Eintracht gewinnt 3:1 -:Ein Sieg gegen alle Schwarzseher

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Frankfurt stoppt den Sinkflug und verschafft Trainer Thomas Schaaf eine etwas ruhigere Arbeitswoche.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Thomas Schaaf hatte einen wichtigen Triumph zu verbuchen, aber er ließ es ganz langsam angehen. Gemächlich schritt er an all den Leuten auf der Ersatzbank vorbei, jeder bekam eine Umarmung oder einen Abklatscher oder beides, dann ging er ebenso gemächlich auf den Platz und dort so lange umher, bis er auch wirklich jeden seiner Spieler geherzt hatte. Erst als sich die Mannschaft vor der Fankurve versammelte, um sich für diesen 3:1-Sieg gegen Hoffenheim feiern zu lassen, verließ der Trainer das Feld wieder.

Thomas Schaaf und sein Verhältnis zur Mannschaft, Thomas Schaaf und sein Verhältnis zu den Strippenziehern im Klub, das ist in den vergangenen Tagen ein immer heißeres Thema geworden in Frankfurt. Im Sommer war er an den Main gekommen, und im Großen und Ganzen waren alle rund um die Eintracht mit ihm zufrieden gewesen. Doch zuletzt war die Stimmung deutlich gekippt. Sechs Wochen lang gewann die Eintracht kein Spiel und stürzte in der Tabelle ab. Das allgemeine Gemurmel über einen grundsätzlichen Konflikt zwischen Team und Trainer nahm zu. Beides lief zudem parallel in jenen Frankfurter Machtkampf über die Nachfolge von Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der im Sommer 2016 an der Spitze des Klubs aufhört. Inzwischen scheint nicht mal mehr eine Trennung vom einstigen Bremer schon diesen Sommer ausgeschlossen zu sein.

"Wir hoffen, dass jetzt Ruhe einkehrt"

Da kam dieses 3:1 gerade recht, um zumindest mit einem sportlichen Erfolg im Rücken die Aufgeregtheit der vergangenen Tage kommentieren zu können. "Wir haben viele neue Spieler, wir haben ein neues Trainerteam, da dauert es nun mal ein bisschen, bis alles passt", sagte Bruchhagen. "Wir hoffen, dass jetzt Ruhe einkehrt", sagte Torwart Kevin Trapp.

Das Spiel jedenfalls hatten sie - auch in dieser Höhe - verdient gewonnen gegen vor allem in der ersten Hälfte erschreckend schwache Hoffenheimer, deren Europa-League-Hoffnungen deutlich sanken.

Eine sensationelle Hälfte mit Toren durch Oczipka, Seferovic (im Bild) und Chandler reicht Frankfurt zum Sieg gegen Hoffenheim. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Aus Frankfurter Sicht begann die Partie zwar mit einem katastrophalen Fehlpass von Bastian Oczipka in der Nähe des eigenen Strafraumes, den Hoffenheim aber nicht nutzen konnte, weil die Spieler ins Abseits liefen. Danach aber fand die Eintracht gut ins Spiel - und belohnte sich in der 18. Minute. Oczipka zirkelte einen Freistoß von kurz hinter der Strafraumgrenze aufs Tor, Hoffenheims Schlussmann Oliver Baumann war falsch postiert und kam nur noch mit den Fingerspitzen dran - drin war der Ball.

Einige hatten sich sogar schon an Christoph Daum erinnert

Es war der erste Eintracht-Treffer seit fast einem Monat (beim 2:2 gegen Hannover) - und es war auch der Treffer, den sich die Schwarzseher im Eintracht-Lager so dringend erhofft hatten. Der Klub war nach den vielen sieglosen Wochen schließlich weit abgestürzt. Noch nicht in unmittelbare Abstiegsbedrohung, nein, aber doch irgendwie noch einmal an den Rand des Strudels. Und wie unerwartet schnell das mit dem Abstieg gehen kann, haben sie in Frankfurt erst 2011 unter Christoph Daum erleben müssen.

Hoffenheim hatte kurz danach eine Kopfballchance durch Roberto Firmino, aber viel mehr kam nicht von den Kraichgauern. Kurz vor der Pause gelang dafür der Eintracht ein Doppelschlag. In der 37. Minute verlud Haris Seferovic mit einer feinen Körpertäuschung die ganze Hoffenheimer Defensivreihe, sprintete aufs Tor zu und drosch den Ball mit dem linken Außenrist ins Tor. Eine Minute vor dem Seitenwechsel landete dann nach einer kurz ausgeführten Ecke eine Flanke bei Timothy Chandler, der den Ball per Kopf zum 3:0 ins Netz verlängerte.

Gisdol wechselte in der Pause dreimal

Unter Trainern hat sich die Floskel eingebürgert, dass sie nach manchen Halbzeiten am liebsten alle Spieler austauschen würden, das Reglement dies bedauerlicherweise aber nicht ermögliche. Hoffenheims Coach Markus Gisdol entschied sich in Frankfurt jedenfalls zu dem ungewöhnlichen Schritt, schon in der Halbzeit das Maximum an Wechseln durchzuführen: Anthony Modeste, Eugen Polanski und Ermin Bicakcic raus, dafür Steven Zuber, Tarik Elyounoussi und Tobias Strobl rein. "Die erste Halbzeit war sehr enttäuschend von uns", sagte Gisdol, "ich habe meine Mannschaft selten so viel quer spielen sehen, ich bin schier wahnsinnig geworden an der Seite."

In der Tat wurde das Spiel der TSG nach der Pause und den Wechseln etwas besser. Nach 51 Minuten kam sogar noch einmal so etwas wie Spannung auf, als Kevin Volland mit einem direkten Freistoß zum 1:3 einschoss. 3:1, das ist für gewöhnlich kein Ergebnis, das demjenigen mit den drei Toren Angst machen müsste. Aber die Eintracht ist diesbezüglich in dieser Saison kein gewöhnlicher Verein, zu oft schon hat sie ohne Not einen Vorsprung hergegeben. Doch diesmal erlaubte sie dem Gegner kaum Torchancen und hatte selbst noch bei Kontern über Takashi Inui (86.) und Seferovic (90.) große Gelegenheiten zum vierten Tor.

Was das alles für die Zukunft von Thomas Schaaf in Frankfurt bedeutet, ist noch fraglich. Torwart Trapp fasste es in dieser schön verdrechselten Bemerkung zusammen: "Bisher gehen wir schwer davon aus, dass Schaaf auch nächstes Jahr Trainer ist. Er hat ja auch noch ein Jahr Vertrag."

© SZ vom 10.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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