FC Bayern München:Hoeneß in der Hölle

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Wie Uli Hoeneß beim Teufel landet, zu seinem Bruder Dieter und Franz Beckenbauer in den Himmel will und zur Rettung einen Elfmeter schießen muss. Ein Drama in zwei Szenen.

Benjamin Henrichs

1. Szene Eines Tages, sehr spät in der Zukunft. Uli Hoeneß, vormals Spieler und Manager beim FC Bayern München, ist gestorben und trifft jetzt in der Hölle ein. Er merkt aber zunächst gar nicht, dass er in der Hölle ist. Weil nämlich die Hölle so ähnlich aussieht wie die Geschäftsstelle des FC Bayern. An der Höllenpforte sitzt ein grimmig aussehender Höllenpförtner und betrachtet den Neuankömmling mit sichtlichem Missvergnügen.

Uli Hoeneß' Rettung kann nur ein Elfmeter sein. (Foto: Foto: dpa)

Pförtner: Und Sie? Wer sind Sie denn?

Hoeneß bekommt einen feuerroten Kopf.

Pförtner: Nun sagen Sie schon!

Hoeneß: (verärgert): Das sollten Sie doch wissen, mein Herr! Der Hoeneß.

Pförtner (gelangweilt): Der Uli oder der Dieter?

Hoeneß:: Der Uli. Das weiß man doch. Der Manager. Der Wurstfabrikant. Nicht der Dieter. Übrigens, wo ist er denn, der Dieter? Ich habe keine Ahnung, wo er ist.

Pförtner (blättert in einem dicken Buch): Oben. Oben ist er, der Dieter.

Hoeneß:: Oben? Was heißt denn oben?

Pförtner: Oben im Himmel.

Hoeneß ist fassungslos.

Hoeneß:: Und wir hier? Wo sind wir hier denn, mein Herr?

Pförtner: Unten.

Hoeneß:: Was unten?

Pförtner: In der Hölle. Tut mir leid. Tatsache. Eine Entscheidung vom Chef.

Hoeneß:: Der Franz??? Das gibt's doch nicht! Das glaube ich nicht.

Pförtner: Nein. Der andere Chef. Der richtige. Der Herrgott. Seine Entscheidung. Tut mir leid, Herr Hoeneß!

Hoeneß' Kopf glüht nun wie das ewige Höllenfeuer, eine Weile lang ist er sprachlos, dann brüllt er los.

Hoeneß:: Das ist ja eine ganz große Sauerei! Das ist ja eine ganz linke Truppe hier! Ja, was glaubt ihr denn, wer ihr seid? Wenn man denkt, was ich alles für den FC Bayern getan habe. Von meiner Wurstfabrik gar nicht zu reden.

Hoeneß schimpft nun eine Stunde lang, vielleicht auch ein Jahr lang, dann hält er inne, denn er hat einen Einfall.

Hoeneß:: Ich will ihn sprechen.

Pförtner: Wen denn?

Hoeneß:: Den Chef. Den Herrn. Ich will wissen, warum er mir das angetan hat. Da steckt doch sicher der Daum dahinter. Oder der Lemke. Oder der Rangnick. Oder die Süddeutsche Zeitung.

Pförtner: Ich will sehen, was sich tun lässt.

2. Szene Einige Stunden oder auch Jahrhunderte später. Gott ist zur Hölle hinabgestiegen, um mit Hoeneß über Hoeneß' Höllensturz zu sprechen. Gott ist, wie sollte es anders sein, überaus gütig zu Hoeneß, und also hat sich Hoeneß, im Vergleich zur ersten Szene, ein wenig beruhigt.

Hoeneß: (im Klageton): Alle hassen den FC Bayern. Weil sie alle neidisch sind. Dass aber sogar Gott den FC Bayern hasst, das hätte ich nicht gedacht.

Gott:: Ich hasse niemanden.

Hoeneß:: Aber ein Bayern-Fan bist du auch nicht, o Herr!

Gott:: Das will ich nicht sagen. Dem Beckenbauer habe ich immer gern zugeschaut. Dem Schwarzenbeck. Dem Müller. Dem Ribéry natürlich auch.

Hoeneß:: Und warum bin ich dann hier? Ich verstehe es einfach nicht! Das ist doch eine ganz linke Sauerei!

Gott:: Mäßige dich, mein Sohn!

Hoeneß mäßigt sich, und der Herr fährt in aller Ruhe fort.

Gott:: Weil du alle Menschen immerzu beleidigt hast. Und damit Gott beleidigt hast. Denn auch die Daums, die Lemkes und die Rangnicks sind meine geliebten Geschöpfe.

Hoeneß: (zerknirscht): Das schon. Aber vom Fußball verstehen sie trotzdem nichts. Außerdem habe ich das alles doch nur für den FC Bayern getan. Der FC Bayern war meine große Liebe. Meine einzige Liebe, könnte ich sagen. Außerdem habe ich immer die Wahrheit gesagt, und du liebst doch die Wahrheit. Der Daum war ein Kokser. Der Lemke ein Schwätzer. Der Rangnick ein Besserwisser.

Gott: (nachdenklich, vielleicht sogar ein wenig gerührt): Also gut, Uli. Ich will dir eine Chance geben. Wenn du sie nutzt, kannst du nachher mit mir kommen. Nach oben.

Hoeneß:: Und was muss ich tun?

Gott:: Einen Elfmeter schießen. Einen einzigen Elfmeter. Ist er drin, der Elfmeter, bist du gerettet!

Gott lächelt, Hoeneß wird totenbleich, der Vorhang fällt.

© SZ vom 20.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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