EM 2008 Rahmenprogramm:Dichter am Ball

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Die deutsche Autoren-Nationalmannschaft traf sich zu einem Kräftemessen mit österreichischen Schriftstellern. Dabei bewiesen Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Christoph Nußbaumeder, dass sie nicht nur mit der Feder umgehen können.

Jürgen Schmieder, Wien

Albert Ostermaier war sauer. Gerade hatte er den Schuss eines österreichischen Angreifers bravourös pariert, gegen den Nachschuss allerdings hatte er keine Chance. Böse blickte er auf seine Vorderleute, die ihn in dieser Situation im Stich gelassen hatten. "Was regt er sich denn auf?", fragte Stadionsprecher und Radiomoderator Günther Koch. "Die Deutschen führen doch hoch." Aber so sind eben Torhüter: Egal wie es steht, bei einem Gegentreffer werden sie böse.

Geht es nach den Autoren, geht der EM-Pokal wohl nach Deutschland. (Foto: Foto: dpa)

Es sollte die große Revanche werden für den 1:0-Sieg der deutschen Nationalelf im letzten Gruppenspiel gegen Österreich. Deshalb traf sich die deutsche Autoren-Nationalmannschaft zu einem Freundschaftsspiel mit den österreichischen Kollegen in Wien. Albert Ostermaier stand im Tor der deutschen Elf, im Mittelfeld agierten Christoph Nußbaumeder und Benjamin-Blümchen-Autor Klaus Döring ballsicher und kombinationsstark. Immer wieder suchten sie mit kurzen Pässen Dramatiker Moritz Rinke, was Günther Koch zur Aussage verleitete: "Die Autoren spielen ja besser als die Fußballer." Die Abwehr um Norbert Kron und Konstantin Richter stand sicher und verschob geschickt die wenigen Durchbrüche der österreichischen Elf wehrte Albert Ostermaier sicher ab.

Eine dritte Halbzeit

Die österreichische Mannschaft um Franzobel, Egyd Gstättner und Gerhard Ruiss hatte der schnellen und vertikalen Spielweise der deutschen Autoren wenig entgegenzusetzen und so stand es bereits zur Halbzeit 3:0. "Die deutschen Autoren sind im Sog des deutschen Fußball-Nationalteams zur Hochform aufgelaufen, während wir deutlich Sommerpausen-Fußball gespielt und verdient verloren haben", sagte der österreichische Schriftsteller-Kapitän Gerhard Ruiss.

In der zweiten Halbzeit ließen es beide Mannschaften - auch aufgrund der Temperaturen - ein wenig lockerer angehen. Bei der deutschen Mannschaft wollte jeder Spieler noch gerne ein Tor schießen, während die österreichische Elf unbedingt den Ehrentreffer erzielen wollten. Das gelang in der 80. Minute - und Ostermaier war sauer. Am Ende stand es 8:1 für die deutsche Elf.

Das Schöne an einem Dramatiker-Fußballspiel ist, dass es direkt im Anschluss eine dritte Halbzeit gibt. Im Kasino des Burgtheaters Wien trafen sich die Autoren zu einem Leseduell. Der Ausgang: Unentschieden. Da ärgerte sich Albert Ostermaier auch nicht mehr über den Gegentreffer. Musste er ohnehin nicht - er konnte ja nichts dafür.

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