Eishockey:Die NHL spielt wieder

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Der Arbeitskampf ist vorbei, der Puck darf wieder gleiten. Damit steht der neuen Saison nichts mehr im Weg. Die Stars kehren damit der DEL wieder den Rücken.

Mit einer überwältigenden Mehrheit von mehr als 90 Prozent segneten die Profis am Donnerstag in Toronto den neuen Tarifvertrag ab. Damit akzeptierten die Spieler die von der Gewerkschaft NHLPA und den Klubs ausgehandelte Gehaltsobergrenze von 39 Millionen Dollar pro Team. Die Ratifizierung des Vertrages durch die Vereine am Freitag galt als reine Formsache.

Die Gravur für dieses Jahr fällt aus, dafür wird es in der kommenden Saison wieder einen Stanley Cup-Gewinner geben. (Foto: Foto: rtr)

"Wir stehen alle voll hinter dem Deal und sind optimistisch, dass wir einen großen Sieg für unsere Sportart eingefahren haben", sagte Gewerkschafts-Chef Bob Goodenow, der sich von den Spielern teilweise harsche Kritik gefallen lassen musste. Die Einigung gilt gemeinhin als sehr günstig für die Klubbesitzer. Mehr als 230 Spieler waren zur Abstimmung in die kanadische Metropole gereist. Viele gaben ihre Stimme via Internet ab. Insgesamt beteiligten sich 550 NHL-Profis an der Abstimmung.

Das "Collective Bargaining Agreement" (CBA) hat eine Laufzeit von sechs Jahren. Die Spieler müssen neben der Gehaltsobergrenze eine sofortige Kürzung ihrer Bezüge um 24 Prozent hinnehmen. Kein Spieler darf künftig mehr als 7,8 Millionen Dollar pro Saison verdienen. Zudem einigten sich die Parteien auf eine Teilnahme der NHL-Profis an den Olympischen Winterspielen in Turin 2006.

Stars wieder in die USA

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) trägt den Verlust ihrer Lockout-Profis nach dem Ende des Arbeitskampfes in Nordamerika mit Fassung. Entsprechend gelassen kommentieren die Manager der DEL-Vereine die Rückkehr zahlreicher NHL-Stars zu ihren Stammvereinen. "Es war eine Frage der Zeit. Für eine Saison war es sehr schön, die Jungs aus der NHL bei uns spielen zu sehen", sagte Manager Peter Lee vom deutschen Meister Eisbären Berlin.

Die Berliner verlieren den früheren NHL-Allstar Olaf Kölzig, der zu den Washington Capitals zurückkehrt, und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Nathan Dempsey (Los Angeles Kings) und Erik Cole (Carolina Hurricanes). US-Nationalspieler Cole avancierte im April zum "wertvollsten Spieler" der Playoff-Finalserie gegen die Adler Mannheim.

Lees Ansicht teilt auch Manager Stefan Wagner vom Halbfinalisten ERC Ingolstadt, der in Marco Sturm (San Jose Sharks), Andy McDonald (Anaheim Mighty Ducks) und Jamie Langenbrunner (New Jersey Devils) eine Reihe der Extraklasse verliert. "Diese Jungs sind nicht zu ersetzen. Das ist die Kehrseite der Medaille. Aber das wussten wir vorher", sagte Wagner.

Schwierig dürfte es nun für den ERC werden, die gesteigerten Ansprüche von Fans und Sponsoren wieder auf ein angemessenes Maß zu stutzen. Denn um die Qualität des scheidenden Trios mit neuen Spielern annähernd zu erreichen, müsste der Klub ein Vielfaches von dem ausgeben, was die Stars in der Vorsaison gekostet haben. Denn die spielten wegen des Arbeitskampfes im Eishockey-Land, wo trotz Einführung der Gehaltsobergrenze noch immer Milch und Honig fließen, ausnahmsweise für einen Apfel und ein Ei in Europa. "Die haben hier für Gehälter gespielt, die bei uns einer aus der dritten oder vierten Reihe kassiert", so Wagner.

Klubs wie Berlin, Ingolstadt oder Mannheim bleiben trotz des Aderlasses Titel- oder zumindest Playoffkandidaten. Schwieriger wird es für die Iserlohn Roosters. Der überragende Mike York (Edmonton Oilers) erzielte 16 Tore, bereitete 46 Treffer vor und verhalf den Roosters zum frühzeitigen Klassenerhalt. Nur Pat Lebeau von den Frankfurt Lions punktete besser.

Die Zeiten sind vorbei. Ab Donnerstag werden die NHL-Klubs neue Verträge mit den Profis aushandeln. Es gibt mehr Bewerber als offene Stellen. Der ein oder andere Hochkaräter wird dabei durchs Rost fallen und in Europa anheuern wollen. "Um die gibt es dann ein Hauen und Stechen", kündigt Manager Marcus Kuhl von Vizemeister Adler Mannheim an. Nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern vor allem auch mit den Ligen in Russland oder der Schweiz, wo mehr Geld fließt als in der DEL.

Ins Schlachtfeld ziehen dann auch die Adler, die Jochen Hecht (Buffalo Sabres), Yannick Trembley (Atlanta Thrashers), Cristobal Huet (Montreal Canadiens) und Sven Butenschön (New York Islanders) in der vergangenen Saison unter Vertrag hatten. Zudem luchste der Klub vor einigen Wochen den Frankfurt Lions Star-Verteidiger Stephane Robidas (Chicago Blackhawks) ab - vergebens.

Doch auch wenn der Transfer des Kanadiers nach Mannheim durch das Lockout-Ende nicht zustande kommt, haben die Adler für Verstimmung in Frankfurt gesorgt. "Das war eine PR-Aktion auf Kosten der Lions. Das war nicht fair", sagte der neue Manager Karl-Heinz Fliegauf.

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