FC Ingolstadt:Aus dem Kreis

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Nach drei Niederlagen zum Auftakt entlässt der FCI seinen Trainer Maik Walpurgis. Der langjährige Ingolstädter Stefan Leitl übernimmt als Interimscoach.

Von Johannes Kirchmeier

Die hohen Herren vom FC Ingolstadt haben viel miteinander gesprochen in den vergangenen Tagen. Und wenn man viel miteinander spricht, dann wandeln sich offenbar Meinungen. So sehr, dass auch mal zwei Arbeitsplätze bei einem Fußball-Zweitligisten davon abhängen. Am Dienstag verkündete der Verein unter dem Betreff "Walpurgis": "FCI und Trainer Maik Walpurgis trennen sich".

So schnell und unerwartet, wie die Ingolstädter Walpurgis im vergangenen Jahr einstellten, so schnell verabschieden sie ihn auch wieder. Eigentlich mahnten nach dem 2:4 am Sonntag gegen den SSV Jahn Regensburg ja sowohl der Vorstandsvorsitzende Peter Jackwerth als auch der Geschäftsführer Harald Gärtner noch an, keine Trainerdiskussion starten zu wollen. Jackwerth sagte gar: "Nichts für ungut, es ist erst der dritte Spieltag."

Doch der letzte Tabellenplatz und drei Niederlagen waren dem Aufsichtsratsmitglied dann auch nach eben jenem dritten Spieltag zu viel: "Nach dem schlechten Start in die Saison fehlt uns die Überzeugung, dass eine Trendwende in der bestehenden Konstellation eingeleitet werden kann", sagt Gärtner zum einstimmigen Beschluss des Aufsichtsrates. Auf Walpurgis folgt interimsmäßig Stefan Leitl, der bisher die zweite Mannschaft betreute. Er könnte bei anhaltendem Erfolg jedoch auch zur Dauerlösung werden. Co-Trainer Michael Henke assistiert weiterhin. Der zweite Mann an Walpurgis' Seite, Ovid Hajou, den er im November 2016 mitgebracht hatte, muss den Klub verlassen.

Der Trainer als das schwächste Glied der Kette: Während Maik Walpurgis den FC Ingolstadt verlassen muss, darf Maskottchen Schanzi bleiben. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Vor knapp einem Jahr fragten sich sogar die Nachrichtenagenturen "Maik wer?", als der damalige Bundesligist Walpurgis als Nachfolger von Markus Kauczinski präsentierte. Walpurgis hatte zuvor nur Drittligisten angeleitet, sich in Ingolstadt dann jedoch Respekt erarbeitet. Maik war nun also wer. Trotz der fast aussichtslosen Startsituation - er übernahm mit nur zwei Punkten aus zehn Spielen - schaffte es der Ostwestfale mit seiner unaufgeregten Art, den Verein im Rennen um den Klassenverbleib zu halten. Am Schluss stieg Walpurgis dennoch knapp ab, weil er die entscheidenden Spiele nicht gewinnen konnte - genauer gesagt die letzten sechs Erstligaspiele. Und nun als Aufstiegsfavorit die ersten drei Zweitligaspiele. Sein letztes Ligaspiel mit dem FC Ingolstadt gewann Walpurgis am 9.

April. Insofern kommt die Entscheidung der Ingolstädter an diesem Dienstag zwar unerwartet, aber auch nicht mehr allzu überraschend. Der 43-Jährige wirkte zunehmend ratlos ob der Schwächen des eigentlichen Aufstiegsfavoriten, der anders als von vielen erwartet in keinem Zweitligaspiel Dominanz entwickelte. Vorne wollten keine Tore gelingen, hinten zeigte sich die Dreierkette ungewohnt unsicher: "Wir töten weder vorne noch hinten", sagte Abwehrspieler Romain Brégerie drastisch. Walpurgis probierte viel, um die alte Sicherheit zu erlangen. Er wechselte System und Spieler, musste am Ende aber doch eine Niederlage eingestehen. Und so wechseln nun die Vereinsverantwortlichen ihrerseits den Mann an der Seitenlinie aus.

Schon am Sonntagnachmittag musste Walpurgis ein Gefühl davon bekommen haben, dass die Luft für ihn zu dünn geworden war. Er stellte sich nicht mehr in den Spieler- und Betreuerkreis nach der Niederlage gegen Regensburg, sondern saß betroffen von der schwachen Leistung reglos auf der Bank. Anschließend verschwand er im Kabinentrakt. Wo er sich noch auf das Krisenderby bei Greuther Fürth am Freitag einstellte. "Das wird ein Spiel, in dem beide einen Sieg brauchen", sagte er. Auch die Fürther haben alle Spiele verloren.

In Franken wird jedoch Leitl an der Seitenlinie stehen. Seit 2007 ist der 39-Jährige beim FCI angestellt: erst als Spieler, mit Kapitän Marvin Matip und Stürmer Moritz Hartmann stand er noch auf dem Feld, und dann als Trainer. Im Vorjahr hat er die Fußballlehrer-Lizenz erworben. Noch im Winter wollte ihn Torsten Frings als Assistenztrainer nach Darmstadt holen, der FCI stellte sich quer. Im Nachhinein war das Veto wohl nicht verkehrt. Denn sollte Leitl Erfolg haben, könnte er am 1.

Oktober Frings zum Duell in Ingolstadt empfangen. Neben Walpurgis und Hajou verließ am Dienstag auch ein Spieler, der in den vergangenen Wochen für Unruhe sorgte, den Klub: Marcel Tisserand. Der Innenverteidiger wurde gemeinsam mit Rechtsverteidiger Florent Hadergjonaj suspendiert, nachdem beide einen Wechsel durch eine entsprechend schlechte Einstellung erzwingen wollten. Tisserand hat das letztendlich geschafft - allerdings zu für den FCI guten Konditionen. Er wird dem Vernehmen nach für eine Gebühr in Millionenhöhe an den VfL Wolfsburg ausgeliehen. Es herrscht eine Kaufpflicht, sofern der Kongolese bereits eine geringe Anzahl an Spielen für den VfL bestreitet. Die Ablösesumme würde dem FCI dann noch einmal einen hohen einstelligen Millionenbetrag einbringen. Geld, das bis Ende August sogar noch in einen Nachfolger investiert werden könnte. Den neuen Trainer dürfte das freuen.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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