markus Karl erklärt: "Spitzensport machen wir nicht mehr" - und damit in der 13 000-Einwohner-Stadt, in der unter anderen der heutige IOC-Präsident Thomas Bach für seine Olympiasiege trainierte, für Entrüstung gesorgt. Selbst Bürgermeister Wolfgang Vockel hatte vehement darauf verwiesen, dass der FC TBB per Satzung zur Spitzensportförderung verpflichtet sei.

© SZ vom 12.04.2017 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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