Ingolstadt-Sieg zu Hause:Premiere nach 347 Minuten

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Ein Fernschuss bringt dem FCI das erste Bundesliga-Heimtor. Durch das 2:0 gegen das erschreckend indisponierte Team von Eintracht Frankfurt rückt der Aufsteiger auf Platz fünf vor.

Von Maik Rosner, Ingolstadt

Als Pascal Groß noch eine Stunde nach dem Abpfiff im Bauch des Ingolstädter Sportparks stand und ausführlich über den 2:0 (0:0)-Sieg gegen Eintracht Frankfurt sprach, bog Ralph Hasenhüttl um die Ecke. Der Trainer des FC Ingolstadt erblickte seinen Mittelfeldspieler, holte aus und gab ihm mit der flachen Hand einen kräftigen Schlag auf den Rücken. Groß schaute sich ein wenig irritiert um und sah Hasenhüttl, wie dieser schelmisch die Zunge zwischen den zusammengepressten Lippen herausspitzen ließ. Groß grinste, Hasenhüttl ebenfalls.

Den kumpelhaften Klaps zum Ende des Samstagnachmittags hatte sich Groß redlich verdient. Denn der 24-Jährige hatte mit seinem Tor in der 78. Minute ja die doppelte Premiere des Aufsteigers entscheidend auf den Weg gebracht. Nicht nur, dass sein schöner Distanzschuss vom Innenpfosten zum ersten Bundesligator des FCI ins Frankfurter Tor geprallt war. Eingeleitet wurde so auch der erste Heimsieg der Oberbayern in der neuen Umgebung, gekrönt vom Treffer zum 2:0-Endstand, den Stephan Lex kurz darauf erzielt hatte (84.).

Stefan Lex (Ingolstadt) schießt den Ball an Torwart Lukas Hradecky von Eintracht Frankfurt vorbei. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Nach dem Sieg sind die Ingolstädter zu Scherzen aufgelegt

"Wahnsinn, ein Kantersieg für unsere Verhältnisse", scherzte Groß vergnügt. Bisher hatte der Neuling drei 1:0-Erfolge gefeiert - allesamt in der Fremde. Und ein bisschen ließ er sich nun auch von der aufgekratzten Stimmung um ihn herum anstecken, als er seinen Treffer nicht unbescheiden als "Supertor" bezeichnete und zudem befand: "Ich freue mich, dass ich was Historisches geschafft habe, aber in erster Linie über den ersten Heimsieg." Hasenhüttl hatte zuvor bereits von einem "Riesenmoment für uns alle" geschwärmt.

Die Frankfurter verließen Ingolstadt nach ihrem schwachen Auftritt dagegen restlos bedient. "Wenn man die zweite Halbzeit gegen Berlin und heute sieht, muss man sich schon Sorgen machen und sehr wachsam sein", sagte Trainer Armin Veh. Innenverteidiger Marco Russ befand gar: "Das war das mit Abstand schlechteste Spiel seit langem, das ich mitgemacht habe. Eine Frechheit, die Fans haben zu Recht gepfiffen. Wahnsinn, was wir angeboten haben."

Grauenhafte erste Halbzeit, seltsamer Hradecky-Marsch

In der ersten Halbzeit hatte das durchaus für die Darbietung beider Mannschaften gegolten, die sich ständig ineinander verhakten und derart viele Fehlpässe fabrizierten, dass jeden F-Jugendlichen das Grauen erfasst haben dürfte. Nach dem Seitenwechsel steigerten zunächst die Ingolstädter den Unterhaltungswert mit zwei ordentlichen Torchancen, dann kam die Eintracht kurz auf, ehe Groß zu seinem Distanzschuss mit seinem gewöhnlich schwächeren linken Fuß ansetzte und Ingolstadt vom Minutenzählen erlöste. Mehr als sieben Heim-Halbzeiten und genau 348 Minuten hatte es gedauert, ehe weite Teile der 15.000 Zuschauer erstmals einen Treffer des FCI beklatschen durften. Kurz darauf konnte Lex nach einem langen Schlag von Tobias Levels recht locker zum 2:0 nachlegen, da Frankfurts Torwart Lukas Hradecky bei seinem Ausflug am Ball vorbeilief, was durchaus sinnbildlich für den Eintracht-Auftritt stand.

Hasenhüttl, der Schelm, hatte für die Leistungssteigerung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit dann noch eine ganz eigenwillige Erklärung. "Das ist immer so, wenn wir in der zweiten Halbzeit auf unsere Tribüne spielen. Rechts von der Trainerbank sitzen die ganzen Spielerfrauen, da wollen sie dann richtig zeigen, wie gut sie sind. Deswegen sind wir in der Ecke immer besonders gefährlich", sagte er. Veh lauschte und sorgte dann für den einzigen heiteren Moment der Frankfurter an diesem Samstag, als er witzelte: "Das wäre mal eine Idee für uns vielleicht."

© SZ vom 04.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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