FC Ingolstadt:Erzwungener Umbruch

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Endlich ist es offiziell: Ralph Hasenhüttl möchte seinen Vertrag in Ingolstadt nicht verlängern. Der Trainer will in diesem Sommer den Verein wechseln. Wohin es den Österreicher zieht, verrät der 48-Jährige allerdings immer noch nicht.

Von Sebastian Fischer

Wenn man den Darstellungen der Beteiligten Glauben schenkt, waren Harald Gärtner und Thomas Linke am Dienstagvormittag wirklich überrascht, als Ralph Hasenhüttl in der Geschäftsstelle des Bundesligisten FC Ingolstadt auf sie zukam und ihnen sagte, was in Deutschland schon jeder zu wissen glaubte: Hasenhüttl, 48, möchte seinen Vertrag in Ingolstadt nicht verlängern. Der Trainer will in diesem Sommer den Verein wechseln.

Der Klub habe "bis zum heutigen Zeitpunkt vollumfänglich" mit Hasenhüttl geplant, wurde Geschäftsführer Gärtner in einer Mitteilung zitiert. Spätestens jetzt, da der Abschied des Aufstiegstrainers feststeht, ist natürlich jeder öffentliche Satz Verhandlungstaktik, es geht um eine siebenstellige Ablösesumme, die Hasenhüttls neuer Verein, mutmaßlich RB Leipzig, überweisen soll. Aber am Dienstag steckte in jedem Satz auch noch ein wenig Wehmut. Manager Linke sagte in einer eilig einberufenen Pressekonferenz: "Im ersten Moment ist die Enttäuschung da, aber wir müssen es auch als neue Chance sehen."

Am hartnäckigsten von allen im Vorstand des Aufsteigers soll Präsident Peter Jackwerth bis zuletzt auf einen Verbleib des Trainers gepocht haben. Jackwerth klingt am Telefon am Dienstag verbittert: "Er", also Hasenhüttl, "hat sich bei mir nicht gemeldet. Ich habe ihn auch nicht angerufen." Doch der Präsident, eher bärbeißig als melancholisch, erklärte dann auch: "Es wird die Zeit des Umbruchs kommen." Die Frage ist jetzt: Wie sieht der aus?

Hasenhüttl hatte den FCI auf dem letzten Tabellenplatz der zweiten Liga übernommen, in weniger als zwei Spielzeiten in die erste Liga geführt und dort am vergangenen Wochenende endgültig und viel früher als gedacht mit einem 2:2 gegen Hannover 96 den Klassenerhalt gesichert. Dadurch hat er sich nicht nur für Zweitligist Leipzig interessant gemacht - dessen Angebot an Ingolstadt erwartet wird, sobald der Aufstieg feststeht -, sondern dem Vernehmen nach auch für mehrere Erstligisten. In Ingolstadt reißt er eine Lücke.

Linke schloss nicht aus, dass der Klub auf seinem Vertragsrecht bestehen und Hasenhüttl die Freigabe verweigern werde, sollte sich kein geeigneter Nachfolger finden. Die romantische Ingolstädter Aufstiegsgeschichte, sie hat jetzt ganz offiziell einen kleinen Riss. Linke hatte Hasenhüttl zugestanden, sich für die Zeit nach Vertragsende 2017 nach einem neuen Verein umzusehen, sobald in Ingolstadt der Klassenerhalt feststehe. Hasenhüttl traf sich allerdings schon an Ostern mit Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick und sprach über die Zeit vor 2017 - im Vorstand werteten sie das als eine Art Vertrauensbruch.

"Wir werden jetzt den Markt sondieren", sagte Linke. Der neue Trainer, so viel scheint gewiss, sollte eine Affinität für exzessives Pressing mitbringen. Das war Hasenhüttls bewährtes Erfolgsrezept.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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