EM-Qualifikation:Muster an Effizienz

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Verlässlich wie eine Bank: Keeper Andreas Wolff war ein sicherer Rückhalt gegen Slowenien. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Der deutschen Handball-Nationalmannschaft glückt schon im zweiten Spiel unter dem neuen Bundestrainer Christian Prokop die EM-Qualifikation. Vor allem Keeper Andreas Wolff zeigt sich in bestechender Form.

Eine erste Zwischenbilanz lässt sich schon zu Beginn der neuen Handball-Ära ziehen: Christian Prokop, der Verantwortliche an der Seitenlinie, ist ein Mann, der es schnörkellos liebt. Bereits im zweiten Pflichtspiel unter Prokop als Bundestrainer hat sich die Nationalmannschaft für die Europameisterschaft 2018 qualifiziert. Am Samstag in Halle/Westfalen setzt sich das Team ohne große Umstände auch im zweiten Anlauf gegen den WM-Dritten Slowenien mit 25:20 durch. Vier Tage nach dem überragenden 32:23-Sieg in Slowenien beeindruckte die deutsche Auswahl zwar weniger durch Ballzauber als durch Effizienz. Der Grundstein für eine erfolgreiche Titelverteidigung aber ist damit gelegt.

"Es ging uns nicht ganz so locker von der Hand wie in Ljubljana, trotzdem haben wir auch knappe Phasen gemeistert. Ich bin überglücklich, dass wir das EM-Ticket heute gelöst haben", sagte Prokop nach Spielschluss. Er sparte nicht mit Lob für die Mannschaft, die "in der ganzen Woche einen super Job gemacht und eine angenehme, lockere, sympathische, aber dennoch immer konzentrierte Stimmung erzeugt hat". Diese positive Atmosphäre, sagte er, habe er von Anfang an gespürt: "Aber zu viel Lob im Vorfeld", räumt er ein, "zahlt sich meistens nicht aus."

Eine robuste Abwehrleistung und ein erneut großartig haltender Keeper Andreas Wolff waren in Halle vor 9300 Zuschauern der Schlüssel zum Sieg. Im Angriff lief es dagegen, anders als beim Sieg in Ljubljana, nicht ganz so rund. Das lag unter anderem daran, dass die Slowenen sich deutlich besser auf den Gegner eingestellt hatten und ihrerseits in der Abwehr hart zu Werke gingen.

Das Team selbst schrieb den Erfolg auch dem neuen Trainer zu, der im März das Amt von seinem Vorgänger, dem Isländer Dagur Sigurdsson, übernommen hatte. "Wir haben das umgesetzt, was Prokop vorgegeben hat", sagte Wolff. Und Kapitän Uwe Gensheimer ergänzte: "Er kann uns sehr gut und detailliert einstellen."

Nun bleibt mehr Zeit, "mehr neue Dinge einzustudieren"

In der Offensive überzeugten vor allem Fabian Wiede, Philipp Weber und Kreisläufer Patrick Wiencek mit jeweils vier Treffern. Wiencek trug zum 100. Mal das deutsche Trikot. Zwei Spiele vor Ende der Qualifikationsrunde sind die Olympia-Dritten in ihrer Gruppe nun nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Dass die Teilnahme an der Endrunde im Januar 2018 so früh gesichert wurde, ist ganz nach dem Geschmack aller Beteiligten. Auf diese Weise, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning, hätten Prokop und die Mannschaft in den kommenden Trainingseinheiten die Möglichkeit, "mehr neue Dinge einzustudieren".

Zumindest in den Anfangsminuten präsentierte sich von der DHB-Auswahl allerdings nur Torwart Wolff in Titelform. Wie schon im Hinspiel parierte der 26-jährige Kieler etliche Versuche der Slowenen, in der Offensive mangelte es der deutschen Mannschaft aber einige Male an der nötigen Konzentration. Anstatt frühzeitig die Überlegenheit auch in eine klare Führung umzusetzen, scheiterten Kapitän Gensheimer und Kollegen an ihrer fehlenden Präzision. Aufgrund der überragenden Form von Wolff kam der zweite Keeper Silvio Heinevetter erneut nur zu wenigen Einsatzminuten. Dafür kehrte Ersatzkapitän Steffen Weinhold nach überstandener Blessur aufs Parkett zurück, für Akzente sorgten aber andere. Vor allem dank der Treffsicherheit des Wetzlarers Weber baute Prokops Team seine Führung gegen Ende des ersten Durchgangs Stück für Stück aus. Die Pflicht darf nun vorerst als erledigt gelten: Die restlichen beiden Qualifikationspiele in Portugal und gegen die Schweiz Mitte Juni wird der neue Bundestrainer nun für EM-Experimente nutzen können.

© SZ vom 07.05.2017 / DPA, SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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