Fechten:Nur noch Degen

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Zwei oder drei Medaillen wollten die deutschen Fechter in Rio gewinnen. Weil die Chancen darauf schwinden, planen sie schon jetzt einen großen Umbau.

Nach der nächsten Enttäuschung auf dem Weg zu Olympia gibt es bei den deutschen Fechtern nichts mehr zu beschönigen. "Es wird alles durchleuchtet, und es wird Veränderungen geben", kündigte Verbandspräsident Dieter Lammer an und gab unumwunden zu: "Noch so eine Olympiaqualifikation können wir uns nicht mehr leisten."

Am Sonntag hatte auch das deutsche Männer-Florett-Team mit dem viermaligen Einzel-Weltmeister Peter Joppich und Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink, vor vier Jahren in London noch Bronzemedaillengewinner, die letzten Hoffnungen auf das Ticket nach Rio aufgeben müssen. Zuvor hatte bereits das Frauen-Degen-Team um Britta Heidemann die Qualifikation nicht geschafft, die deutschen Säbelfechterinnen scheiterten ebenfalls. Es kristallisiert sich immer deutlicher heraus: Aus der einstigen Vorzeigesportart ist ein Problemsport geworden. Erstmals in der Geschichte könnte Olympia ohne eine deutsche Fecht-Mannschaft stattfinden. Letzte Hoffnung sind die Degenfechter, doch auch sie müssen vor dem Qualifikationsturnier am Wochenende zittern. "Wir müssen damit rechnen, dass wir mit der kleinsten Mannschaft, die wir je hatten, nach Rio fahren", so Lammer.

Der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) plant deshalb einen Umbruch. "Im Endeffekt müssen wir uns in allen Bereichen neu aufstellen", sagte Lammer: "Wir müssen weg davon, dass schon die Olympia-Teilnahme etwas zählt. Das ist nicht unser Anspruch." Zwei bis drei Medaillen und sieben Platzierungen unter den ersten Acht sollten es in Rio eigentlich werden - so steht es in der Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund. Daraus dürfte nichts werden. "Ohne Erfolge hat man natürlich auch eine schlechte Verhandlungsposition, wenn es ums Geld geht. Und wenn wir Mittel gekürzt bekommen, wird es noch schwieriger, sich neu aufzustellen", so Lammer: "Ohne Erfolg verschwindet man in der Versenkung."

© SZ vom 09.02.2016 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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