FC Bayern schlägt Bamberg:Krachende Ouvertüre

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Bayerns Basketballer liefern sich mit Bamberg einen leidenschaftlichen Schlagabtausch. 86:79 gewinnen die Münchner am Ende das erste von weiteren Duellen, die den Rest der Saison prägen könnten.

Von Ralf Tögel, München

Svetislav Pesic genoss den Moment. Als Andrea Trinchieri, der Trainer der Bamberger Basketballer, nach einem recht kurzen Statement die Pressekonferenz grußlos verlassen wollte, rief ihm Pesic nach, was denn los sei. Trinchieri hielt inne, wartete auf seinen Kollegen aus München, und kurz darauf wurden die Protagonisten des Abends von der Menschenmenge im Audi Dome verschluckt, eifrig diskutierend.

Pesic hatte allen Grund zur triumphierenden Freude. Gerade hatte seine Mannschaft das erste Halbfinale des Top Four, des Finalwochenendes im deutschen Pokal in München, gewonnen. Dank einer "kompletten Leistung gegen eine der am besten organisierten Mannschaften Europas", wie Pesic befand. Der FC Bayern München war damit als erstes Team in das Finale am Sonntag (14.45 Uhr) eingezogen. In einem hochklassigen und dramatischen Duell rangen die Münchner vor heimischem Publikum den leicht favorisierten deutschen Meister Brose Baskets Bamberg mit 86:79 Punkten nieder, vor 6500 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Halle.

Die Anfangsphase ist noch von reichlich Nervosität geprägt

Das Halbfinale der deutschen Branchenführer war im Vorfeld von einigen Spielchen begleitet worden, die dann spätestens mit dem Einlaufen der Mannschaften beendet waren. Nihad Djedovic (Bayern) und Brad Wanamaker (Bamberg), die zuletzt jeweils angeschlagenen Schlüsselspieler der Kontrahenten, liefen artig auf, entgegen mancher Vorankündigungen. Wanamaker fand sich sogar in der Anfangsformation ein. Der Bamberger Spielmacher offenbarte mit dem ersten erfolgreichen Dreier der Partie auch recht schnell seinen Wert. Es waren die Bamberger, die mit einem 7:0-Blitzstart zunächst ein wenig enteilten. Die Münchner, bei denen Maxi Kleber in die Anfangsformation gerückt war, fanden langsam ins Spiel.

Die Anfangsphase war trotz aller prominenter Namen, die beide Teams zu bieten haben, von reichlich Nervosität geprägt. Was sich in zahlreichen Fehlwürfen offenbarte. Selbst einem ehemaligen Europameister und WM-Zweiten wie Bambergs Spielgestalter Nikolaos Zisis aus Griechenland unterlief ein Airball, ein Versuch also, bei dem der Ball nicht einmal den Ring berührt. Doch mit steigender Spieldauer stieg die Qualität im Spiel. Manchmal hatte es den Anschein, als wollten sich die Protagonisten ihrem Publikum im Alleingang vorstellen. Bambergs NBA-erprobter Darius Miller etwa mit vier Punkten in Serie zum 12:9, oder Bayerns serbischer Routinier Dusko Savanovic mit sechs Punkten am Stück zur 17:16-Führung, der ersten der Bayern. Doch der Meister schlug zurück, Nationalspieler Elias Harris und Patrick Heckmann trafen zur 20:17-Führung für Bamberg nach den ersten zehn Minuten.

Was sich gegen Ende des ersten Viertels angedeutet hatte, setzte sich in den restlichen drei Abschnitten fort: Die besten Mannschaften der Bundesliga führten einen offenen Schlagabtausch von enormer Intensität vor. Die Münchner Defensive verstand es vorzüglich, die schnellen Ballstafetten der Bamberger zu unterbinden. Die Bamberger wiederum wussten die Größenvorteile des Gegners unter dem Korb auszugleichen. Wenn eine Mannschaft einen Lauf hatte, wie die Bayern im zweiten Viertel, als sie auf 34:27 enteilten, schickte der Gegner Akteure von der Bank ins sportliche Gefecht, die umgehend das Gleichgewicht wiederherstellten. Münchens Center John Bryant etwa, der vor der Pause neun seiner zehn Punkte erzielte. Oder Bambergs Lette Janis Strelnieks (13 Punkte), der mit einem seiner drei Dreier die knappe 39:38-Pausenführung für sein Team sicherte.

Bamberg entgleitet spät die Kontrolle - die Bayern nutzen das gnadenlos aus

Nach dem Wechsel wurde die Partie noch intensiver. Dieses Mal war es Münchens Justin Cobbs, der das Spiel prägte. "Er hat mit Kopf gespielt", lobte Pesic seinen Spielmacher später, dem in der zweiten Hälfte entscheidende Bedeutung zukam. Der Amerikaner musste Djedovic ersetzen, der verletzt auf der Bank zurückblieb; er musste zudem das Spiel gestalten, weil Alex Renfroe früh vier Fouls gesammelt hatte. Und Cobbs erledigte diese Aufgabe vorzüglich, erzielte neun Punkte und klaute wichtige Bälle.

Das Spiel wog weiter hin und her. Bamberg schob sich vor dem letzten Viertel knapp nach vorne, 57:56. Zisis und der italienische Nationalspieler Nicolo Melli verteidigten die Führung, die Bayern stemmten sich verbissen dagegen. Bis zum 73:73 blieb die Partie ausgeglichen. Und dann, fand Bambergs Coach Trinchieri, "haben wir die Kontrolle verloren", durch zwei leichte Ballverluste. Die Münchner nutzten das gnadenlos aus. Deon Thompson und Savanovic, mit jeweils 16 Punkten Topscorer ihres Teams, entschieden die Partie mit zwei krachenden Dunks. Zweistellig trafen noch Kapitän Bryce Taylor (14) und Center Bryant (10).

Pesic fand, dass er ein "Spiel nicht nur auf deutschem, sondern auf europäischem Spitzenniveau" gesehen hatte. Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer sah den Vorteil der Bayern darin, dass "sie uns extrem effektiv in unserem Ballvortrag gestört haben"; dennoch punkteten in Wanamaker (11), Miller (11), Daniel Theis (11), Strelnieks (13) und Topscorer Zisis (15) fünf Akteure zweistellig. Er freue sich dennoch auf die Playoffs, sagte Beyer, denn dann werden sich diese beiden Bundesliga-Spitzenteams mit großer Wahrscheinlichkeit wieder begegnen. Mehr als einmal.

© SZ vom 21.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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