1.FC Nürnberg:Ein bisschen Pech, ein bisschen mehr Glück

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Derzeit eine unschlagbare Einheit: Nürnberg hat fünfzehn Spiele in Folge nicht verloren. (Foto: Micha Will/Getty Images)

Zwar wird der 2:1-Erfolg gegen Kaiserslautern durch Verletzungen getrübt, doch der Club ist seit 15 Partien ungeschlagen - und steuert dem Aufstieg entgegen.

Von Patrick Reichard, Nürnberg

Der geneigte Fan hat im Fußball schon viele spektakuläre Tricks gesehen. Hackentricks, Fallrückzieher oder kuriose Freistoßvarianten, wie sie die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien zelebrierte. Das Kunststück, das die Nürnberger Fußballer am Freitagabend aber zu fabrizieren versuchten, hatte mit dem Fußball an sich zunächst einmal gar nichts zu tun. Dem eingewechselten Zoltan Stieber war es zuvor gelungen, innerhalb von zwei Sekunden einer genialen Aktion eine unbedachte folgen zu lassen: Der bereits verwarnte Stieber zog nach seinem Siegtor beim 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern in der 88. Minute sein Trikot aus und ließ es auf dem Weg in die Fankurve jubelnd durch die Luft kreisen. Am Zaun angekommen, fiel ihm ein, dass er bereits die gelbe Karte gesehen hatte.

Was machten also die Nürnberger Strategiefüchse? "Wir haben einen Kreis um ihn gebildet und versucht, ihn zu verstecken", erklärte Stürmer Guido Burgstaller später und erntete dafür einige Lacher. Doch der Österreicher meinte es ernst. "Wir haben versucht, ihm sein Trikot wieder anzuziehen. Leider hat es nicht geklappt." Denn Schiedsrichter Florian Mayer erwies sich als noch etwas ausgefuchster - und stellte Stieber vom Platz. Die folgenden sechs Minuten Nachspielzeit wurden für die Nürnberger zu einer Tortur, Kaiserslautern rannte noch einmal an. "Er war einerseits derjenige, der das so wichtige 2:1 erzielt hat", erklärte FCN-Coach René Weiler, schob dann aber schnell nach: "Andererseits war er auch derjenige, der uns in großen Stress gebracht hat in den letzten Minuten. Er hat der Mannschaft damit nicht geholfen."

Seit 15 Spielen ist Nürnberg mittlerweile ungeschlagen, mit dem umkämpften und durchaus glücklichen Erfolg am Freitag verteidigte die Weiler-Elf Rang drei und unterstrich ihre Aufstiegsambitionen. "Der Wille ist sehr groß, die Moral stimmt. Ich habe nie den Eindruck, dass sie aufgibt", sagt der Schweizer Trainer über seine Mannschaft. Nach vier Partien aus den vergangenen zwölf Tagen ist Weiler froh, dass das nächste Spiel erst am kommenden Freitag wartet. "Einen besseren Abschluss gibt es nicht. Wir sind sehr glücklich, dass wir das späte Tor erzielt haben", sagte Burgstaller. Vor der späten Posse mit Tor und Platzverweis durch Stieber hatte der junge Patrick Erras (19.) die Nürnberger Führung erzielt, die Jon Dadi Bödvarsson (22.) prompt konterte.

"Nürnberg ist drauf und dran, die Rückkehr in die Bundesliga zu realisieren"

"Nürnberg ist drauf und dran, die Rückkehr in die Bundesliga zu realisieren", sagte Kaiserslauterns Trainer Konrad Fünfstück, der sich zwar enttäuscht zeigte, seiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen wollte. Der FCN selbst trat ohne den gesperrten Kapitän Miso Brecko an und wirkte über weite Strecken müde und anfällig für leichte Fehler. Vertreten wurde der Ex-Kölner von Even Hovland, sowohl auf der Position rechts hinten als auch als Spielführer. "Obwohl wir nicht unseren besten Tag hatten, konnten wir die drei Punkte hier behalten. Das ist sehr wichtig für uns", sagte Hovland. Er gestand ehrlich ein: "Wir hatten ein bisschen Glück."

Ein bisschen Pech hatten die Franken mit ihren Torhütern, sogar ein bisschen viel Pech. Nach gut einer Stunde humpelte Raphael Schäfer, die Achillessehne dick bandagiert, vom Feld - er wurde von Patrick Rakovsky ersetzt. Rund zehn Minuten später lag dann auch der Ersatztorwart am Boden, er prallte nach einer Standardsituation mit Stipe Vucur zusammen und konnte zunächst nicht aufstehen. In dem Wissen, dass sein Team weder einen dritten Torwart noch einen vierten Wechsel zur Verfügung hatte, quälte sich Rakovsky durch die restliche Spielzeit. "Er hat mit Schmerzen gespielt, aber noch einmal überragend gehalten", sagte Burgstaller und bezog sich auf eine Szene in der sechsten Minute der Nachspielzeit, als der lädierte Rakovsky eine letzte Chance von Lautern-Stürmer Colak zunichte machte. "Ich bin froh, dass er bis zum Ende spielen konnte", sagte Weiler und bescheinigte dem Torwart, seiner Mannschaft am Ende mit der "entscheidenden Parade" zum Sieg verholfen zu haben.

© SZ vom 06.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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