Europa führt:Disput der Kapitäninnen

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Es knistert bei den angeblich so harmonischen Wettkämpfen: Vor dem Finaltag steht es 8:5 gegen die USA, die sich über unerlaubte Ratschläge beklagen.

Das europäische Team hat sich vor den abschließenden zwölf Einzeln im Solheim Cup am Sonntag in eine gute Position gebracht. Nach den ersten beiden Tagen im wichtigsten Teamwettbewerb im Frauengolf führt der Gastgeber 8:5 gegen die USA. Als Titelverteidiger würde ein Unentschieden (14:14) im Golfclub St. Leon-Rot bei Heidelberg reichen, um sich in dieser alle zwei Jahre ausgetragenen Veranstaltung durchzusetzen. Die Ausgangslage vor dem Finale hätte sogar noch besser sein können. Bis zum Samstagmittag war Europa das dominierende Team und hatte sich nach dem 2:2 am Freitagmittag eine 8:4-Führung herausgearbeitet. In den vier Vierball-Matches am Samstagnachmittag aber präsentierten sich die Amerikanerinnen stark und verkürzten auf 5:8. Drei Matches (zwei mit US-Führung) mussten wegen Dunkelheit wie tags zuvor abgebrochen werden.

Am Freitag waren 10.000 Zuschauer anwesend, das war in Ordnung angesichts des wechselhaften Wetters. Am Nachmittag musste das Duell einmal für eine Stunde wegen Regens und Gewittergefahr unterbrochen werden. Insgeheim hatten sich die Veranstalter natürlich aber mehr Besucher am ersten Tag erhofft, die dann am Samstag anrückten mit Klappstühlchen, Rucksäcken, Fähnchen und Ferngläsern. 20.000 pilgerten an den Rändern der Fairways und Grüns mit, die Stimmung war bestens. Schlachtrufe, Jubel, Applaus und enttäuschte "Oohs" wechselten sich ab.

Sörenstam und Inkster werden keine Freundinnen mehr

Für Brisanz sorgten die beiden Teamkapitäninnen Carin Koch und Juli Inkster - und die frühere Weltranglisten-Erste Annika Sörenstam. Die Schwedin Sörenstam, die als eine der Vize-Captains von Koch agiert, löste zunächst offenbar einen Disput zwischen Inkster und Koch aus, weil sie unerlaubterweise bei einem Match Tipps an europäische Spielerinnen gab. Nur die Kapitäne dürfen das, nicht aber die Vizes. Schon vor zwei Jahren hat es eine ähnliche Auseinandersetzung zu diesem Thema zwischen den USA und Europa gegeben. Später, als Sörenstam beim Match der Deutschen Sandra Gal und Catriona Matthew mitlief, versuchte die 44-jährige Sörenstam, mit Inkster das Problem zu bereden. Ihre Mimik verriet indes: Als Freundinnen waren die beiden nach einigen Minuten nicht auseinander gegangen.

Möglicherweise musste sich die erfahrene Inkster aber auch etwas Luft verschaffen, denn als Gal kurz darauf den letzten Putt zum Sieg (1 auf) gegen Angela Stanford und Brittany Lincicome verwandelte, hieß das Zwischenergebnis 4:8 aus Sicht der USA. Von Zickenalarm muss man nicht gleich sprechen, aber dass sich alle immer so lieb haben, wie die Protagonisten oft suggerieren, muss man auch nicht immer für die einzige Wahrheit halten. Positiv allerdings ausgedrückt: Es knisterte endlich auch mal richtig in dieser Rivalität.

Sportlich bot eine britisch-norwegische Kombination die beste Geschichte des Tages. Die Engländerin Charley Hull, 19, und Suzann Pettersen, 30, lagen vier Bahnen vor Schluss in ihrem Vormittagsmatch schon mit drei Lochverlusten zurück, da gelangen ihnen vier Lochgewinne in Serie. Hull, die die eigentlich viel erfahrenere Pettersen regelrecht aufbaute, zeigte keine Nerven; den entscheidenden Putt zum 1-auf-Sieg vollstreckte dann Pettersen. Gal aus Düsseldorf präsentierte sich bislang in ausgezeichneter Form, am Freitag hatte sie mit Matthew, 46, aus Schottland schon gegen Stacy Lewis/Lizette Salas gewonnen (3&2) und ein Remis erreicht, mit Caroline Masson (Gladbeck) gegen Gerina Piller/Brittany Lang. Am Samstag steuerte sie den nächsten Siegpunkt bei, mit Matthew. Am Nachmittag erhielt sie eine Pause, dafür kämpfte Masson in ihrem zweiten Einsatz mit der Schwedin Hedwall. Die beiden unterlagen allerdings Lewis/Piller, die sich mit 1 auf durchsetzten.

© SZ vom 20.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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